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5. September 2005, 18:06   #35
Maggi
 
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Wenn wir schon alle so lustige Geschichten erzählen, dann habe ich auch eine, betreffend die Kinderfeindlichkeit von Seebesuchern des Starnberger Sees, seines Zeichens Erholungsgebiet für Einskommazwo Millionen Münchner und ein paar Zerquetschte aus dem Umland. Wenn das Wetter so schön ist, dann fahren Viele zum Starnberger See, um sich mal so richtig zu erholen, inmitten von Einskommazwo Millionen Münchnern und ein paar Zerquetschten aus dem Umland. Der Starnberger See ist wegen seiner leichten Erreichbarkeit und der ausgesprochenen Offenheit (FKK ist trotzdem ... unüblich) sehr beliebt: Man darf dort nicht nur in der Sonne liegen, man darf auch herumspringen, sich Pommes vom Kiosk holen, weidende Gänse treten, grillen und Ball spielen.

Auch wir waren heute da, auch wir hatten einen Ball dabei, auch wir haben von demselben Spielgerät Gebrauch gemacht und ihn zu unserer Belustigung und unserem Amüsement verwendet. Und wie wir so beim Ballspielen waren, kamen sie auf uns zu: Eine Frau und ein Mann, älteren Alters, roten Kopfes und zornigen Gemütes. Was uns einfiele, wollten sie wissen, hier einfach Ball zu spielen! Das hier sei eine Liegewiese, und wenn wir Fußball spielen wollten, sollten wir auf einen enstprechenden Platz gehen. "Genau", fügte seine Frau hinzu, "und außerdem macht das immer so laut Peng, Peng, und wir wollen schlafen."
Daraufhin gingen die beiden wieder zurück zu ihrem Platz. Dort sind sie schon seit 25 Jahren, wie sie uns erklärten, aber sowas wie wir sei ihnen noch nicht untergekommen. Ihr Tisch mit den drei Stühlen stand im Schatten eines Baumes, die Teller vom Mittagessen noch auf ihm, und auf den Liegen lagen bald wieder der alte Mann und seine Frau und schliefen - und es war ganz ruhig: Man hörte kein lautes Peng, Peng vom Ballspielen mehr. Und abgesehen von den schreienden Kindern, den Radfahrern und Fußgängern auf dem Weg, den knurrenden Gänsen auf dem Rasen, den spielenden Kindern im Wasser, dem Rauschen der Wellen, dem Brummen eines Flugzeug im Äther und dem Rascheln der Blätter im Baum über den Beiden war es einen winzigen Augenblick wirklich still in ihrem Universum ... das so groß ist wie die sechs Quadratmeter, die sie schon seit fünfundzwanzig Jahren für ihre Zweitwohnung am Starnberger See beanspruchen. Ruhet in Frieden.

Ciao,
Maggi