Einzelnen Beitrag anzeigen
6. December 2005, 21:48   #16
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
Zitat:
Was sich jedoch dramatisch ändert, ist die Semantik des Irak-Kriegs, also die Lehre von der Bedeutung sprachlicher Zeichen.
Zu diesem Schluß kann freilich nur gelangen, wer bisher in Terroristen und sonstigen kleinkriminellen Banditen irgendwie legitime "Widerstandskämpfer" sah, die stets sich nicht weniger legitime Ziele - im Militärsprech: soft targets - aussuchen.

Insofern verrät die Feststellung, daß die US-Administration sich um eine der tatsächlichen Situation angemessene Bezeichnung Krimineller sorgt, mehr über das Weltbild des Autors jener Zeilen als diesem möglicherweise lieb sein kann.

Wer zwar ein "Märtyrer" sein will, nicht aber den Mut hat, auf "Besatzer" loszugehen, sondern sich wehrlose Zivilisten - erst heute waren es mal wieder ein paar Kinder - als Ziel auswählt, hat tatsächlich nicht verdient, als "Aufständischer" begrifflich geehrt zu werden.

Selbstverständlich sterben auch US-Soldaten im Irak, nur sind sie in der Tat so etwas wie "Kollateralschäden" des "Widerstands" der "Aufständischen", auf einen getöteten GI kommen mindestens zwei, drei Dutzend ermordete Iraker.

Dieses Verhältnis macht deutlich, gegen wen der "Widerstand" sich richtet - nämlich gegen die irakische Bevölkerung, die vielleicht zwar nicht überzeugt hinter den Befreiern steht, die mit Sicherheit aber noch viel mehr von den "Aufständischen" trennt als von den "Besatzern".

Zitat:
Zitat von Ben-99
Also hat das "Abendblatt" heute einen weiteren Artikel veröffentlicht, der beschreibt, mit welchen plumpen - vor allem sprachlichen - Mitteln die US-Regierung versucht, das Volk zu verdummen.
Begriffliche Klarheit hat mit Verdummung eher weniger zu tun, Kinder- und Frauenmörder sind eben keine "Widerstandskämpfer", sondern ziemlich feige Banditen, die auch noch zu dumm sind zu begreifen, daß sie sich demnächst eine Regierung ganz nach Wunsch wählen können.

Doch solche "Märtyrer" halten ja von irdischem Fortschritt herzlich wenig, selbst wenn er ein emanzipatorischer Rückschritt sein sollte - dabei könnte eine gottesfürchtige Regierung ihnen doch ermöglichen, ihre Machtgelüste ungestraft an ihren Frauen und Kindern auszulassen - risikofrei.

Wie unterdessen das deutsche "Volk" verdummt wird, konnte gestern in der Tagesschau betrachtet werden. Berichtet wurde - Anlaß war der ziemlich friedliche Prozeß gegen Saddam Hussein - über eine Demonstration von Anhängern des Diktators in dessen Geburtsstadt.

Verschwiegen wurde, daß in Bagdad und anderen Städten ein paar Tausend Iraker auf den Straßen waren, um lautstark kundzutun, welche Strafe sie sich für den bemaßanzugten Hauptangeklagten wünschen - Bilder, die der Deutschen Liebe zu schnauzbärtigen Diktatoren wohl erschüttern könnten und die ihm deshalb erspart werden.

MfG
tw_24