Wir sind nicht auf dem
Gebiet der
Archäologie tätig, kommen also auch nicht in die Verlegenheit, uns bei den
Einheimischen dadurch unbeliebt zu machen, daß wir ihnen oberlehrerhaft erklären, was sie als ihre
Kultur zu schützen hätten, wie das
Susanne Osthoff wohl tat. Zudem werben wir auch nicht damit, aus
Deutschland oder
Österreich zu kommen, die andere
Idee der
Susanne Osthoff, ein
Deutsches Kulturzentrum in
Arbil zu eröffnen und das als
Entwicklungshilfe zu bezeichnen, hatten wir auch noch nicht.
Wenn wir uns unbeliebt machen, tun wir es auf anderem Gebiet, auf dem wir aber zugleich tatsächlich viel mehr
Unterstützung erfahren - nicht aus
Deutschland, das den
Befreiungskrieg nicht wollte, sondern von
Einheimischen, die, da es sich bei ihnen nunmal mehrheitlich um
Kurden handelt, die in ihrem
Landstrich aus eigenem Antrieb sehr wohl
demokratische Verhältnisse schufen, die vorbildlich für den ganzen
Irak sind, uns eher
befreien könnten als jede
deutsche Regierung, die bei uns ja nichtmal damit argumentieren könnte, daß wir als
deutsche Staatsbürger doch aus einem Land kommen, dessen
"Volk" gegen den Krieg gewesen ist.
Wir hatten bisher auch noch keine Probleme,
Warnungen sprach nur das
Außenamt des
Joseph Fischer mal aus, das dann auch prompt seine
Filiale in
Bagdad schloß, als die
Alliierten Saddam Hussein nicht mehr länger gewähren lassen wollten und damit einen
Wunsch erfüllten, zu dem -
rückblickend und mit dem Wissen um alles, was folgte - heute noch immerhin über
46 Prozent (2004: 48.2%) *) der
irakischen Bevölkerung stehen,
Antideutsche also schon 2002/03 wohl besser wußten, worauf die
irakische Bevölkerung hoffte, als jenes
Old Europe, das heute noch dem
Diktator hinterherjammert.
Möglicherweise also sind wir zwar nicht ungefährdet, aber aus den verschiedensten Gründen wohl nicht so stark wie eine
Susanne Osthoff und in der Tat sicher auch etwas
anerkannter als sie, weshalb wir zumindest bisher für potentielle
Entführer recht wenig
attraktiv waren. Und daran wird sich in absehbarer Zeit nicht viel ändern, denn wer uns oder eine/n unserer
irakischen Mitarbeiter/innen entführt, macht sich einfach bei zu vielen
Menschen zu unbeliebt, also unterbleibt es.
Zitat:
Zitat von Ben-99
... genauso könnte jemand argumentieren, der im letzten Augenblick von der Feuerwehr aus einem brennenden Haus gerettet wurde. Warum sollte er sich auch zu irgend etwas verpflichtet fühlen?
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Nun, moralisch
verpflichtet wären der oder die
Geretteten dann dennoch nur den
Rettern, nicht aber einer
Öffentlichkeit, die vor ein paar Tagen sich noch darüber
echauffierte, daß
BILD danach fragte, ob/wann
Susanne Osthoff geköpft werde, ihrerseits
jetzt aber doch auf dem gleichen
Trip ist, indem sie sich am Gefühlsleben der ziemlich überforderten
Angehörigen weidet, und ansonsten nur nach den
Kosten fragt, aber wohl trotzdem nicht zufrieden wäre, gäbe man ein paar Zahlen heraus, zumal das
Interesse spätestens dann wieder gegen
Null gehen dürfte, wünschte
Susanne Osthoff ein paar
Spenden wofür auch immer.
Also, welche
Verpflichtung sollte gegenüber dieser unbeteiligten
Öffentlichkeit bestehen, der vermutlich ein kurzes schriftliches, aber ernstgemeintes
Dankeschön schon wieder mächtig
arrogant vorkäme?
*) Zu diesen Ergebnissen kam
Oxford Research International im Auftrag u.a. des
SPIEGEL.
MfG
tw_24