Einzelnen Beitrag anzeigen
3. June 2006, 12:21   #3
Syilver
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: January 2004
Beiträge: 248
Es ist schon sehr fein wenn man eine Freundin hat die Sprachwissenschaften studiert. Besagtes, mir äußerst ans Herz gewachsenes Knuffelwesen, welches von mir in liebevoller Verehrung den Beinamen SataNai erhielt [in Anlehnung an ihren Nick 'Nai' und darüber hinaus dem Umstand zu verdanken, dass man einen Menschen der ein Gebet formulierte, mit dem schönen Namen 'Sarkasmus unser', schlicht und ergreifend nicht anders nennen kann], stellte dann auch in der ihr eigenen, herrlich staubtrockenen Wesensart, zwei Dinge fest. Erstens, das was ich als höchstpersönlich kreatives Wortschöpfungsgedöns deklariere, das ist so etwas wie ein Soziolekt, der sich wohl besonders dadurch auszeichnet, dass ihn eben nicht jeder versteht, auch und vor allem nicht die 'Obrigkeit'. Was mich sofort zu der Schlussfolgerung brachte, dass mein *Tönk* da ja tatsächlich perfekt ins Bild passt, denn Frau Obrigkeit aka Angela Merkel wird es mit Sicherheit nicht verstehen. Meine von mir mittlerweile sprachtechnischen Kummer gewöhnten Freunde indes sehr wohl. Wir haben also so etwas ähnliches wie einen Geheimcode und könnten uns, rein theoretisch natürlich, dergestalt begrüßen, dass wir mit unheilschwangeren Minen die Köpfe zusammenstecken und bedeutungsschwer das *Tönk* vor uns herstammeln würden, quasi als gemeinsames Begrüßungs- und Hirnaustreibungsritual - na da kommt doch Freude auf! Dumm nur, dass ich den ach so geheimen Geheimcode nun quer durch das Internet poste, das nimmt dem Ganzen so ein klitzekleines Bisschen die [geheimniskrämertechnische] Exklusivität, oder? *Muff!* ('Muff' ist das 'AlternativTÖNK', falls Sie verstehen was ich meine? Aber das üben wir noch, versprochen.)

Der zweite Punkt auf der SataNai'schen Feststellungsliste betraf das bereits angesprochene und äußerst menschliche Zwangskuschi im Bus, von dem das SataNai der Meinung ist, dass es sich hierbei um eine gesonderte, sprich alternative und bereits als eigenständig zu bezeichnende Lebensform handeln müsse. Dazu ist anzumerken, dass das Nai, was ich persönlich auch als eine Art höchsteigene und angenehm alternative Lebensform empfinde, neben Sprachwissenschaften noch Japanologie und Philosophie zu ihren Studienfächern auserkoren hat. Was sagt uns das? Richtig, das SataNai hat ein kreativ verknöseltes Gehirn, also wegen der Philosophie und so; und steht darüber hinaus auf skurrile Mutationen - Japanologie, ich meine, ähm... in Japan leben Japaner und dass die irgendwie, *pfeif* na Sie wissen schon. Von Zwangskuschi jedoch haben die mit Sicherheit Ahnung, ich würde glatt behaupten wollen, dass die Japaner es erfunden haben.

Um indes in den Genuss dieser im Übrigen in meinen Augen nahezu lebenswichtigen 'Zwangskuschierfahrung' zu geraten, die eben existenziell ist, um die zeitweilig autretenden, misanthropisch inspirierten Wallungen seiner lieben Mitmenschen besser verstehen zu können, muss man nicht erst nach Japan reisen. Es genügt vollkommen, so man in Ermangelung eines eigenen Vehikels, zu bestimmten Stoßzeiten, auf die Benutzung der öffentlichen Nahverkehrsmittel angewiesen ist. Es ist ja so, dass Menschen eine Art Abstandswohlfühlraum ihr Eigen nennen, was nichts anderes bedeutet, als dass man getrost davon ausgehen darf, dass ein jedes Individuum etwas angesäuert reagiert, so man als Fremder sich freundlich lächelnd auf seinem Schoß niederlässt, um ihn oder sie womöglich zum fluffig warmen Ersatzsessel umzufunktionieren. Eigentlich reicht es schon aus, wenn man seinen Hintern zwischen den knallvollen Sitzreihen versucht durch zu schlängeln, was meistens ziemlich schwierig ist, da im Gang auch noch die halbe Stadt mit eingepfercht zu sein scheint und so kommt es bisweilen zu Szenen dramatischer Genervtheit, wenn einem Sitzenden die Kehrseite seines Nebenstehenden regelrecht ins Antlitz gedrückt wird, falls dieser versucht einem der Gangdrängler auszuweichen.

