Thema: Stichtage
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4. June 2006, 20:33   #186
Jules
 
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04. Juni 1996 Die neue Ariane 5 startet zum ersten Flug

Fehlgeschlagener Erstflug

Die Ariane 5 startete am 4. Juni 1996 zu ihrem Erstflug. Nach genau 36,7 Sekunden sprengte sich die Rakete selbst mitsamt ihrer Nutzlast, den vier Cluster-Satelliten, nachdem sie durch die aerodynamischen Belastungen eines extremen Kurswechsels begann, auseinander zu brechen. Es stellte sich heraus, dass die in Teilen von der Ariane 4 übernommene Software nicht den nötigen Anforderungen entsprach. Die Ariane 5 beschleunigt schneller als die Ariane 4. Dies führte zu einem Überlauf einer Variablen des Lenksystems. Dieser erfolgte bei der Umwandlung einer 64-Bit-Gleitpunktzahl für die horizontale Geschwindigkeit in eine vorzeichenbehaftete 16-Bit-Ganzzahl. Das Ergebnis war ein Absturz des Lenksystems, was dazu führte, dass die Navigationsanlage nur noch Statusdaten an den Navigationscomputer sandte. Dieser interpretierte die Daten als echte Fluglage, die beträchtlich vom geplanten Kurs abwich, und ließ die Schubdüsen der Booster bis zum Anschlag schwenken. Dadurch begann die Rakete auseinander zu brechen und das bordeigene Neutralisationssystem löste die Selbstzerstörung aus, bevor die Bodenkontrolle eingreifen konnte.

Unglücklich daran war, dass dieser Teil der Software für die Ariane 5 nicht notwendig war und nur zu Beherrschung eines Startabbruchs in letzter Sekunde bei der Ariane 4 diente.

Bemerkenswert war, dass die Laufzeitumgebung der verwendeten Programmiersprache Ada – im Gegensatz zu den anderen relevanten Sprachen – den Überlauf der Ganzzahl-Variablen hätte feststellen und eine angemessene Fehlerroutine starten können. Gerade diese besondere Funktionalität von Ada-Programmen wurde aber seitens der Verantwortlichen für die Ariane-Software als unangemessener Ballast angesehen – und abgeschaltet.

Glücklicherweise kamen keine Menschen ums Leben, doch der materielle Schaden belief sich auf etwa 500 Millionen US-Dollar. Der erste erfolgreiche Start erfolgte am 30. Oktober 1997.

Wichtige Nutzlasten

Die bisher massereichste Nutzlast war der Umweltsatellit Envisat der ESA, der am 28. Februar 2002 mit 8,2 Tonnen Gewicht erfolgreich in eine erdnahe Umlaufbahn transportiert wurde. Am 11. August 2005 wurde der mit 6,5 Tonnen bis dahin schwerste zivile Kommunikationssatellit, Thaicom 4 (iPSTAR 1), erfolgreich gestartet. Der GTO-Rekord (Gesamtmasse pro Flug) liegt im Übrigen bei 8,2 Tonnen und wurde von einer Ariane 5 ECA am 27. Mai 2006 mit den Satelliten Satmex 6 und Thaicom 5 an Bord aufgestellt.

Zwei interplanetare Raumsonden – SMART-1 zum Mond und Rosetta zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko – wurden mit der Ariane 5 gestartet.

Die nach den Planungen schwerste Nutzlast für die Rakete wird das Versorgungsraumschiff Automated Transfer Vehicle für die Internationale Raumstation sein, dessen Erststart für 2007 geplant ist.

Ariane 5 als Prestigeobjekt

In Frankreich wird die Ariane angesichts einer nationalen Beteiligung von über 50 Prozent als vorwiegend französisches Projekt betrachtet. Die Ariane 5 gilt daher, weit mehr als in Deutschland, als Prestigeobjekt. Nicht selten steht die Ariane 5 als Metapher für technologische Spitzenleistungen, wovon etwa eine Abbildung der Rakete in den französischen Reisepässen zeugt.

Im Museum Cité de l’espace in Toulouse, das sich der Weltraumfahrt und -forschung widmet, befindet sich ein Modell der Ariane 5 in Originalgröße.

weitere Infos zur Ariane 5