Thema: Also.
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5. December 2005, 11:38   #3
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Enfried
Der Stilbruch der USA mit sämtlichen völkerrechtlichen und sonstigen Abkommen (übrigens in erschreckender Deutlichkeit im aktuellen Stern nochmal geschildert von einem UN-Botschafter) und ihre Sonderfunktion als besonders vom Aussterben bedrohte Märtyrernation hat eine neue Kultur geschaffen.
Es geht in Deutschland wohl kein Rückblick ohne die USA als treibende Kraft des Westens darzustellen, die - im Gegensatz zu Deutschland - nur überaus schlimme Dinge im Schilde führt. Daß dafür ein paar Fakten zurechtgebogen oder weggelassen werden müssen, die das geliebte Deutschland gar nicht mehr als so unschuldig erscheinen lassen, wie es gern sein will, entgeht wohl auch dem Vorvorredner.

Die USA, heißt es, hielten sich nicht an "Völkerrecht", das freilich ungefähr kein Staat einhält, Deutschland schon gar nicht. Während bei Eingeborenen die Kindheit neuerdings, haben sie kein eigenes Einkommen, erst mit 25 Jahren enden soll, gelten schon Sechzehnjährige, die um Asyl bitten, als Erwachsene und werden als solche behandelt - ein klarer Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention.

Aber halt, Deutschland hat das entsprechende völkerrechtliche Abkommen ja gar nicht unterzeichnet, ist also fein raus und behandelt weiter Minderjährige, die oftmals traumatisiert sind und schon mangelnder Sprach- und Bürokratiekenntnisse wegen nicht wissen, wie sie ihre Interessen dennoch durchsetzen können, als rechtlose Objekte und niemand skandalisiert die Völkerrechtsignoranz des lieben Vaterlands.

Derlei wirft man, Nestbeschmutzer mag man hierzulande nicht, lieber und mit Verve den USA vor, dafür schwänzen sogar Schüler, die sonst demonstrativ sich nicht um Politik kümmern, die Schule; ein schönes Beispiel für diese deutsche Selbsgerechtigkeit lieferte am Wochenende erst die Süddeutsche Zeitung unter der ressentimentgeladenen Überschrift "Amerikas Rambo gegen Annan".

Die USA wollten, so die SZ, zwar immerhin "durchaus sinnvolle" Reformen der Vereinten Nationen durchsetzen, jedoch ist ihr UN-Botschafter ein "Rambo", da "keine einzige Regierung der übrigen 190 Mitgliedsländer" John Boltons "brachiale Methode", nämlich die Drohung mit der Verweigerung von Mitgliedszahlungen, "unterstützt". Nicht das Festhalten am Status Quo kritisiert die SZ, sondern den unbedingten Willen, Reformen einzuleiten, macht damit - ungewollt - freilich erst recht deutlich, wie notwendig die "Erpressung" der UN ist.

Und daß das "Völkerrecht" seinen Namen nicht verdient, zeigt schon der Blick auf zwei der letzten größeren Kriege der Vereinigten Staaten, jenen in Jugoslawien einerseits und den im Irak andererseits. Ersteren hätte es, Deutsche vergessen es gern, ohne deutsches Engegement nie gegeben: Erst die deutsche Anerkennung Kroatiens, die 1991 im Alleingang gegen den erklärten Willen der EU erfolgte, sorgte für die Formierung einer antijugoslawischen Kriegskoalition, die Jugoslawien und - gegenwärtig - Serbien nach völkischen Gesichtspunkten zerlegte.

Die Vereinigten Staaten waren für die europäischen Balkan-Kriege willkommener Lieferant militärischen Personals und Ausrüstung, der offene Bruch des Völkerrechts indes geht auf deutsche Initiative zurück. Im Fall des Irak unterdessen wollte Deutschland mal wieder brav sein, die "Friedensmacht" geben, weil ein wahrer Regime Change, den sich die irakische Bevölkerung sehnlichst herbeiwünschte - blutig niedergeschlagene Aufstände belegen es -, ökonomische Interessen Old Europes gefährdete.

Was das Völkerrecht, auf die es sich gegen die USA berief, wert ist, mögen ein paar Zahlen belegen, vor denen gutmenschelnde Friedensfreunde ihre Äuglein verschließen. In den letzten zwölf Monaten vor dem Beginn des Krieges (02/2002-02/2003) gab das Bath-Regime für ihren nach innen gerichteten Repressionsapparat 1.9 Milliarden Dollar aus, für das Bildungswesen - Gehälter bleiben dabei unberücksichtigt - 3.5 Millionen und für das Gesundheitswesen ganze 6.5 Millionen - bei 25 Millionen Menschen.