Wissen Sie, ich sage es mal so: Wenn es nur das wäre! Also ich meine, nur das gegenseitige Gerempele, Geschiebe, Geknuffe und enervierte vor sich hin Gemurmele, dann - ja dann, wäre doch alles in Ordnung, oder nicht? Nun kommt jedoch noch ein weiterer Faktor hinzu. Dieser hängt unmittelbar mit den Jahreszeiten, besser gesagt mit den Klimaverhältnissen zusammen und mit diversen Zuständen, die sich just zu eben diesen (Jahres)Zeiten unserer Spezies bemächtigen; und einzige Konstante ist, dass alles irgendwie mit der menschlichen Nase zusammenhängt, die in unserem Szenario [aka Zwangskuschi], zu einer Art abstrusen Achse des Bösen mutiert. Denn die Nase, die tut vor allem zwei Dinge - Schnuppern und Duschen. Sie brauchen mich jetzt gar nicht so entgeistert anzuschauen, ich kann nichts dafür dass das so ist, reichen Sie Beschwerden bitte bei Mutter Evolution ein, die dies so eingerichtet hat. Ach, Sie sind irritiert wegen dem Duschen? Na ja, also ich bin jedenfalls schon ziemlich oft vollgesprüht worden, wenn irgendein, von einer Seuche sondergleichen befallener Mitmensch, sein trompetenähnliches Niesgepruste quer durch die heiligen Quetschhallen blies. Anders ausgedrückt, irgendwelcher Grippevirennebel im Winter und Pollenallergieschwall im Frühling, wurden schon des Öfteren, gleich einer Dusche über mich hinweggeniest und ich saß oder stand dabei jedes göttliche Mal versteinert und in Mordphantasien versunken, auf meinen paar Quadratzentimetern [öffentlicher] Seuchenkutschenplatz.

Hat man die Duschsaison dann irgendwie überlebt, folgt eine weitere Variante auf dem Fuße, die man nicht wirklich als magenfreundlich bezeichnen kann, besser gesagt, die hart an der Kotzgrenze verläuft. Der Sommer ist vor allem eines - heiß; und der Herbst ist nass. Mir fällt gerade auf, dass das alles auch irgendwie mit diversen Flüssigkeiten zusammenhängt. Also wir merken und jetzt: Zwangskuschi, das ist ganz doll bäh, weil man nämlich entweder mit fremden Körperflüssigkeiten behelligt wird oder selbst das Stinken anfängt, dank Regenwasser. Als ich nämlich feststellen musste, dass mein sündhaft teures und heißgeliebtes Gucci Parfum, mich bei fortgesetzter Berieselung von oben so riechen lässt, als hätte ich mich mit einer Mischung aus Fragrance de Katzenpipi & Eau de alter Müffelschlappen einbalsamiert, da hat mich das im wahrsten Sinne des Wortes, ziemlich mächtig angestunken. Darüber hinaus lernte ich, dass stark parfümierte Deos, so sie versagen und das tun sie im Sommer permanent bei Irgendwem, eine Geruchswolke produzieren, die einem Vergasungsversuch gleichkommt, besonders wenn es nicht der eigene Mief ist, der sich da liebevoll anheimelnd in die Atemwege schleicht. Es gibt natürlich auch noch die Deoverweigererfraktion, die generell der Meinung zu sein scheint, dass das Motto: 'Zurück zur Natur!' - eine völlige Angleichung der Muffverhältnisse in zum Beispiel Omnibus und Klärgrube rechtfertigen würde.

Zwangskuschi ist folglich so eine Art Hardcoreabhärtung und beinhaltet neben dem bereits beschriebenen Unbill auch die Zusatzoptionen: Krach aka hysterische Kinder + Eltern und als Extrasonderzulage noch HopP, was ein Synonym darstellt für: Horror optisch peinlicher Prägung, was ich an dieser Stelle nicht näher ausführen mag, Sie haben sicherlich selbst ein wenig Phantasie, obwohl es die keineswegs braucht, denn man bekommt in der Regel Dinge zu sehen, die man sich in derartigem Ausmaß bis dato sowieso nicht vorstellen konnte. Wie gesagt, probieren Sie es aus, es ist eine zwar sehr heftige, indes jedoch lehrreiche Erfahrung. Vor allen Dinge dürften Sie etwas über Ihre eigenen Grenzen erfahren und machen Sie sich keine Sorgen, Menschen haben die Angewohnheit sich trotz gegenteiliger Behauptungen, gegenseitig zu helfen. Sollten Sie also ausrasten und wem an den Hals gehen, dann dürfen Sie damit rechnen, dass ein umsichtiger, mit Ihnen eingequetschter Leidensgenosse, schon noch den Platz finden wird um auszuholen und Sie zum Besten aller Beteiligten, kurzzeitig ins Jenseits zu beamen. Viel Spaß!