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1. February 2008, 22:37   #14
Ben-99
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... Mohrchen hat jetzt sogar ein richtiges Buch geschrieben, das man für 19,90 Euro kaufen kann. Nein, nicht über Harald Schmidt und daß er ihn so unheimlich toll findet, sondern es geht um sein zweitliebstes Thema, die "68er", und daß er sie so unheimlich scheiße findet. Das hat er uns zwar auch schon oft erzählt, aber eben noch nicht in Buchform.

Manchmal ist "Spiegel-Online" wirklich hilfreich. Denn durch die Veröffentlichung eines Auszugs daraus hilft die Redaktion den Lesern Zeit und Geld zu sparen, weil man sich das unsägliche Geblubber eines hohlen, selbstverliebten Stil-Onanisten gar nicht bis zum Ende antun muß, um zu ahnen, daß man sich für das Geld lieber ein Buch kaufen sollte, in dem auch etwas drin steht. Für Masochisten indes, die gern Phrasen-Dresche beziehen und den Lese-Schmerz mit lustvollen spitzen Schreien goutieren, könnten die 240 Seiten Mohrchen pur allerdings auch ein willkommenes Schnäppchen darstellen:

40 Jahre 68er: Der diskrete Charme der Rebellion

Gruß Ben



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Ich möchte darauf hinweisen, daß heute, am Abend des 2.2., eine weitere Passage aus dem Buch veröffentlicht wurde, die im völligen Kontrast zu dem von mir kritisierten Textauszug steht:

40 Jahre 68er: "Heute gibt's Dresche"

Man könnte beinahe meinen, daß es sich um zwei verschiedene Autoren handelt, so unterschiedlich ist der Stil. Denn diesmal zeigt sich Reinhard Mohr ausnahmsweise nicht als öder Schwafler, sondern gibt erstaunlich sachlich und vor allem sehr detailliert die Ereignisse wieder, die sich damals in Berlin beim legendären Schah-Besuch abgespielt haben, dessen trauriger Höhepunkt die Exekution des Studenten Benno Ohnesorg durch einen (später in einem skandalösen Prozeß freigesprochenen) Polizeibeamten war.

Dieses Kapitel will ich sogar gern als historisch wichtige Lektüre empfehlen. Und für morgen wird ein dritter und letzter Auszug "über die Folgen der 'Berliner Blutnacht' von 1967" angekündigt. Um so mehr ist es mir ein Rätsel, warum man ausgerechnet das gänzlich inhaltslose Geschnatter über die "68er" im allgemeinen als erstes Lesebeispiel ausgewählt hat. Möglicherweise hatte der Autor darauf keinen Einfluß und ist selbst nicht gerade erfreut darüber. Denn wenn sich der sachliche, emotionslose Stil auch bei anderen präzisen Beschreibungen der Schlüsselereignisse zu Beginn der "68er"-Bewegung findet, könnte es doch ein durchaus lesenswertes Buch sein. Aber, mal abwarten. Vielleicht fühlt sich Mohr in bezug auf seinen politischen Standpunkt auch nur zu sehr hin und hergerissen und kann sich nicht entscheiden, ob er seine ehrliche Empörung über den damaligen Unrechtsstaat ausdrücken oder lieber doch weiterhin Rücksicht auf das inzwischen weichgespülte neoliberale Nachrichtenmagazin nehmen soll.

Sicherlich hofft auch Mohrchen darauf, daß die "SpOn"-Autoren nach der Neubesetzung des Chefredakteurpostens endlich wissen, in welche Richtung sich der "Spiegel" in Zukunft bewegen wird. Denn diese Ungewißheit würde auch mir reichlich auf den Keks gehen. Doch zunächst wird Stefan Aust übermorgen vor dem Arbeitsgericht Hamburg erscheinen, um gegen die Nicht-Verlängerung seines Vertrags zu klagen:

Die Causa Aust versus "Spiegel"-Verlag