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21. August 2002, 07:51   #3
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
bei Verwandten, Freunden immer ein Problem. Ich habe etliche gesehen und im Gegensatz zu der Kinomeinung finde ich den langen Abschied am schlimmsten, beim Infarkt z.B. gibt es den faktisch nicht, die Aufarbeitung findet statt nach der Beerdigung, man hat das Sterben nicht vor Augen.
Beim langen Abschied liegt in der Regel immer eine schwere Krankheit zugrunde, man kann es in Zeitlupe verfolgen. Es fehlt der schützende Schock, das Erlebnis ist unmittelbar. Es gibt keinen Scchutz, wenn man beim Sterbenden bleibt, was ich für selbstverständlich halte.
Erst dann kann man die Nische suchen, die es erträglicher macht, wenn es ein nahestehender Mensch war. Das war deine Oma ja wohl auch mittlerweile für dich geworden.
Da wo ich es am meisten erlebt habe, bekommen die Patienten schon eine Zeitlang vorher Morphine, merken nicht das meiste, können sogar noch eine Zeit fidel sein, bis der Abriss kommt und sie komatös werden.
Dann erfolgt in der Regel eine Verlegung und die Benachrichtigung der Angehörigen, wenn sie nicht ohnehin nicht schon da sind. Das ist aber nicht die Regel.
Wenn man jedoch denkt, das der Mitpatient jetzt auch sich selbst sieht, liegt falsch, man denkt nur kurz dran. Man verdrängt wohl, auch wenn es manchmal aufgrund der langen gemeinsamen Krankengeschichte zu guten Freundschaften gekommen war.
Aber der normale Klinikbetrieb geht weiter und selbst ist man ein Teil davon, man redet viel in der ersten Zeit, dann flacht auch das ab, aber vergessen habe ich noch keinen.

mfg