Einzelnen Beitrag anzeigen
23. January 2007, 09:18   #2
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... es kann als späte Genugtuung gewertet werden, daß ausgerechnet die Straße, an der Springer seine Protz-Burg provozierend direkt an der Berliner Mauer bauen ließ, heute den Namen eines Mannes tragen soll, der damals wie kein anderer Objekt der Haß-Tiraden der "Bild"-Zeitung war. Das ging soweit, daß man eine regelrechte Hetzjagd auf ihn veranstaltete ("Stoppt Dutschke jetzt!"), bis sich dann auch tatsächlich ein Depp fand, der das erledigte, indem er Dutschke in den Kopf schoß und später vor Gericht seine Tat damit begründete, daß er doch immer wieder gelesen habe, wie "gefährlich" Rudi Dutschke sei.

Der während der Zeit der Studenten-Unruhen verantwortliche Chefredakteur hieß Peter Boenisch und zeigte Jahrzehnte später Format, indem er sich dafür entschuldigte und eine Mitverantwortung für den Anschlag auf Rudi Dutschke eingestand. Eine Haltung, die den Verlags-Oberen überhaupt nicht paßte. Und auch heute noch versucht die "Bild"-Zeitung ihren Lesern zu verschweigen, daß auch sie mit allen Mitteln die Umbenennung der Kochstraße verhindern will:

BILDblog » Schöner Anwohnen

In Wirklichkeit hat Rudi Dutschke viel für die Demokratie in Deutschland getan und half dabei, den "tausendjährigen Muff aus den Talaren" zu klopfen, damit Studenten nicht mehr das ewiggestrige Gedankengut der damaligen Spießer-Professoren ertragen mußten. Nur für Gewalt und terroristische Anschläge hatte er nicht das geringste Verständnis. Und wer ihn wie ich auch privat getroffen hat, war erstaunt, wie sanftmütig, beinahe schon schüchtern er in Wirklichkeit war.

Daß die Adresse der Hauptzentrale des Springer-Konzerns einmal "Rudi-Dutschke-Straße" lauten könnte, macht die Stadt Berlin nur sympathischer und zeigt, gerade nach der geplanten Ernennung des "Volksfeindes" und "Nestbeschmutzers" Wolf Biermann zum Ehrenbürger, daß auch wir Wessis durchaus imstande sind, den historischen Mist, den wir verzapft haben, später aufzuarbeiten und wenn nötig zu korrigieren.

Gruß Ben