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6. September 2005, 10:51   #24
tw_24
 
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Pläne sind eine Sache, die Realität eine andere. Und sicher gab es alle möglichen theoretischen Abhandlungen darüber, was im möglichen Katastrophenfall nicht nur in New Orleans zu tun sei, wobei in erster Linie aber nicht die US-Regierung - also "Washington" -, sondern die Stadtverwaltung oder der Bundesstaat, in dem die Stadt liegt, dafür zuständig gewesen sein dürften.

Und sie hätten dann auch entsprechenden Bedarf zum Zwecke der Vorsorge anmelden können oder müssen, doch dies scheint nicht geschehen zu sein, und eine präventive Einmischung "Washingtons" in ihren Kompetenzbereich hätten mit einiger Sicherheit sich die örtlichen Behörden verbeten, was insofern auch nachvollziehbar ist, da sie ja tatsächlich näher dran sind an ihrem Landstrich, womit jedoch "Washington" nicht aus jeder Mitverantwortung entlassen sein soll.

Nur ist es eben gerade auch wegen unterschiedlicher organisatorischer Zuständigkeiten nicht richtig, mit dem Finger nur auf die Regierung des George W. Bush zu zeigen und ihr vorzuwerfen, daß sie zu wenig oder gar nichts unternommen hätte. Für manche Bereiche ist sie einfach nicht zuständig; sie macht etwa die Außenpolitik, aus der die einzelnen Staaten der USA sich heraushalten, die sich dagegen um ihre jeweilige Innenpolitik kümmern.

Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Problem können selbst bei allerbester Vorsorge die betroffenen Menschen darstellen. Hervorragend ausgearbetete Pläne zur Evakuierung und das Vorhandensein der hierzu notwendigen Ressourcen nützen nichts, wenn sich Menschen entscheiden, ein solches Angebot nicht zu nutzen, weil sie vielleicht meinen, es werde schon nicht so schlimm kommen. Geht die Hoffnung nicht auf, ist der Ärger hinterher riesengroß.

Aber da bekanntlich die Hoffnung meistens zuletzt stirbt, siegte in nicht wenigen Fällen in New Orleans und Umgebung die Unvernunft, welche sich nun in Schuldvorwürfen an George W. Bush äußert. Nur, wie groß wäre denn der Aufschrei, hätte die Nationalgarde mit Waffengewalt ganze Stadtteile geräumt? Oder, längerfristig gedacht, wären nicht schon diktaturähnliche Verhältnisse beklagt worden, hätte eine US-Regierung den Import vierrädriger Dreckschleudern untersagt? (Und wie hätte in einem solchen Fall wohl gerade die deutsche Regierung reagiert, die umweltpolitisch der Welt ein Vorbild sein will?)

Zitat:
Zitat von Glühwürmchen
Und die paar, die doch noch Menschen sehen und nicht schwarz/weiß denken, die werden jetzt damit getröstet, dass Bush mal wieder kurz in das Gebiet fliegt, entsetzt den Kopf schüttelt, irgendwelche Versprechen macht und dann schnell wieder abdampft.
Was, bitteschön, soll George W. Bush oder ein beliebiger anderer Präsident oder Kanzler in einer solchen Situation denn machen? Zeigt er sich nicht sofort vor Ort, kann er schonmal nur noch zu spät kommen und interessiert sich also sowieso nicht für das, was geschehen ist. Fliegt (oder fährt) er aber doch hin, heißt es, dies sei kaum mehr als eine Geste oder einem stattfindenden Wahlkampf geschuldet.
Aber wenn man ihn nicht in der Gegend sehen will, wie kann man dann erwarten, daß er richtige Maßnahmen veranlaßt?

Klar stören Politiker und die sie begleitenden Medien, die als Katastrophentouristen auftreten, andererseits aber sorgen sie dadurch doch wieder für eine gewisse Aufmerksamkeit auch in anderen Landesteilen oder Ländern, deren Bevölkerungen doch schulterzuckend erklären könnten, daß sie das alles doch nichts angehe, weil es sie direkt gar nicht betreffe. Berichterstattung sorgt immer für Hilfsbreitschaft und dadurch beispielsweise vor drei Jahren dafür, daß ich (und andere Fluthelfer) in Dresden eine hervorragende internationale Küche genießen durfte(n) ;-) ...

MfG
tw_24