Völkerrecht ließ es zu, daß ein faschistisches Regime seine Mittel also praktisch nicht in Bildung investierte oder die medizinische Infrastruktur, sondern beinahe ausschließlich in einen Unterdrückungsapparat, den - und das wußten sie - zu wahrlich nicht geringen Teilen die Handels-Partner des Irak, darunter Frankreich und Deutschland, finanzierten - die Vereinigten Staaten boykottierten das Bath-Regime, was ihnen wiederum zum Vorwurf gemacht wurde.

Dankbar dafür sollte Old Europe den USA und ihren Verbündeten sein, daß sie die Diktatur beendeten, statt einem in der Tat veralteten "Völkerrecht" hinterherzujammern, das noch jedem Despoten einen Freibrief ausstellt, Millionen Menschen von der Partizipation am vielleicht vorhandenen Reichtum des Landes auszuschließen, statt sie, wie es in einigen arabischen Staaten auch üblich ist, wenigstens durch eine finanzielle Teilhabe zu korrumpieren.

Den USA an dieser Stelle einen Völkerrechtsbruch vorzuwerfen, den es vielleicht gegeben hat, ist angesichts dessen was es erlaubt, schlicht heuchlerisch. Der vorwurfsvoll unterstellte Völkerrechtsbruch ist gegenwärtig der einzige Weg, genau das durchzusetzen, was es verspricht. Deutschland ist dafür nicht zu haben, die USA sind es jedenfalls in Einzelfällen.

Zitat:
Zitat von Ben-99
Mein "Sohn" tw_24 wird zwar vor Entsetzen zusammenzucken, aber ich behaupte trotzdem, daß man die Politik Israels nicht unterstützen sollte, solange dort noch immer jederzeit Leute an die Spitze kommen können, die nicht mal die Gefahr eines 3. Weltkriegs davon abhält, immer wieder mit dem Feuer zu spielen und den verständlichen Haß der gesamten muslimischen Welt auf sich zu ziehen.
Der liebe Papa irrt, wenn er bei mir Entsetzen befürchtet, seine Sorge indes ehrt ihn ;-). Einmal hat Israel mit dem Ausschalten eines (im Bau befindlichen) Kernreaktors in einem Staat, der die "Endlösung der Judenfrage" propagierte, es war der Irak, durchaus gute Erfahrungen gemacht (es existiert nämlich noch) und keinen Weltkrieg ausgelöst, sondern nur weltweite Empörung über den schlimmen Völkerrechtsbruch.

Dieser war allerdings nichts anderes als sehr berechtigte Verteidigung, wie sich 1991 zeigte, als der Irak mit Giftgas-Angriffen Israel bedrohte, das überhaupt nicht sich in den seinerzeitigen Konflikt um Kuwait einmischte, also gänzlich unbeteiligt war. Hätte der Irak über Kernwaffen - auch "schmutzige Bomben" reichen ja - verfügt, müßten sich die iranischen Mullahs wahrscheinlich heute nicht mehr um das "Krebsgeschwür" Israel sorgen.

Nun denkt also ein israelischer Politiker laut darüber nach, ob die 'Methode Osiraq' noch einmal zur Anwendung kommen solle. "Diese Dreistigkeit ist tatsächlich kaum noch zu toppen." meint der Papa dazu und sieht schon einen Dritten Weltkrieg drohen, den freilich die Islamistische Internationale gegen den Westen schon längst ausrief. Die "Dreistigkeit" ist zu übertreffen, nämlich mit der Vernichtungsdrohung gegen Israel, die der iranische Präsident Achmadinedschad aussprach.

Wer nach dieser Drohung, die übrigens durch nichts provoziert wurde - vielmehr gibt es gegenwärtig sogar wissenschaftliche Kontakte zwischen dem Iran und Israel - noch an das Märchen einer friedlichen Nutzung der Kernenergie durch das [i]Regime[/] in Teheran glaubt, glaubt auch an den Osterhasen. Und wer in Israel die antisemitische Hetze des Iran ignoriert, kann nicht bei Trost sein. Israel will den Iran nicht angreifen, es will nur in Frieden existieren - ohne die latente Bedrohung durch eine Kernwaffe in den Händen durchgeknallter Frauenhasser.

Es ist freilich auch der iranische Präsident noch zu toppen, nämlich durch den deutschen "Experten" Peter Scholl-Latour, der Verständnis hat für ihn, dabei jedoch verrät, daß Israels Befürchtungen sehr wohl berechtigt - und nötig - sind: "Ahmadi-Nedschad ist ein 'Überzeugungstäter' und ohne außenpolitische Erfahrung. Vor allem aber war seine Botschaft, die im Ausland soviel Aufmerksamkeit gefunden hat, eigentlich ans Inland gerichtet." (Junge Freiheit, 04.11.2005, S.1) Also alles wieder gut, weil nur nach innen gerichtetes Geplapper, Papa, und Israel - wie üblich - böse?

MfG
tw_24