Thema: Stichtage
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28. July 2006, 09:03   #240
Jules
 
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28. Juli 1951: Alice im Wunderland hat in den USA seine Weltpremiere

Alice im Wunderland (oder Alice in Wonderland im englischen Original) ist der 13. Film im offiziellen Walt Disney Meisterwerke-Kanon und hatte am 28. Juli 1951 seine Weltpremiere. Der Film basiert auf den Lewis Carroll-Werken Alice im Wunderland (Alice's Adventures in Wonderland) und Alice hinter den Spiegeln (Through the Looking-Glass). Er floppte bei seiner Uraufführung und soll auch von Walt Disney selbst verschmäht worden sein. Jahre später entwickelte er sich aufgrund seines Surrealismus zu einem Kultfilm, vor allem in Uni-Filmzirkeln und Drogenkreisen.

Handlung
Alice langweilt sich, während ihre große Schwester ihr ein Buch vorliest. Sie spielt lieber mit ihrem kleinen Kätzchen und stellt sich vor, wie es wäre in einer Welt mit anderen Regeln zu leben. Schließlich begegnet Alice einem weißen, sprechenden Kaninchen, das es sehr eilig hat (es sagt nämlich: „Ich bin zu spät, zu spät...“). Alice folgt ihm in seinen Bau und fällt einen seltsamen Tunnel hinab, auf dessen Grund ein Raum mitsamt sprechendem Türknauf ist. Dieser möchte Alice nicht durch die Tür lassen. Nach einigen Diskussionen über „zu groß“ und „zu klein“ (Alice verändert mit Hilfe verschiedener Mittel ihre Größe) gelangt sie schließlich inmitten einer Konferenz von Tieren an einem Strand. Auf dem Festland trifft sie schließlich die Zwillinge Zwiedeldei und Zwiedeldum, die ihr die Geschichte vom Walross und dem Zimmermann erzählen. Alice irrt nach der Erzählung weiter. So trifft sie unter anderem auf die verrückte Grinsekatze, eine Eidechse, indessen Alice zum Riesen wird, singende Blumen und nimmt an der Teeparty vom Märzhasen und dem verrückten Hutmacher teil, wo sie auch das weiße Kaninchen wiedertrifft. Alice verirrt sich daraufhin in einem seltsamen Wald. Nachdem ihre Trauer die kuriosen Waldgeschöpfe auflösen ließ, führt die Grinsekatze Alice zur Herzkönigin. Diese ist sehr jähzornig und befiehlt innerhalb kürzester Zeit mehrere Enthauptungen. Auch Alice soll nach einer, aufgrund der Grinsekatze entarteten, Runde Krocket enthauptet werden. Alice flieht und landet nach mehreren Wirrungen wieder zu Hause. Anscheinend hat sie nur geträumt...

Rezeption
Obwohl Walt Disney mit seiner ersten TV-Show an Weihnachten Werbung für Alice im Wunderland machte, fiel der Film im folgenden Jahr beim Publikum und den Kritikern durch. Auch Walt Disney, der laut einer Dokumentation auf der Platinum Edition DVD zu Susi und Strolch von seinen Animatoren zu dem Projekt überredet wurde, soll später gesagt haben, dass Alice im Wunderland zwar den Intellekt anspreche, aber kein Herz habe. Deshalb sei es dem Publikum egal, was mit Alice passiere. Angeblich beschränkte Walt Disney die Laufzeit des Films auf 75 Minuten, da er befürchtete, dass das Publikum ansonsten das Interesse verlöre.

Aufgrund seines Scheiterns an den Kinokassen lief Alice im Wunderland als einer der ersten Disney-Zeichentrickfilme im Fernsehen (Disney wollte seine Filme nämlich sonst lieber im Kino neu aufführen lassen). Jedoch wurde er dort um 15 Minuten heruntergekürzt, um in die Sendezeit zu passen.

Jahre später kamen die ersten Vermutungen auf, dass die Zeichner während der Gestaltung des Films Drogen konsumiert hatten. Verstärkt wurden diese Vermutungen durch zahlreiche mögliche Drogenanspielungen im Film (die jedoch auch im Buch vorkommen): Alice verändert ihre Größe, verliert das Gefühl für Zeit und Ort, sieht seltsame Wesen und verliert auch ihre eigene Identität. In der Szene im Wald fühlt sie sich verloren und fällt plötzlich in tiefe Trauer, als sie von "ihrem" Weg (sozusagen dem "rechten Weg") abkam.

