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22. July 2002, 15:27   #4
tw_24
 
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Zwangsdienste halte ich grundsätzlich für unvereinbar mit demokratischen Gemeinwesen. Sie stellen eine Einschränkung der persönlichen Freiheit dar, die meistens auch noch ausschließlich das männliche Geschlecht trifft. Trotzdem muß ich beschämt ;-) zugeben, daß ich sogar in zwei Armeen meinem Vaterland gedient habe. Einen Monat lang hat mich die NVA mehr schlecht als recht beschäftigt (hauptsächlich galt es, Raketen für die Heimfahrt gen UdSSR zu verpacken; in einer Pause bin ich sogar mal eingeschlafen ;-)), dann folgten elf Monate Bundeswehr, die auch nicht weiter anstrengend waren. Es gab Geld fürs Nichtstun, aber dafür waren wir wohl auch militärisch "unbrauchbar", denn eine richtige Ausbildung gab es nicht.

Heute würde ich eher verweigern oder, wenn möglich, auch totalverweigern, aber das ist rein theoretisch, denn ich stehe
halt nicht mehr vor dieser Frage.

Als ich mir am Wochenende das "öffentliche" Gelöbnis unserer geheiligten Bundeswehr anschaute, wo ja bekanntlich "Bürger" nur Uniform tragen, da überkam mich doch ein ungutes Gefühl - ich wurde nie vereidigt, was auch gut so ist. In Berlin jedenfalls standen 500 Menschen herum, ohne Befehl regungs- und wohl auch gedankenunfähig, und blickten je nach Befehl grimmig nach vorn, links oder rechts. Mal "präsentierten" sie das Gewehr, mal mußten sie einen Stoff-Fetzen grüßen, der "Truppenfahne" genannt wird. Und sie, diese willenlose Masse in Ausgehuniform, hieß "Gelöbnisaufstellung". Es war eine gespenstische Vorstellung grenzenloser Unterordnung und Gleichschaltung, "Bürger" sah ich da jedenfalls keine.

Also, ein Bundesheer gibt es wohl in Österreich, das noch nicht ganz so kriegerisch in aller Welt Frieden stiften will. Rein aus Bequemlichkeit würde ich das Mitmachen empfehlen, der "Ersatzdienst" könnte anstrengender sein. (Er ist freilich auch gesellschaftlich wertvoller, doch das steht hier nicht zur Debatte.)

MfG
tw_24