Thema: Stichtage
Einzelnen Beitrag anzeigen
25. March 2006, 16:09   #112
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
22. März 1595: Sir Walter Raleigh entdeckt den Asphaltsee auf Trinidad

Der Asphaltsee oder engl. Pitch Lake ist der einzige natürliche Asphaltsee und das größte Vorkommen dieser Art der Welt. Der See liegt im Südwesten der Karibikinsel Trinidad in der Nähe der Ortschaft La Brea. Für Trinidad ist der Asphaltsee eine bedeutende Touristenattraktion und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor zugleich.

Geologie

Der Asphaltsee erstreckt sich auf einer Fläche von ca. 40 ha. Seine Tiefe wird recht unterschiedlich mit 75 bis 100 Metern angegeben. Genauere Untersuchungsergebnisse dazu liegen nicht vor. Die Gesamtmenge des Asphaltsees wird auf 10 Mio. Tonnen geschätzt. In seiner Tiefe sprudelt permanent heißes, flüssiges Bitumen aus der Erdkruste und vermischt sich mit Gestein. Aus dieser Mischung entsteht Asphalt. Es wird vermutet, dass unter der Insel Trinidad zwei tektonische Platten aneinander stoßen und Druck auf ein darunter liegendes Erdölvorkommen ausüben. Der hohe Druck führt zur Entstehung des heißen Bitumens, welches seinen Weg nach oben sucht und auf der Insel einen Ausgang findet. Diese tektonische Konstellation entstand vor ca. 70 Mio. Jahren. Die Oberfläche des Sees ist runzlig und an vielen Stellen so weit ausgehärtet, dass sie begehbar ist.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Trinidad-Naturasphalt ist aufgrund seiner robusten Qualität ein begehrter Zuatzstoff beim Straßenbau weltweit. Täglich werden 150 bis 200 Tonnen Asphalt abgebaut und fließen in den Export. Allein in Deutschland werden jährlich 6.000 Tonnen im öffentlichen Straßenbau verarbeitet. Die beim Abbau entstehenden Löcher schließen sich in sehr kurzer Zeit wieder durch den aus der Tiefe nachfließenden Asphalt. Jährlich besuchen zusätzlich rund 20.000 Touristen die „hässlichste Attraktion der Karibik“ und bilden damit einen zusätzlichen Wirtschaftsfaktor für Trinidad. Es finden regelmäßige touristische Führungen statt. Der See ist an seinen Randzonen an der Oberfläche ausgehärtet und für den Menschen begehbar. In der Mitte wird er zunehmend weicher und ist dort nicht begehbar. Die austretenden Schwefelgase sollen gesundheitlich positive Wirkung haben.

Mythos und Historie

Nach einer indianischen Sage soll an der Stelle des Asphaltsees früher ein reiches Dorf mit großen Obstplantagen gestanden haben. Als immer mehr Vögel sich am Obst gütlich taten, wurden sie von den Dorfbewohnern gejagt und gegessen, auch die als heilig geltenden Kolibris. Für diesen Frevel straften die Götter die Menschen und ließen das Dorf über Nacht in der Erde versinken. An dessen Stelle entstand der Asphaltsee, der fortan als Eingang zur Unterwelt galt.

Der europäische Entdecker des Asphaltsees, Sir Walter Raleigh, stieß am 22. März 1595 auf das Vorkommen und nutzte es auch gleich, um seine Schiffe abzudichten. Im 17. Jahrhundert errichteten die Spanier eine Raffinerie und transportierten den Asphalt in ihre Heimat. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts stieg der Bedarf in Europa aufgrund des zunehmenden Straßenbaus erheblich an, was zur weiteren, bis heute dauernden Ausbeutung des Asphaltvorkommens führte. Nach konservativen Berechnungen reicht die derzeit vorrätige Asphaltmenge des Pitch Lake wenigstens für 100 Jahre. Der Name der nahe gelegenen Ortschaft La Brea leitet sich aus dem spanischen Wort für Teer ab; die Spanier nannten den Ort Tierra de Brea.