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2. January 2006, 20:45   #30
tw_24
 
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Für Ahmadinedschad ist der Tod als "Märtyrer" der erstrebenswerte Abschluß des irdischen Lebens. Er ist ein Anhänger der Basitschi-Bewegung, das sind religiöse Fanatiker, die die Selbstaufopferung für irgendwelche höheren Ziele predigen und praktizieren. Sie stellten beispielsweise im Iran-Irak-Krieg menschliche 'Minenräumer', darunter nicht wenige Kinder, die freiwillig in die Minenfelder gingen.

Ende November mobilisierte diese Bewegung der "Unterdrückten" allein in Teheran 1.250.000 Menschen, die ihre Bereitschaft zum "Märtyrer"-Tod - den sie als Gewähr für den Eingang ins Paradies (und damit als Ausweg aus irdischer Armut) betrachten - demonstrierten, indem sie eine Menschenkette bildeten. Ahmadinedschad nahm selbstverständlich daran teil.

Aus dieser Mentalität wären die ja durchaus selbstmörderischen Drohungen gegen Israel zumindest beinahe schon verständlich. Hinzu kommt natürlich noch die Gewißheit, daß, sollten Israel und/oder die USA mit einem Militärschlag gegen iranische Atomanlagen eine sehr reale Gefahr zu bannen versuchen, die arabische Welt, vor allem aber der palästinensische Terror dadurch zu neuen 'Höchstleistungen' angespornt würde.

Letzteres ist der Grund dafür, daß man in Israel - und nicht nur da - mit sehr gemischten Gefühlen auf den Iran blickt. Einerseits wäre es unverantwortlich abzuwarten, bis Ahmadinedschad seine Drohungen in die Tat umsetzen kann, andererseits würde ein Militärschlag zweifellos den Terror gegen Israel zum Erblühen bringen - schon heute wird das Land ja täglich mit Dutzenden Raketen aus den Palästinensergebieten beschossen -, während die europäische Diplomatie, die deutsche sicher aus sehr ökonomischen Motiven, zugleich am Iran regelmäßig scheitert - seit über zwei Jahren.

Es ist eine üble Entwicklung, die unaufhaltsam scheint, will man Israel nicht aufgeben. Und gäbe man es auf, bedeutete dies ebenfalls Krieg.

MfG
tw_24