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17. September 2006, 04:39   #10
Amanda Grayson
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Allerdings bleibe ich dabei: In einer Zeit, in der ein amerikanischer Präsident nach 800 Jahren die blutigen christlichen Kreuzzüge "reloaded" und daher bei den muslimischen Opfern des Neuen Glaubens-Krieg die Nerven blank liegen, sollte sich gerade ein hochgebildeter Intellektueller wie Ratzinger seine Worte genau überlegen, bevor er sie als Papst vorträgt und damit Öl ins Feuer gießt. Und es war ja auch nicht sein erster Patzer. Offensichtlich scheint er mit dem Job überfordert zu sein.

Gruß Ben
Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht? Natürlich hat ein Kirchenfürst, der auf den Papstthron gelangt ist, auch eine gewisse politische Begabung, sonst wäre er ein kleiner Gemeindepfarrer geworden. Aber es ist auf keinen Fall die Aufgabe eines Papstes, sich anzubiedern.

Er braucht auch nicht die Fehler protestantischer Amerikaner auszubügeln oder auszuschleimen. Wenn ein amerikanischer Präsident seinen Job in puncto Außenpolitik nicht beherrscht, dann muß ein Papst das nicht ausgleichen.

Reicht dieser kriecherische Papst Pius XYZ (kann mir römische Zahlen so schlecht merken, ich meine den, von dem Hochhuths Werk "Der Stellvertreter" handelt) nicht ein für allemal aus als Beispiel, daß ein Papst nicht vor Regimes kuschen sollte?

Mag sein, daß Papst Johannes Paul der II. eher die Knuddeltour gefahren ist in dem Sinne eigentlich haben wir uns doch alle lieb. Der neue Papst ist eben anders und scheut auch nicht vor einer Konfrontation zurück.

Nach dem, was ich weiß, hat der Papst ein Gespräch aus dem Mittelalter zitiert, in dem ein Muslim selbst erklärt hat, was die Unterschiede zwischen dem Islam und dem Christentum sind.

Gerade zu der Zeit haben sich die Christen aber ganz sicher nicht besser benommen als fanatische Moslems heute. Und wenn mich jemand fragen würde, wie sich eine Religion der Liebe mit Kreuzzügen und Hexenverbrennungen verträgt, dann würde ich sagen das verträgt sich überhaupt nicht. Ich würde nicht auf jemanden aggressiv reagieren und ihn diffamieren, der mir eine solche Diskrepanz zeigt.

Ich denke, daß gebildete Muslime heutzutage auch abwägen und den Koran mit Verstand lesen. Ich denke, daß es ungebildete Christen gibt - vielleicht "Christen" in Anführungsstrichen -, die sich Zitate aus der Bibel 'rausnehmen, besonders die kriegerischen Passagen aus dem Alten Testament -, ebenso wie Muslime, die einige Sätze aus dem Koran verinnerlichen und sie sich aus dem Zusammenhang herausgerissen so auslegen, wie es ihnen gerade paßt.

Trifft für Angehörige des mosaischen Glaubens sicher ebenso zu. Gebildete bzw. denkende Menschen werden nach der Kernaussage suchen. Menschen ohne Bildung bzw. primitive Menschen werden nach einer einzelnen Aussage suchen, in der sie das wiederfinden, was sie sowieso tun wollten, am liebsten, wenn es mit der Legitimation von Gewaltausübung zu tun hat.

Ich sehe es so, daß jede der drei großen monotheistischen Religionen mit einem Gott, der eine Person ist, Menschen zum Respekt vor dem Mitmenschen führen kann. Die Grundlagen sind in allen drei Religionen gelegt, sei es das Judentum, sei es das Christentum, sei es der Islam. Da Menschen aber leider fehlerhafte Menschen sind, können sie alles mögliche suchen und auch finden/interpretieren.

Seien es Kreuzzüge, sei es die Hexenverbrennung, sei es das Abschneiden der Geschlechtsteile von Mädchen, sei es das alltägliche Gebet: Ich danke Dir, daß ich nicht als Frau geboren bin.

So ist leider der Mensch, so interpretiert der Mensch. Es ist meiner Meinung nach nicht der Weisheit letzter Schluß, andere Menschen niederzumachen und zu mißhandeln, um sein schwaches Selbstwertgefühl aufzuwerten.

Es sind nicht die Religionen, die den Menschen dazu auffordern. Sie fordern den Menschen dazu auf, über seine armselige Natur hinauszuwachsen. Aber sie scheinen wohl dazu einzuladen, daß der Mensch sie mißbraucht.