Thema: Stichtage
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5. September 2006, 07:49   #280
Jules
 
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05. September 1899: Christine Hardt aus Dresden lässt den Büstenhalter patentieren

Der Büstenhalter (abgekürzt und umgangssprachlich BH) ist ein Wäschestück, das die weibliche Brust stützen und formen soll.

Form und Aufbau
Ein Büstenhalter besteht aus zwei geformten, miteinander verbundenen Cups ("Körbchen") zur Aufnahme der Brüste, zwei über beide Schultern führende Träger zur vertikalen Stabilisierung und einem am Rücken verschließbaren Band zur horizontalen und eigentlichen Stabilisierung. Handelsübliche Büstenhalter haben den Verschluss meistens am Rücken, er kann aber auch vorne zwischen den Cups liegen ("französisch"). Erhältlich sind auch Kombinationen der Grundtypen, oder Sonderformen wie Reißverschlüsse oder Knöpfe. Sowohl die beiden Schulterträger, als auch das Rückenteil lassen sich zur Feinanpassung verstellen, z.B. ist der Rückenverschluss zur Weitenregulierung meist in zwei bis drei, verschieden weit entfernte Ösen einhakbar. Weder Schulterträger noch Rückenband dürfen einschneiden, sonst sind sie zu knapp bemessen. Unter dem Rückenband sollten noch zwei Finger Platz haben. Sitzt es nicht waagerecht, sondern ist nach oben verschoben, so ist entweder ein kleineres Unterbrustmaß oder ein größerer Cup zu wählen.

Geschichtliches
Das Konzept, die Brüste zu bedecken und zu stützen reicht mindestens ins antike Griechenland vor 6.500 Jahren zurück. Im Jahr 2.500 v. u. Z. verdeckten minoische Frauen auf Kreta ihre Brüste. In griechischen Stadtstaaten wie Sparta, in denen Frauen die Teilnahme an Sportveranstaltungen gestattet war, sollen diese sich die Brüste abgebunden haben um männlicher zu erscheinen. In der Antike und dem Mittelalter trugen Frauen Binden aus Leinen über den Brüsten, um diese zu bedecken und zu stützen. Anfang des 19. Jahrhunderts waren einfache "Brustleibchen" üblich. Da sich darunter die Brustwarzen abzeichneten, kamen wattierte "Brustverbesserer" auf, die einem BH schon sehr ähnlich sahen und auch später über dem Korsett getragen wurden.

Der erste moderne Büstenhalter wurde jedoch erst 1889 von der Französin Herminie Cadolle patentiert. In Deutschland wurden weitere Patente für den Büstenhalter angemeldet. Hugo Schindler meldete seinen ”Brusthalter” 1891 an. Dieser hatte zwei an einem Gürtel befestigte Kappen, die oben mit Bändern befestigt wurden. Christine Hardt aus Dresden meldete am 5. September 1895 ihr ”Frauenleibchen als Brustträger” zum Patent an. Es bestand aus zusammengeknüpften Taschentüchern und Männerhosenträgern, die sogar schon verstellbar waren. Der schwäbische Korsettmacher Wilhelm Meyer-Ilscher entwickelte 1904 seine ”Bruststütze ohne Unterteil” (erst später patentiert). Weltweit sollte eine Unzahl weiterer Patentierungen folgen.

Etwa gleichzeitig mit Hugo Schindler erfand in den USA Mary Phelps-Jacobs einen Ersatz für das Mieder: Aus zwei Tüchern und einigen Bändern fertigte sie ein Wäschestück, um ihre Brüste zu bedecken. 1914 ließ sie diese Erfindung patentieren und verkaufte das Patent anschließend für 1.500 $ an die Warner Brothers Corset Company. Offiziell gilt sie als Erfinderin des BH, was vermutlich auf ihren guten Geschäftssinn zurückzuführen ist. Mit dem Beginn der industriellen Fertigung war der Siegeszug des Büstenhalters nicht mehr aufzuhalten.

Zur Zeit des Ersten Weltkriegs löste der Büstenhalter vielerorts endgültig das unbequeme Korsett ab. Die ersten Modelle bestanden aus Leinen; ab den 1920er Jahren wurden sie auch aus Seide, Musselin oder Batist hergestellt. Als der BH das Mieder zu verdrängen begann, kamen parallel dazu auch Hüfthalter und Strapse auf. Während der 1930er Jahre kamen Mieder erneut in Mode. Ebenfalls zu Beginn der 1930er wurden in den USA erstmals die noch heute bekannten Standardgrößen (A-, B- und C-Körbchen) eingeführt. Erst 1947, mit dem so genannten New Look, verdrängte der Büstenhalter endgültig das Mieder. Es gab fortan BHs mit verstärkten Körbchen (mit Fischbein-, später Metallbügel unterhalb der Schalen), wattierte und verstärkte BHs, Push-ups, BHs ohne Verschluss, Verschluss hinten oder vorne usw.

Ebenso wie bei anderen Kleidungsstücken durchlief der BH eine Vielzahl von Moden: knabenhaft in den 1920er Jahren, rund in den 1930ern und spitz in den 1950er Jahren. Ab 1994, mit der Einführung des ”Wonderbra” oder ”Push-Up” und neuer Materialien, kam es zu einem neuen BH- und Lingerie-Boom.

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