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4. May 2005, 22:26   #1
Glühwürmchen
 
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Macht Arbeit sexy?

Eine verschollen geglaubte Spezies Frau ist wieder im Kommen: die Hausfrau!

In emanzipierten Kreisen durfte man dieses Wort nicht laut sagen; man wusste ja um die verheerende Wirkung ausschließlichen Backens, Kochens und Putzens auf das weibliche Nervenkostüm und die erotische Ausstrahlung.
Das Motto hieß: Kinder und Karriere.
Offensichtlich hat mit dieser neuen Häuslichkeit nun eine konservative Besinnung auf etwas "ursprünglich Weibliches" stattgefunden. Und wenn es die Frauen glücklich und schön macht – bitte.
Ich halte das aber für eine gefährliche Lüge.

Ich bin heilfroh, dass es jetzt die neue TV-Serie "Desperate Housewives" gibt: Verzweifelte Hausfrauen.


Sie hält uns allen den Spiegel vor und zeigt sehr lustig und eindrücklich: Wer kein eigenes Einkommen hat, keine Altersvorsorge, keine gesellschaftliche Anerkennung und kaum berufliche Wiedereinstiegschancen, der bewegt sich irgendwann am Rande des Nervenzusammenbruchs. Der träumt trotz blitzblanker Vorstadtvilla mit perfekt manikürtem Rasen davon, seine Kinder nebst Mann zu erschlagen. Der schläft aus Langeweile mit dem Gärtner oder gibt sich nach dem Bügeln die Kugel.
Glücklich ist keine dieser Gattinnen – attraktiv, ja, das sind sie alle. Und das sind auch die meisten realen Muttis, die ich kenne. Weil sie am Vormittag, wenn die Kinder aus dem Haus sind, viel Zeit haben für Körperpflege. Aber etwas fehlt, wenn ich die schlanken und gut gekleideten Frauen auf dem Spielplatz sehe, da kommt nichts rüber, außer Langeweile.

Arbeit macht sexy – hat mal eine kluge Frau zu mir gesagt. Ein großartiges Zitat, dessen Wahrheit sie verkörperte. Weil sie nicht nur gut aussah – sondern auch dieses gewisse Etwas hatte, das nur finanzielle Unabhängigkeit mit sich bringt. Das sich leider auch mit dem glänzendsten Boden und selbst genähten Kinderkleidchen nicht einstellt.

Was umgekehrt Männer angeht, gibt es für Frauen keinen Zweifel. Die hässlichen Kerle gewinnen durch Karriere Charisma – die schönen werden noch schöner.
Aber so ist das bei Frauen auch! Die meisten Männer sagen das nur nicht. Entweder, weil sie peinlich von gestern sind und denken: Alle sollen sehen, dass bei meiner Kohle meine Frau nicht arbeiten muss. Oder es stinkt ihm, dass er allein das Geld anschleppt, während sie mit Freundinnen Kaffee trinkt und ihn abends zusammenstaucht, weil er so spät kommt. Aber wagt nicht, es zu sagen.
Wer hat diese alten Zöpfe bloß wieder vorgekramt? Da wird behauptet, dass die Doppelbelastung Job und Haushalt für Kinder und Mann eine Katastrophe sei. Hockt die Frau nicht jahrzehntelang zu Hause, wird der Nachwuchs kriminell und der Mann geht fremd.

Völliger Unsinn – fremd geht er, weil er zu Hause eine sitzen hat, die angeödet ist von der Monotonie ihres Alltags, die von der Welt nichts mitkriegt!
Weil er sich mit seiner Sekretärin besser unterhalten kann als mit der Gattin, die sich immer weiter von der Erde entfernt in ihrem Raumschiff Reihenhaus.

Wir waren doch schon so weit, wir Frauen. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten. Wollen wir das gar nicht?
Haben wir in Wahrheit Scheu vor Konkurrenz und Ellenbogen?
Weil wir doch das schwächere Geschlecht sind, für das der Herd die wärmste Stelle ist in einer kalten Arbeitswelt?


Vielleicht wird mich diese Serie doch noch bekehren