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4. January 2003, 02:03   #17
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Also, ein paar Horrorszenarien sind hier ja schon bei...

Ein guter Zeuge Jehovas aus der unteren "Verkündiger"-Kaste hat kaum noch Recht auf Selbstbestimmung. Für so ziemlich alles, was er tut und nicht dem allgemeinen Konsens entspricht, muß er sich vor der nächsthöheren Kaste rechtfertigen, den "Ältesten", von denen jede Versammlung (Gemeinde) eine Handvoll hat. Sei es ein eigener Musikgeschmack, ein Vollbart, etwas längere Haare, oder bestimmte Formen der Freizeitgestaltung.

Störend für mich ist die Hierarchie: der "Treue und verständige Sklave" in Brooklyn gibt die Vorgaben und druckt die Literatur mit den bindenden Interpretationen der Bibel, die Zweigstellen der einzelnen Länder übersetzen sie und geben weitere organisatorische Richtlinien für das jeweilige Land, die Bezirks- und Kreisaufseher (die jeweils für einige Dutzend Versammlungen zuständig sind) interpretieren diese Richtlinien, geben sie an die Ältesten weiter, und was bleibt, ist ein superenges Korsett für den einzelnen "normalen" Zeugen.

Nebenbei der ewige Leistungsdruck. Es besteht die moralische Verpflichtung, monatlich Rechenschaft über die geleisteten Predigtdienststunden und die verteilte Literatur abzulegen.

Was nicht stimmt, ist, daß Aussteiger geächtet, verfolgt und bespitzelt werden. Als Betroffener kann ich das sagen. Ich habe ein wunderbares Verhältnis zu meiner ehemals besten Freundin, zu meiner Schwester und meinem Vater, auch mein zukünftiger Schwager (selber ein bisschen Rebell ) hat kein Prob mit dem "Abtrünnigen".

Ich finde, ZJ sind sehr glückliche Menschen (da sich alles auf der Welt mit ihren Mitteln wegerklären läßt - entweder, das war Gottes Wirken oder Satans), solange sie nicht hinterfragen und nachdenken. Wer einmal anfängt zu zweifeln und nicht bald auf den rechten Pfad der Tugend zurückfindet, hat es VERDAMMT schwer, und diesen würde ich raten, sofort auszusteigen. In der ersten Zeit telefonieren einem die Ältesten zwar noch hinterher, lassen es aber auf ausdrückliches Bitten auch sofort sein.

Aussteiger können es natürlich auch sehr schwer haben, wenn sie von all ihren ehemaligen Freunden geschnitten werden und nicht bald Anschluß in "der Welt" finden.



Um die irrigen Glaubensansichten und Interpretationen der Bibel soll es gar nicht mal gehen, die sind ein Thema für sich.

@Langhaar-Denker: täusch dich nicht, dein Name steht irgendwo hinter einem "NH", was "Nicht zuhause" bedeutet. Das wiederum bedeutet, daß sie auch bald bei dir auf der Matte stehen werden. Die sind auf dem Dorf genauso unterwegs wie in Großstädten, jeden Tag, jede Woche