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4. October 2005, 08:52   #12
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Akareyon
So, wie ich das verstanden habe, lädt die ganze Kampagne ohne irgendwelche nationalistische Gefühlsduselei oder politischen Hintergedanken zur Kreativität, nicht zum Destruktivismus ein. Vielleicht habe ich ja was wichtiges übersehen.
Es handelt sich selbstverständlich um ein zutiefst nationalistisches Projekt, das beweist doch schon die Zusammenarbeit so vieler Medienunternehmen, die für Deutschland mal eben vergessen, daß sie untereinander Konkurrenten um Käufer für ihre Produkte sind. Sie machen alle mit, keiner verweigert sich und nutzt seine Marktmacht, diese Kampagne beispielsweise durch eine eigene, die möglicherweise weniger dilettantisch daherkommt, zu übertreffen.

Für Deutschland, und das meint im aktuellen Kontext die nationale Wirtschaft - geht es der Wirtschaft gut, geht es auch dem Land/der Gesellschaft gut -, treten sie alle brav an und erwarten oder fordern genau dies auch von allen, an die sich die dümmlichen Ermunterungssprüche richten. Sie sollen gerade nicht vom Staat etwa fordern, die Auswirkungen kapitalistischer Ausbeutung durch passende (und mögliche) Maßnahmen abzumildern, sondern ihr Schicksal akzeptieren - für Deutschland.

Und selbst wenn jemand die Aufforderung "Wie wäre es, wenn du dich mal wieder selbst anfeuerst?" so verstehen sollte, daß er sich mit Gewalt das holen will, was ihm durchaus zusteht, belegte eine solche Fehlinterpretation des Mottos der Kampagne, daß es darum geht, eine sehr nationale Volksgemeinschaft zu schaffen, denn ein Einzelkämpfer, der seinen sozialen Protest wie auch immer ausdrückt, kann am Grundübel - und das ist der Kapitalismus - eben herzlich wenig ändern.

Und was in diesem Zusammenhang an auch politisch wirkmächtigen Vereinen existiert, die Partei des BILD-Kolumnisten Oskar Lafontaine, Gewerkschaften, deren Chefetagen doch gar kein Interesse an echten Arbeitskämpfen haben, weil sie durch Privilegien und gelegentlich Lustreisen korrumpiert sind, ist doch schon im schönsten Wortsinn Deutschland, also staatstragend. Des erwähnten Einzelkämpfers Interessen würden in diesen Gemeinschaften hervorragend kanalisiert, entschäft - für Deutschland.

Insofern ist die Volksgemeinschaft auch ohne diese Kampagne, deren Macher offenbar ziemliche Probleme mit ihrer Muttersprache haben, mal nämlich wählen sie die Anrede "Du", mal tut es auch ein "du", sehr wohl schon traurige Realität, liefert Du bist Deutschland höchstens noch die passende Stimmung. Dennoch ändert eben auch diese Überflüssigkeit nichts daran, daß die Kampagne eine nationale ist, die sich daher natürlich auch gegen alles richtet, was, da von außen kommend, fremd sein könnte und deshalb gefährlich vor allem für das nationale Kapital und eben nicht für das Individuum, das ja ohnehin schon ausgebeutet wird von diesem.

Und an dieser Stelle drängt dann der Gedanke an Destruktivismus auf, denn irgendwie muß die Gefahr von außen ja zweifellos bekämpft werden, warum nicht auch durch ganz reale Kriege? Der Deutschen Bundeswehr wird dafür ja spätestens seit 1999 ideologisch wie materiell aufgerüstet.

MfG
tw_24