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23. October 2006, 18:28   #122
Ben-99
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... zur Frage von Sacki: Jawohl, ich kenne persönlich Hartz-IV-Betroffene, die vorher den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten angehört haben. Und einige von ihnen sind auch Schumi-Fans – nur würden sie niveaumäßig nie so tief absteigen, um sich mit den Trash-Fans aus der Kerpener Allzweck-Halle zu verbrüdern. Es gibt auch beim Fußball und im sogenannten Box-"Sport" peinliche Fans. Aber der Formel-1-Zirkus scheint wohl in besonderer Weise Menschen anzulocken, mit denen auch Ihr, Sacki, Irata & Co., nicht wirklich gern Eure Freizeit verbringen würdet.

Vielleicht liegt es an der simplen Machart dieses angeblichen Sports, bei dem kein Zuschauer vorher über irgendwelche komplizierten Regeln etwas wissen muß. Denn anders als bei anspruchsvollen Rallyes, bei denen Fahrer und Beifahrer auf schwierige Weise ihr Gefährt von A nach B bringen müssen, wird halt bei der Formel-1 nur stur im Kreis gefahren. Und die Moderatoren solcher Zirkus-Übertragungen freuen sich doch schon wie Schneekönige, wenn es mal bei einem Rennen regnet, weil sie dann stundenlang darüber palavern können, daß bei einem millionenteuren 800-PS-Boliden angeblich nur die Reifen das Wichtigste sind. Seitdem freut sich Lieschen Müller, daß auch sie bei der nächsten Tupper-Party endlich mal mit einem schicken Fremdwort glänzen kann, während Menschen ohne Profilneurosen wohl auch weiterhin den Begriff "Bodenhaftung" statt "Grip" verwenden werden, auch wenn sie dieses dusselige Wort immer wieder von den beiden RTL-Kommentatoren während einer Übertragung eingebleut bekommen.

Ich möchte aber auch noch ein paar versöhnliche Worte loswerden. Denn alles in allem war das gestrige Abschlußrennen der Saison in Sao Paulo für alle F1-Fans ein Highlight – egal wie man zu den einzelnen Fahrern steht. So konnten die Brasilianer jubeln, daß mit Massa nach vielen Jahren erstmals wieder ein Landsmann gewonnen hat. Aber auch die Schumi-Fans gingen nicht leer aus, weil er bei seiner letzten Aufholjagd noch mal beweisen konnte, welche überragenden Fahrer-Qualitäten in ihm stecken.

Und Weltmeister wurde auch in diesem Jahr wieder Fernando Alonso. Und zwar verdient, weil es derzeit keinen besseren Fahrer gibt. Wäre es anders, hätte Michael Schumacher wohl noch ein paar Jahre weitergemacht. Aber unter diesen Voraussetzungen hat er genau richtig und auch eben sehr klug für sich entschieden.

Gruß Ben