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15. April 2005, 16:22   #62
Maggi
 
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Registriert seit: April 2002
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Grundsätzliches:
  1. Natürlich lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen zwischen der Thora, dem Koran und der Bibel. Eventuell, wenn man das hineininterpretieren will, lassen sich auch Gemeinsamkeiten zwischen den jew. Büchern und den griechischen Sagen erkennen, zum Beispiel die Tatsache, dass die Menschen aus Ton/Erde/Ackerboden geformt wurden. Da gibt es ja auch in der Bibel verschiedene "Versionen", nämlich die Priesterschrift und die elohistische (stimmt das?) Schöpfungsgeschichte: Zum Nachlesen 1. unter Genesis 1,1-2,4a und 2. unter Genesis 2,4b-25.
    Aber das will ja nichts heißen, denn
  2. glaube ich nicht, dass man die Bibel Wort für Wort in die Tat umsetzen sollte. Da könnten schlimme Dinge passieren
    Ich glaube auch, dass man das aus der Perspektive des Vorchristismus sehen sollte: Es ist 1400–800 v. Chr., der Mittelpunkt der Welt ist vorrangig der Nahe Osten im Zweistromland, in Griechenland entsteht langsam eine Kultur. Vielleicht wandern auch ein paar Menschen aus dem Nahen Osten nach Griechenland und an das Schwarze Meer (wo sollen die auch anders herkommen) und lassen sich dort nieder. Sie bringen auch ein bisschen arabische Kultur, ein bisschen Weltanschauung und so mit. Tatsache ist aber, dass ein Wechsel stattfindet. Ideen werden ausgetauscht und Geschichten erzählt; als schließlich ein knappes Jahrtausend ein neues Testament beginnen soll, ist längst nicht mehr klar, ob das alles, was beschrieben ist, wirklich so geschehen ist.
    Wieder ein Jahrtausend später ist m. E. auch noch etwas klar: Dass die Bibel, die langsam auch in geschriebenen Versionen verbreitet wird, gerne von den Machthabern unterm Volk dazu gebraucht wird, um eigene Interessen durchzusetzen. Ein Beispiel dafür ist ja etwa die Zeit der Reformation (wieder ein paar Jährchen später), bei der der Ablasshandel die Kirchentrennung zur Folge hatte. Warum sollte man seine Sünden auch verkaufen können, das ist ja wirklich mit nichts zu rechtfertigen, auch nicht mit der Bibel.
    Durch diese verschiedenen Dinge kann es natürlich sein, dass gewisse Dinge mehr und mehr (oder weniger) verändert werden. Niemand weiß mehr die genauen Quellen. Und ich glaube auch nicht, dass es einmal eine Ur-Bibel gab, die praktisch den "reinen Text" enthielt, der noch nie durch schmutzige Hände ging.

Fakt ist und bleibt aber, dass die Geschichte des Christentums durch die Jahrtausende hindurch voller Rätsel und Widersprüchen ist. Das ist toll, sonst hätten wir heute keine "hochwertige Literatur" wie von Dan Brown geschrieben. Es geht doch aber auch, wie schon gesagt, nicht darum, alles für voll zu nehmen. Man muss eben für sich selbst versuchen, die Quintessenz, den Kern aus dem Drumherum zu bekommen.

Halleluja,
Maggi
(wow, das wird mal meine Habilitation )