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24. May 2005, 19:32   #5
Ben-99
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... mal ganz ehrlich: So sehr viele Filme sind es gar nicht, die wirklich halten, was der Name Faßbinder verspricht. Besonders die ganz alten sind zum Teil schrecklich langweilig und auf Krampf auf "Kunst" getrimmt. Faßbinder war zwar einerseits genial, zuweilen aber auch ein Schaumschläger.

Interessant sind die Interviews mit seinem früheren Kameramann Michael Ballhaus, der heute zu den besten der Welt zählt und zum Beispiel auch viel mit Martin Scorsese arbeitet. Er erzählt, daß die Filme in der ersten Zeit ziemlich lieblos in wenigen Tagen abgedreht wurden. Und wenn er sich aus Geldmangel nur eine billige unbewegliche Kamera leisten konnte, dann machte RWF die Not zur Tugend und erklärte später, er hätte die Geschichte aus rein künstlerischen Gründen so "statisch" filmen lassen ;-)

Das galt natürlich nicht für seine späteren, durchaus professionell produzierten Filme. Sein mit Abstand bestes Werk ist für mich nach wie vor die zwar schier unendliche, dennoch meisterliche TV-Fassung von Alfred Döblins "Berlin Alexanderplatz" mit Günter Lamprecht und Gottfried John. Das war schon etwas ganz Besonderes im deutschen Fernsehen, und seitdem halte auch ich ihn für ein Genie.

Auch wenn böse Zungen behaupten, daß er ohne seine Drogen nicht mal die erste Folge zustandebekommen hätte. Und von dem "Mensch" Rainer Werner Faßbinder wollen wir besser erst gar nicht reden. Aber immerhin hat er noch mal zahlreichen fast vergessenen Ufa-Stars zu einem Comeback und auch wirklich guten Schauspielerinnen wie etwa der gerade verstorbenen Brigitte Mira oder der damals noch blutjungen Barbara Sukowa zum Durchbruch verholfen. Hanna Schygulla rechne ich bewußt nicht dazu, weil sie meines Erachtens in keiner Rolle wirklich überzeugte.

Gruß Ben