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13. December 2003, 13:12   #5
Ben-99
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... jo, Ogino, so läuft das bei uns beiden ja oft: Du möchtest gern provozieren, was ich ja auch selbst gern tue. Aber wenn in einem solchen Beitrag kein Hinweis auf Ironie zu finden ist, dann weise ich eben auch in scharfer Form darauf hin, daß so etwas schnell von den falschen Leuten übernommen werden kann, die aus einer politisch extremen Szene stammen, die Du genauso wie ich ablehnst.

Vielleicht reagiere ich als Hamburger zur Zeit besonders empfindlich auf hohle Stammtisch-Sprüche, da es hier ja mal so ein gefährlicher Rechtspopulist schaffte, mit dumpfen "Law and order"-Parolen 20 Prozent der Stimmen zu ergattern und innerhalb von 2 Jahren aus dem Rathaus ein Affenhaus zu machen, so daß wir jetzt schon wieder zur Wahl gehen müssen. Aber es hätte auch noch viel schlimmer ausgehen können, da solche Knalltüten schon mal vor 70 Jahren mit ähnlichen Sprüchen großen Zulauf in der Bevölkerung hatten.

Natürlich geht es hier um eine besonders gräßliche, abstoßende Tat. Allerdings zögere ich schon an dieser Stelle, überhaupt den Begriff „Verbrechen“ zu benutzen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob man den Täter als „krank“ bezeichnen kann, das will ich auch lieber den Sachverständigen überlassen. Genauso fraglich ist, ob es überhaupt ein „Opfer“ im klassischen Sinn gegeben hat, da es wohl bisher keinen Zweifel daran gibt, daß der Getötete sich freiwillig unter das Messer begab.

Ebenso glaube ich nicht, daß von dem Angeklagten eine besonders große Gefahr für andere Menschen ausgeht, da man ihn nicht mit einem Mörder verwechseln darf, der seine ahnungslosen Opfer zu sich nach Hause lockt, um sie dann dort zu foltern und abzuschlachten.

Es ist auch nicht besonders wahrscheinlich, daß es Nachahmungstäter geben wird, da die dafür in Frage kommende Gruppe innerhalb der Bevölkerung viel zu klein ist. Oder glaubt hier wirklich jemand, daß es viele Leute bei uns gibt, die Geschmack an Menschenfleisch finden würden? Kannibalismus, wenn er denn auch noch zur sexuellen Stimulation dient, dürfte wohl eine besonders seltene Unterkategorie der bisher bekannten „Abarten“ menschlicher Begierden sein.

Um so schwieriger wird es für den Richter sein, einen angemessenen Strafrahmen für den Angeklagten zu finden. Und ich denke mal, daß man schon jetzt sagen kann, daß am Ende das Urteil für viele Leute unbefriedigend sein wird.

Daß deutsche Richter aber auch mal unbeirrt die Höchststrafe aussprechen, wenn es um besonders widerwärtige Verbrecher geht, hat man ja erst unlängst gesehen, als man die beiden Kindermörder für immer ins Gefängnis schickte, wo sie nun jahrzehntelang Angst vor den Mitgefangenen haben müssen, die sich für solche Leute schon das Geeignete ausdenken, damit für sie die Zeit im Knast besonders hart wird.

Wenn man schon Bezeichnungen wie „Bestie“, etc. für solche Täter wählt, dann treffen sie wohl eher auf derart kaltblütige sadistische Mörder wie die beiden zu. Im Vergleich zu ihnen würde ich den „Kannibalen“ als eher harmlos bezeichnen. Und genau dieser Unterschied sollte dann am Ende der Verhandlung auch am Urteil bzw. an der Höhe des Strafmaßes abzulesen sein.

Gruß Ben