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11. May 2006, 20:39   #28
Ben-99
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... bei den einfallsreichen Japanern ist es zur Zeit Mode, sich beim Geschlechtsverkehr gegenseitig anzukotzen, und es ist erstaunlich, wie viele Liter Würfelbrühe manches hübsche junge Mädchen oral ausscheiden kann. Früher stand "wet" ja nur fürs fröhliche Anpissen. Aber anscheinend wurde danach auch noch das Einschmieren mit Kot irgendwann langweilig. Und die Fetischisten-Szene ist nun mal sehr kreativ, und so wird man sich wohl schon bald wieder neue Varianten ausdenken. Ist das krank? Vielleicht. Werden dadurch andere, "normal" veranlagte Menschen in irgendeiner Weise gefährdet? Überhaupt nicht.

Im übrigen: Auch nach deutschem Recht kann ein Täter eigentlich nur für ein Verbrechen bestraft werden, das er bereits ausgeführt hat. Und nicht etwa für eine Straftat, die er möglicherweise irgendwann einmal begehen "könnte". Dann müßte man wohl jeden zweiten Bundesbürger "vorsorglich" hinter Gitter schicken. Nur bei Herrn Meiwes geht man anscheinend davon aus, daß er tatsächlich mal zu einem "richtigen" Mörder werden könnte. Und das ist gerade in seinem Fall völliger Blödsinn.

Denn die Verhandlung hat doch ergeben, daß er, im Gegensatz zu sadistisch veranlagten Gewaltverbrechern, beim Töten überhaupt keine Lust verspürt, sondern daß ihn ausschließlich der Verzehr eines Menschen stimuliert. Würde es abgepacktes, fix und fertig portioniertes Menschenfleisch bei Aldi zum Sonderpreis im Kühlregal geben, wäre der "Kannibale von Rotenburg" sicherlich glücklich und restlos zufrieden ;-)

Warum der offensichtlich auf diesem Gebiet recht unbedarfte Richter, und wohl auch Ogino, bei ihm von einer Gefahr für normalveranlagte Menschen ausgeht, so daß man ihn "lebenslang" ins Gefängnis steckt, bleibt mir ein Rätsel. Da ist für "uns" jeder scheinbar brave Familienvater viel "gefährlicher", der jeden Tag zur Arbeit geht und sich abends liebevoll um Weib und Kinder kümmert. Nur wenn er am Wochenende in der Kneipe ein paar Schnäpse zuviel trinkt, wird er regelmäßig aggressiv und haut auch schon mal dem Gast am Nebentisch eins in die Fresse. Das ist zwar im ganzen Dorf bekannt. Aber er tut das ja auch "nur", wenn er besoffen ist. Vielleicht wird er irgendwann "aus Versehen" jemand totschlagen. Aber es wird sich sicherlich kein Richter finden, der ihn schon jetzt ins Gefängnis steckt, nur weil er vielleicht mal jemand töten "könnte".

Dann hätten deutsche Richter viel zu tun. Als erstes müßten schon mal alle Menschen "vorsorglich" weggesperrt werden, die Spaß am Sado-Maso-Sex haben. Denn rein theoretisch könnte bei ihnen ja auch mal aus Spaß Ernst werden. Das kommt zwar so gut wie nie vor, weil gerade diese Leute, außerhalb ihrer bizarren Rollenspiele, oft als besonders liebenswürdig gelten und in Wirklichkeit keiner Fliege etwas zuleide tun könnten. Aber wenn man bei Meiwes davon ausgeht, daß er irgendwann auch mal einen Menschen gegen seinen Willen töten könnte, dann müßte man konsequenterweise auch alle Freizeit-Sadisten vorsorglich wegsperren, obwohl auch sie nur ausgefallene Wünsche ihrer Sexualpartner befriedigen.

Man kann nicht jemand für immer wegschließen, nur weil uns seine Gelüste "fremd" sind und er, zusammen mit einem anderen Kranken, einen von beiden Partnern langgehegten perversen Traum verwirklicht hat. Ein Täter gehört nur dann lebenslang ins Gefängnis, wenn von ihm eine erhebliche Gefahr für andere Menschen ausgeht, die sich eben nicht freiwillig von ihm schlachten und verzehren lassen wollen. Davon kann bei Meiwes aber überhaupt keine Rede sein, wobei auch alle "Mord"-Kriterien des Staatsanwaltes an den Haaren herbeigezogen sind.

Den von Meiwes nicht autorisierten Kinofilm werde ich mir sicherlich nicht anschauen. Aber sein Buch, das er während der Haft geschrieben hat und das wohl auch veröffentlicht werden wird, könnte interessant sein. Vielleicht werden wir die Psyche eines kranken Menschen wie ihn, der ärztliche Hilfe statt Bestrafung braucht, dann etwas besser verstehen. Und vor allem sollte dann auch Ogino und alle anderen "ordentlichen" Menschen nachts besser schlafen können, weil sie dann vielleicht begreifen werden, daß nicht alles "Abartige", das zwei Menschen im beiderseitigen Einverständnis miteinander im Bett oder meinetwegen auch auf der häuslichen "Schlachtbank" treiben, immer auch gleichzeitig für die Allgemeinheit gefährlich sein muß. Die angebliche "Bedrohung" findet normalerweise nur in den Gehirnen von Menschen statt, die sich gar nicht vorstellen können, daß es auf der anderen Seite ihres frischgestrichenen Gartenzauns, außerhalb ihrer konfektionierten blitzblanken Reihenhaus-Idylle, überhaupt "so etwas" gibt.

Doch es gibt noch ganz andere Dinge, die "wir" uns nicht vorstellen können. Verdrängen nützt aber auf Dauer gar nichts. Perverse Phantasien gibt es so lange, wie es Menschen gibt. Und man kann sie eben auch nicht "wegsperren". Aber es ist halt gut, so eine "Bestie" wie Meiwes zu haben, an dem man dann seine Spießer-Wut abreagieren kann, während über die wirklichen Perversionen und Obszönitäten, zum Beispiel wenn ein befreundeter Präsident sogar Kinder systematisch foltern läßt und 60 Jahre nach Hiroshima schon wieder von einem atomaren Angriffs-Krieg träumt, abends in der Tagesschau ganz sachlich und nüchtern berichtet wird. Denn das ist ja angeblich "normal" und für uns auch keineswegs in irgendeiner Form "bedrohlich".

Gruß Ben