Aufgrund der skurrilen Art des Films, die zugleich den Intellekt ansprach, wurde er zu einem der meistgefragten Filme an Universitäten. Allerdings nicht nur von Filmzirkeln, die ihn analysieren wollten oder von ihm auf einer intellektuellen Ebene angesprochen wurden, sondern auch als Drogenkultfilm, den man gemeinsam auf Drogenpartys sah, um entweder die Wirkung der Drogen durch den Film zu verstärken, oder umgekehrt.

So kam es auch, dass Disney seine eigene 16-mm-Kopien, die man aufgrund der hohen Nachfrage zunächst stolz auf den Markt gebracht hatte, später wieder zurückzog. Man wollte nicht mit Drogen assoziiert werden. Dennoch brachte man den Film, der auch außerhalb der Drogenszene an Ansehen gewann, in den 1970er Jahren erneut ins Kino. Mittlerweile feierte man ihn aufgrund der gelungenen einzelnen Szenen, was den Ruf, der Film sei zu episodisch und hätte einen schwachen roten Faden bestätigte.

Die damals aufgekommene Welle der "Synchronisations Enthusiasten" , die Übereinstimmungen zwischen Musikalben und Filmen hinsichtlich Bild, Ton, Aussage und Stimmung entdeckten nahm sich ebenfalls diesem Film vor. Häufig vorkommende Vergleiche sind mit Pink Floyds Alben The Wall und Dark Side of the Moon.

Sonstige Filminformationen
Das erste Meisterwerk, in dem die Sprecher mit den Figuren, die sie sprechen, im Vorspann genannt werden. Erst in Das Dschungelbuch machte man das zum zweiten Male.
Jose Carioca aus Die Drei Caballeros, einem anderen surrealistischen, epiosdenhaften Meisterwerk, tritt in der Gerichtsszene als Gaststar auf.
Kathryn Beaumont sprach im Film und der Disneylandattraktion Alice. Da ihre Erscheinung und ihr Talent die Zeichner sehr bei der Darstellung von Alice inspirierte, durfte sie in Peter Pan die Wendy sprechen.
In der Walross-und-Zimmermann-Sequenz glüht das „R“ in "März" auf dem Kalender. Dies resultiert daher, dass man Austern nur in Monaten mit einem „R“ essen darf.
Das Spiel Kingdom Hearts referiert auf Alice in zwei Arten: Das Wunderland ist ein Level im Spiel, und Alice eine der Prinzessinen der Herzen.
In Anlehnung an Der Zauberer von Oz sollte Alice eine Ballade über ihre Traumwelt zu Beginn singen. Da Kathryn Beaumont Probleme hatte, dieses Lied zu singen, schrieb man es um. Diese neue, lebhaftere Version kam in den endgültigen Film.
Der Film war zehn Jahre in der Entwicklung und fünf Jahre in Produktion.
Alle Figuren im Film basieren auf den literarischen Vorlagen. Nur der Türknauf wurde von den Disney-Künstlern erfunden.
Der einzige Disney-Trickfilm, der nach seiner ersten TV-Ausstrahlung erstmals neu ins Kino kam.
Ursprünglich sollte Alice auf den Jabberwocky aus einem Lewis-Carroll-Gedicht treffen. Es wurde auch ein Lied für diese Szene geschrieben, doch das Ganze wurde zu düster. Pläne für einen Jabberwocky-Cartoon wurden ebenfalls verworfen.
Disney machte 1950 am Weihnachtsabend in seiner ersten TV-Show Werbung für den Film.
Außerdem erschien auch ein Comic, Alice in Wonderland in The Unbirthday Party passend zum Film.
Ward Kimball findet nur die Grinsekatze wirklich verrückt, da sie es "cool" und subtil spiele. Die anderen Figuren seien zu überdreht, um wirklich verrückt zu sein.
Der Film Donald im Lande der Mathemagie spielt auf Carrols Durch den Spiegel und was Alice dort fand an.

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