Thema: Aus dem Leben
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13. December 2003, 16:29   #20
Ben-99
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... ich weiß jetzt gar nicht mal, ob auch Jupp Kinder hat. Aber es wäre schön, wenn sich auch mal andere Eltern die Mühe machen würden, die Welt etwas globaler zu betrachten, anstatt schon beinahe heuchlerisch von "Chancen" zu reden, denen man Kindern geben will, die nur hier sein müssen, weil ihre Eltern das so für sie entschieden haben.
Zitat:
Sollte man vielleicht eine Art "Zulassung zum Kinderzeugen" einführen Ben ?
... so einfältig, wie Du sie darstellen möchtest, Bino, sind solche Überlegungen gar nicht. Denn es hat sich schon oft herausgestellt, daß, besonders junge Eltern, ein zum Teil erschreckendes Bild liefern, was die Kenntnisse der elementarsten Dinge betrifft, die Eltern wissen sollten. Dann aber ist es meist schon zu spät für die betroffenen Kinder.

Du meinst also, daß in einem Land, indem jeder auch noch so unwichtige Blödsinn reglementiert wird und wo man für jeden Scheiß einen „Schein“ braucht und Prüfungen ablegen muß, auch weiterhin jeder Depp Kinder in die Welt setzen darf, nur weil er oder sie gerade darauf Bock haben?

Was glaubst Du, wie oft Leute vom Jugendamt oder anderen Behörden, wenn es zum Beispiel um falsche Ernährung oder hausmedizinische Betreuung geht, von solchen Eltern hören mußten: „Das haben wir einfach nicht gewußt.“ Manche wissen nicht mal, ab wann Kinder geeignetes Spielzeug brauchen oder wann man bei ihnen bestimmte Begabungen fördern sollte.

Schon merkwürdig, Bino, daß es Dir egal ist, daß jedes Arschloch ohne vorher Nachzudenken Kinder in die Welt setzen kann, nur weil Du Dir sicher bist, daß es Deinem Kind nicht an Liebe und Zuwendung mangelt.

Aber wenn Du mal erleben würdest, in welchen erbärmlichen Verhältnissen manche Kinder aufwachsen müssen, dann würdest vielleicht auch Du etwas anders darüber denken. Und ich spreche hier nur von Deutschland. Denn wie katastrophal es in den Ländern der 3. Welt aussieht, sollte wohl inzwischen jedem bekannt sein.

So, und nun auch noch mal so formuliert, daß es auch für Dich keine Mißverständnisse mehr gibt: Erstens haben auch solche Menschen wie ich das Recht, sich in einer Welt, die durch Überbevölkerung aus den Nähten platzt, über das Thema Kinder Gedanken zu machen, auch wenn sie keine eigenen vorweisen können. Dein Vergleich mit dem Papst könnte daher gar nicht dümmer gewählt worden sein.

Und dann hätte man sich ja wohl denken können, daß ich nicht für „Verbote“ oder sonstige Reglementierungen bin. Aber ich meine, daß 9 Monate ein langer Zeitraum ist, so daß man auch mal ein paar Stunden opfern könnte, um einen Kurs zu besuchen, in dem einen wenigstens die wichtigsten Dinge erklärt werden, die man als junge Eltern an Rüstzeug braucht, um nicht allzuviel Schaden bei dem Kind durch reines Unwissen anzurichten.

Anscheinend hast Du wohl auch noch nie etwas davon gehört, daß auch hierzulande die Mütter und Väter immer jünger werden, so daß es überhaupt keine Seltenheit mehr ist, daß eine 15jährige, die selbst noch fast ein Kind ist, schwanger wird. Und der 16jährige Vater wird ihr danach dann wohl auch kaum eine große Hilfe bei der Erziehung des Kindes in den ersten Jahren sein.

Um solche Fälle geht es, und um verwahrloste Paare, die womöglich auch noch an der Flasche oder Nadel hängen, aber jederzeit Kinder produzieren dürfen, wann es ihnen gefällt oder wann sie mal wieder „nicht aufgepaßt“ haben. Und so was nennt man dann, einem Kind „die Chance geben“, in unserer tollen Welt aufwachsen zu dürfen. Dabei haben solche Kinder von vornherein die Arsch-Karte gezogen. Und hätten ihre Eltern auch nur einen Funken Verstand, hätten sie lieber auf Nachwuchs verzichtet.

Und mal eine ganz andere Frage, Bino: Warum muß es eigentlich immer ein eigenes Kind sein? Weil der Deutsche auch sonst immer seine eigene Scholle braucht? Wer meint, ohne Kinder nicht glücklich sein zu können, der kann ja gern was Gutes tun, indem er auch mal an die vielen Waisenkinder denkt. Hier wäre ich sogar tatsächlich für eine Reglementierung. Denn ich kann nicht verstehen, daß ein Ehepaar unbedingt 5 eigene Kinder haben muß. Daher würde ich es gut finden, wenn man sagt: Okay, 3 eigene habt ihr bereits, und wenn Ihr jetzt unbedingt noch ein paar weitere wollt, dann adoptiert Euch gefällig die restlichen, die Euch ja wohl anscheinend zu Eurem zweifelhaften Glück noch fehlen.

Und wer das dann ablehnt, beweist damit, daß es solchen Eltern in Wirklichkeit nicht um das Kind, sondern nur um die Befriedigung ihrer eigenen egoistischen Wünsche geht. Ich merke es ja schon an Eurer Empfindlichkeit, wenn jemand wie ich sagt, daß er sich nach reiflicher Überlegung gegen eigene Kinder entschieden hat, die in meinem Fall jetzt sowieso alle Scheidungs-Kinder wären und ich außerdem früher auch gar nicht die Zeit gehabt hätte, mich als Vater um die Kinder zu kümmern, weil ich ständig auf Reisen war.

Mal abgesehen davon, daß ich als Mensch - und dazu auch noch Atheist - nicht generell verpflichtet bin, auf diesem Planeten für Nachwuchs zu sorgen, lasse ich mir auch nicht das Recht absprechen, bewußt keine Kinder in die Welt zu setzen, eben weil ich etwas mehr über ihr Schicksal nachdenke als so mancher, für den das alles eine „Selbstverständlichkeit“ ist, nur weil sich die eigenen Eltern und Großerltern auch keine Gedanken darüber gemacht haben.

Und durch diese opportunistische erzkonservative Denkweise ist die Welt nicht etwa "bewahrt" worden, sondern hat sich zu dem entwickelt was sie heute ist: Ein kaltes, teilweise schon beinahe unbewohnbares Gebilde, auf dem zum Teil nur noch bei Tieren eine Art Sozialstruktur erkennbar ist, die das Leben überhaupt lebenswert macht.

Aber wenn man natürlich hier, mitten in Europa, satt in einem der letzten Paradiese sitzt, in dem noch Frieden herrscht und wir alle noch genug zu fressen haben, dann kann man mit einem solchen Tunnelblick natürlich trefflich davon labern, Kindern "eine Chance" geben zu wollen.

Gruß Ben