Thema: Stichtage
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6. February 2008, 09:06   #37
Jules
 
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06. Februar 1998: Johann Hölzel alias Falco stirbt bei Puerto Plata

Von DDR-Skispringer Falko Weißpflog klaut er den Vornamen, von David Bowies Kunstfigur "Ziggy Stardust" die Idee, sich ein Alter Ego zuzulegen: 1977 gibt sich der österreichische Musiker Johann Hölzel das Pseudonym Falco. Er gelt sich die Haare zurück, zieht die Augenbraue hoch, grinst zähnefletschend: "Ich möchte nie, dass die Leute sagen, who's that? Ich möchte immer, dass sie sagen, was tut er, was macht er, aha interessant, Skandal, Schlagzeile." Falcos Image sitzt perfekt: "Die Überheblichkeit und Arroganz der Figur Falco war genau das zeitgeistige Element", sagt Musikvideo-Produzent Hannes Rossacher, der mit Falco gearbeitet hat.

Geboren wird Johann "Hansi" Hölzel am 19. Februar 1957 in Wien. Zum vierten Geburtstag bekommt er einen Stutzflügel und Klavierunterricht. Bald spielt er die gängigen Schlager nach Gehör. Als der Vater die Familie verlässt, wächst Hansi bei seiner Mutter und Großmutter auf. Mit 16 Jahren bricht er die Schule ab, beginnt eine Lehre an, widmet sich dann aber ausschließlich der Musik. Er spielt bei verschiedenen Bands und studiert kurze Zeit am Wiener Konservatorium. Mit der Kommerz-Coverband "Spinning Wheel" verdient er sich durch Auftritte in Kitzbühler Tanzlokalen seinen Unterhalt. Bei den Anarcho-Combos "Hallucination Company" und "Drahdiwaberl" lebt er das Motto "Sex, Drugs and Rock'n Roll" aus. Mit drei Akkorden und einer Liedzeile wird er in der Wiener Szene Kult: "Ganz Wien - ist heut auf Heroin".

1981 schafft er mit "Der Kommissar" den internationalen Durchbruch, die Single verkauft sich weltweit sieben Millionen Mal. Mit "Rock Me Amadeus" steht er 1986 wochenlang an der Spitze der US-Hitparade. Im gleichen Jahr sorgt der Song "Jeanny" für einen Skandal. Falco präsentiert sich im Videoclip als psychotischer Mädchen-Mörder in Zwangsjacke. Mehrere Rundfunkanstalten boykottieren das Lied. Einer Indexierung bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften entgeht "Jeanny" nur knapp. Die Single wird 2,5 Millionen Mal verkauft. Doch der Erfolg bekommt Falco nicht: Er hat Angst, keinen weiteren Hit produzieren zu können und greift zu Alkohol und Drogen. Zeitlebens sucht er nach ein bisschen Familienglück. Er ist tief verletzt, als er 1993 erfährt, dass seine Tochter Katharina nicht von ihm ist - ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse. Um dem Druck zu entgehen zieht Hölzel 1995 in die Dominikanische Republik. Dort will er sein Comeback vorbereiten, doch dazu kommt es nicht. Am 6. Februar 1998 stirbt er bei einem Autounfall in der Nähe von Puerto Plata. In der Musikanlage seines schrottreifen Jeeps findet man angeblich jenen neuen Song, der Spekulationen über einen möglichen Selbstmord nährt: "Out of the Dark - Into the light". Da ist Lied ist allerdings bereits zwei Jahre zuvor produziert worden.

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