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30. December 2002, 17:22   #1
ayla
 
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Ist unser Wille frei?

Die Frage nach dem freien Willen des Menschen scheint beantwortet -- wenn auch nicht in dem Sinne, wie wir es uns gewünscht hätten. Der Neurophysiologe Benjamin Libet stellte schon in den 1950er Jahren bei seinen Untersuchungen an Epileptikern fest: Wenn jemand den Entschluss fasst, den kleinen Finger zu krümmen - also willentlich etwas zu tun - , dann wird das Gehirn schon lange vorher aktiv.

Die Handlung geschieht unbewusst, bis zu eineinhalb Sekunden, bevor sie von irgendwelchen "Agenten" dem Bewusstsein gemeldet wird, und der Mensch hat dann das Gefühl, er hätte die Handlung absichtlich vollführt.
Anders formuliert bedeutet das etwas durchaus Beunruhigendes: Der freie Wille ist eine Täuschung. Allenfalls kann der Mensch noch innerhalb sehr kurzer Zeit eine Handlung bewusst verhindern -- bewusst setzen kann er sie nicht.

Und warum werden wir - von irgendjemandem - so getäuscht? Die Aufgabe des Gehirns ist es nicht, uns ein korrektes Bild der Außen- oder der Innenwelt zu liefern. Die Aufgabe des Gehirns ist es vielmehr, unser Überleben zu sichern. Und wenn Illusionen dazu beitragen, dann eben auf diese Art. Zwar waren all die hochgelehrten Ergüsse der Philosophen und Theologen, der Psychologen und Moralisten mehr oder minder umsonst, denn es gibt keinen freien Willen.

Aber das heißt noch lange nicht, dass wir nichts tun und alles geschehen lassen sollen. Der bewusste freie Wille ist zwar eine Täuschung. Das Gehirn aber produziert durchaus mehrere Varianten von Handlungen und wählt dann sozusagen selbständig, also unbewusst, eine davon aus. Irgendwo tief in uns sitzt sehr wohl eine Freiheit, wir können sie nur nicht so handhaben wie wir wollen.

Doch das entbindet uns nicht von der Verantwortung für unsere Handlungen. Denn selbst wenn unser Bewusstsein nicht in dem Maß beteiligt ist, wie wir bisher glaubten - das Unbewusste können wir durchaus beeinflussen, und "böse" Handlungen sehr wohl verhindern. Es liegt an uns.





Irgendwie verstehe ich das Ganze auch nach mehrmaligem Lesen noch nicht so richtig.

Haben wir nun einen freien Willen oder ist dies alles wirklich nur eine Täuschung? Wenn wir keinen haben, warum treffen wir dann Entscheidungen und wägen alles Mögliche für und wieder ab. Ist dieses Denken das wir Entscheidungen treffen etwa auch nur eine Täuschung?

Dies treffen von Entscheidungen wäre doch eigentlich überflüssig, wenn wir sowieso durch unser Unterbewusstsein irgendwie schon gesteuert werden. Oder etwa doch nicht?

Wenn wir nun aber doch unser Unterbewusstsein zumindest in gewissem Maße beeinflussen können, ist dann nicht zumindest dieser Teil der bewussten Steuerung unser freier Wille?

Erst wird behauptet dass wir keinen freien Willen haben und mehr oder weniger vorprogrammiert gesteuert werden, dann wird uns aber eine Beeinflussung unseres Unterbewusstseins zugestanden, was ich eigentlich als freien Willen bezeichnen würde, den wir aber ja nicht zu haben scheinen.