Thema: Stichtage
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8. April 2006, 14:06   #124
Jules
 
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03. April 2001: Die Sendung Frontal21 wird das erste Mal ausgestrahlt (ZDF)

Frontal21 ist ein zeitkritisches Fernseh-Magazin im ZDF, welches nach dem Ende der erfolgreichen Magazine Frontal und Kennzeichen D gestartet wurde. Teilweise wurden Mitarbeiter dieser zwei Vorläufermagazine in die neue Fontal21-Redaktion übernommen. Am 3. April 2001 lief die erste Sendung. Von Anfang an wurde das Magazin von Theo Koll moderiert. Am Ende jeder Sendung kommt die politische Satire Toll!. Diese ist meistens von Andreas Wiemers, bzw. manchmal auch von Werner Martin Doyé.

Konzept

Frontal21 berichtet vor allem über politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen. Die Themen werden von verschiedenen Sichtweisen beleuchtet und fundiert recherchiert. Mehrmals kam es zu Fällen, in denen Berichte, die Frontal21 sendete, von anderen Medien aufgenommen wurden und in der Bevölkerung Entrüstung auslösten. Am Ende jeder Sendung wird ein humoristischer Beitrag ausgestrahlt, in dem die Tagespolitik aus einer anderen Sichtweise beschrieben wird.

Toll!

Toll! ist eine ca. 2-minütige MAZ am Ende von jeder Frontal21-Sendung. In ihr werden mit den Mitteln der Satire aktuelle politisch Ereignisse kritisiert. Dieses Video wird von Werner Martin Doyé und Andreas Wiemers gemacht, und kann im Frontal21-Archiv online angesehen werden. Parallel dazu wird eine schriftliche, tägliche Satire-Kolumne von Werner Martin Doyé geführt. Diese nennt sich täglich Toll!, und ist im Online-Portal von Frontal21 beim ZDF zu lesen. Mittlerweile gab es schon das 1000. täglich Toll!

Redaktion

Die Redaktion setzt sich zusammen aus:
Theo Koll, Moderator und stellvertretender Redaktionsleiter
Claus Richter, Redaktionsleiter
Jörg Brase, Redakteur
Werner Martin Doyé, TV- und Online-Redakteur
Christian Esser, Redakteur
Ulrike Hinrichs, Redakteurin
Annett Honig, Redaktionsassistentin
Heinke Hüttmann, Redaktionsassistentin
Steffen Judzikowski, Redakteur
Hans Koberstein, Redakteur
Wolfgang Kramer, Redakteur
Reinhard Laska, Redakteur
Astrid Randerath, Redakteurin
Thomas Reichart, Redakteur
Rita Stingl, Redakteurin
Ulrich Stoll, Redakteur
Andreas Wiemers, Redakteur, Satireautor

Themen

Wichtige Themen von Frontal21 waren bislang:
die Krankenversicherungsreform
Probleme bei der Einführung der LKW-Maut in Deutschland
Sicherheitslücken beim Zoll am Frankfurter Flughafen
Hartz IV und Folgen für Betroffene
der Zustand von Altenpflegeheimen
Kritik an angeblich gewaltverherrlichenden Computerspielen
Berichte über Integrationspolitik

Auszeichnungen

2006 wurde Frontal21 mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet. Frontal21 findet nach Ansicht der Jury von Woche zu Woche "neue Formen der kritischen Vermittlung aktueller politischer Themen auf hohem Niveau". Auch gelinge es der Redaktion, über längere Zeit hinweg eine Vielzahl von Problemfällen im Blick zu behalten und für den Zuschauer transparent zu machen.

Kritik

Die bislang stärkste Kritik erhielt Frontal21 wohl für seine Berichte über angeblich gewaltverherrlichende Computerspiele, im Frontal21-Jargon auch „Killerspiele“, „Gewaltspiele“ oder „Brutalspiele“ genannt. Konkret geht es den Kritikern um den Beitrag „Videogemetzel im Kinderzimmer“ vom 9. November 2004 sowie den Beitrag „Gewalt ohne Grenzen“ vom 26. April 2005. Laut Frontal21 gingen nach dem Beitrag vom 9. November 2004 tausende e-Mails bei Frontal21 ein. Tatsächlich gab es zu dieser Zeit auch im Forum der Internetseite des ZDF tausende Postings. Bei beiden Beiträgen wird Frontal vorgeworfen,
fehlende Neutralität an den Tag zu legen, gezielt Videospiel-kritische Personen auszuwählen und bei den Befürwortern von sogenannten „Gewaltspielen“ solche Personen darzustellen, die keine große Medienkompetenz besitzen.
einen demagogischen und übertriebenen sprachlichen Ton zu verwenden, um somit den Zusammenhang von Gewalt und Videospielen zusätzlich zu übertreiben.
gesellschaftliche und allgemein-mediale Einflüsse auf Gewalt völlig außer Acht zu lassen.
insbesondere Videospieler pauschal als potenzielle Amokläufer oder sozial schwach zu verurteilen.

Die Frontal21-Redaktion kann die Kritik nicht teilen und verteidigte sich mit einer Stellungnahme auf ihrer Internetseite:
"Die Behauptung, der Film befürworte die so genannte Stimulationstheorie, nach der Gewaltspiele auch aggressiv machen, war nicht Gegenstand des Filmbeitrages. Schon gar nicht Behauptungen wie "Killerspiele führen zu Massenmord""
"Besonders in einer modernen Gesellschaft muss die Frage gestellt werden, wie ein humanistischer Wertekonsens und das Grundgesetz auch in virtuellen Welten geschützt werden kann. Die Artikel der Verfassung haben auch in der virtuellen Welt ihre Gültigkeit."
"Immer wieder wurde auch in vielen Briefen an die Redaktion unser Satz kritisiert, Doom 3 sei "nicht indiziert" und "gilt als nicht jugendgefährdend". Diese Aussage gibt exakt die Bewertung in den Kategorien des neuen Jugendschutzgesetzes wieder."

Mindestens zwei der in der Frontal 21-Sendung vom 26. April 2005 zitierten Reaktionen waren nicht, wie behauptet, Mails an die Redaktion, sondern Beiträge aus dem Forum zur Sendung (Beiträge mit "Kriegserklärung"/"Attacke" und "Demos vor Zensorenwohnungen"/"kaputte Scheibe"). In weiterer Folge der Berichterstattung zu sog. Killerspielen wurde von Spielern auf die Mehrfachrolle der CDU-Politikerin Maria Böhmer als stellvertretende Vorsitzende im Fernsehrat des ZDF, als Anwärterin auf politische Ämter einer künftigen Bundesregierung und als treibende Kraft hinter der Aufnahme eines "Killerspiel"-Verbots in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2005 hingewiesen, was als möglicher Hintergrund der Computerspiel-Berichte gedeutet wurde.

Der ehemalige Leiter des Hauptzollamts Frankfurt am Main-Flughafen, Hartmut Neßler beschimpfte die Berichterstattung von Frontal21 zu seiner Person und dem deutschen Zoll als "billigen Schmierenjounalismus". Allerdings wurde Neßler unter anderem nach den Berichten von Frontal21 2005 von seinen Ämtern entbunden und in den Ruhestand versetzt.