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26. August 2005, 18:50   #5
Ben-99
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... als braver "politisch korrekter" Linker würde ich das Urteil natürlich auch empört als Skandal bezeichnen. Vor allem, weil dieser Kindergarten mit den lärmenden Kindern und dem ständigen Besucher-Verkehr so schön weit weg von dem ruhigen Haus mit meiner Wohnung liegt ;-)

Soll heißen: Es ist immer leicht, solche Fälle rein theoretisch zu behandeln. Daß Kinderlärm auf Dauer tatsächlich nerven kann, wird ja wohl niemand abstreiten wollen. Vor allem, wenn die kleinen Schreihälse dazu auch noch von den Eltern oder den Betreuern ermuntert werden. Denn sie müssen ja dort nicht leben, sondern fahren abends wieder nach Hause, wo sie dann die Ruhe genießen können.

Meistens sind gar nicht die Kinder schuld. Auch bei mir im Haus leben ganz normale Familien. Aber die Eltern sorgen halt dafür, daß der Lärmpegel ihrer Kinder in einem angemessenen Rahmen bleibt. Und das scheint wohl bei den Betreuern des Kindergartens, um den es geht, anders gewesen zu sein. Denn einfach "nur so" wird man den Klägern nicht Recht gegeben haben. Und schon gar nicht kann man das gleich pauschal als "Kinderfeindlichkeit" beizeichnen.

Natürlich sieht das alles ganz anderes aus, wenn man auch selbst davon betroffen ist. Also, mal angenommen, Ihr seid bereit, eine sehr viel höhere Miete zu zahlen, um mit Eurer Familie in einer angenehm ruhigen Gegend zu leben. Und dann wird ausgerechnet neben Eurem Haus ein Kindergarten eingerichtet, dessen Angestellten es völlig wurscht ist, daß Ihr tagsüber im Sommer nicht mehr die Fenster öffnen könnt. Ich denke mal, daß der Streit vorprogrammiert wäre und auch Euch irgendwann der Geduldsfaden reißen würde.

Und sowieso: Normalerweise wird vor Gericht ganz anders entschieden, so daß manche kinderreiche Familien sogar darauf spekulieren, daß sie vom Vermieter nicht rausgeklagt werden können. Oft selbst dann nicht, wenn sie schon seit langem keine Miete bezahlt haben und die Wohnung nur noch als Müllhalde zu bezeichnen ist.

Auch in solchen Fällen liegt die Schuld nicht bei den Kindern. Aber wenn Eltern besonders viel Nachwuchs in die Welt setzen, heißt das noch lange nicht, daß sie dadurch "heilig" und juristisch unantastbar sind.

Und wenn es in Deutschland immer mehr Single-Haushalte gibt, ist auch das kein Beweis für "Kinderfeindlichkeit". Es gibt nicht wenige Paare, die sich bewußt gegen Nachwuchs entscheiden, gerade weil sie den Kindern die Folgen einer eventuellen Tennung ersparen wollen. Bei einer Scheidungsrate von 50 Prozent muß man derzeit ja wohl auch eher von einer "Lotterie" reden, wenn es um die Frage geht, ob die Ehe auch noch in ein paar Jahren glücklich sein wird. Und die Kinder stellen den Einsatz bei diesem Glücksspiel dar und sind gleichzeitig meistens auch noch die Verlierer.

Gruß Ben