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11. December 2005, 09:29   #11
Jules
 
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11. Dezember 1890: Geburtstag Carlos Gardel

Carlos Gardel eigentlich Charles Romuald Gardés (* 11. Dezember 1890 in Tacuarembo, Uruguay oder Toulouse, Frankreich; † 24. Juni 1935 bei einem Flugzeugunglück in Medellin, Kolumbien) war Tango-Sänger und -Komponist. Gardel gilt als die wichtigste Persönlichkeit des Tango in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Über seinen Geburtsort herrschen kontroverse Meinungen.

Leben

Mit seiner Mutter kommt Charles Gardés 1893 nach Argentinien und lebt fortan in Buenos Aires. Er wächst dort im Stadtteil Abasto auf, in welchem der zentrale Obst- und Gemüsemarkt liegt. Der Junge vertreibt sich seine Zeit, unbeobachtet von der alleinerziehenden Mutter, auf den Straßen der argentinischen Metropole. Schon in sehr jungem Alter fällt seine Stimme auf, und er wird unter dem Namen "El Morocho del Abasto" (etwa: Der Dunkelhäutige von Abasto) in der Umgebung bekannt.

Im Jahre 1902, er hilft als Kulissenschieber im Teatro La Victoria, hört ihn der bekannte italienische Sänger Titta Ruffo, der ihn nun bei der Ausbildung seiner Stimme unterstützt. Seine Stimme entfaltet ihre Sinnlichkeit und ihre große dramatische Expressivität.

1906 verlässt er die Schule und konzentrierte sich nur noch auf das Singen. Er tritt in den Cafés und Restaurants der unmittelbaren Nachbarschaft auf. 1910 legt er seinen französischen Namen ab und nannte sich nun Carlos Gardel. Gleichzeitig leugnete er die französische Herkunft und gibt an, aus Uruguay nach Argentinien gekommen zu sein.

1913 findet in der Calle Guardia Vieja im Abasto ein "Tango-Duell" mit dem Sänger José Razzano statt. In diesem Duell gibt es keinen Sieger - vielmehr gibt es seitdem das Duo Gardel-Razzano, das die folgenden fünfzehn Jahre gemeinsam musizieren wird.

Bis 1915 werden die beiden Sänger so populär, dass sie nicht nur in den besten Theatern und Clubs von Buenos Aires, sondern auch in ganz Argentinien, in Uruguay und Brasilien auftreten. Auf diesen Tourneen trifft Gardel auch sein großes Idol, den italienischen Tenor Enrico Caruso. Seine Karriere wird allerdings böse gestoppt, als er in einem Club am 11. Dezember 1915 durch einen Lungensteckschuss niedergestreckt wird. An den Folgen dieser lebensgefährlichen Verletzung wird er bis an sein Lebensende leiden.

Ein Jahr Pause zur Genesung war die Folge, doch kommt er dann mit noch größerem Enthusiasmus zurück. In den 1920er Jahren spezialisiert er sich ausschließlich auf den Tangogesang. Nach der Trennung von Razzano, der mit dieser Einseitigkeit nicht einverstanden ist, steigt er auf zum ersten und bis heute berühmtesten Tangosänger Argentiniens und der Welt.

Gemeinsam mit seinem lebenslangen Weggefährten, dem Dichter und Journalisten Alfredo Le Pera, komponiert Gardel zahlreiche klassische Tangos wie Mi Buenos Aires querido, Volver und El día que me quieras. Er schreibt nicht nur Tangos; ebenso folkloristische Musik wie Milongas, Zambas, Rancheras, Tonadas, Estilos usw. Er schreibt auch einige Foxtrotts in englischer Sprache, sowie auch einige Lieder traditionellen Stils auf Französisch.

Ende der 1920er Jahre kommt Gardel auch nach Europa zurück und wird in Spanien ein ebenso großer Star wie daheim. Sein Debüt in Paris gibt er 1928. Carlos Gardel war der erste und vielleicht einzige argentinische Weltstar im Showbusiness. Seine Bedeutung für den Tango wird später höchstens noch von Astor Piazzolla erreicht. Mit Beginn des Tonfilms sieht er auch im Film für sich eine Zukunft und wirkt in der Folge in zahlreichen Musik-Filmen mit.

Am 24. Juni 1935 sterben Carlos Gardel, Alfredo Le Pera und mehrere ihrer Begleiter beim Zusammenstoß zweier Flugzeuge auf der Landebahn des Flughafens der Stadt Medellín in Kolumbien. Gardel stirbt auf dem Höhepunkt seiner Karriere während einer Tournee, die ihn durch ganz Lateinamerika führen sollte, und Millionen seiner Fans weinen um ihn, mehrere begehen Selbstmord. In Argentinien geht heute noch die Redensart um: "Gardel singt mit jedem Tag besser". Ein Vers aus seinem Tango Volver wird zum geflügelten Wort in ganz Lateinamerika: Veinte años no es nada (Zwanzig Jahre sind ein Nichts). Carlos Gardel ist auf dem Friedhof La Charcarita in Buenos Aires begraben.

Am 1. September 2003 werden Carlos Gardels Originalaufnahmen durch die UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt.

Das Geheimnis um seinen Geburtsort

Gardel wurde entweder in Tacuarembó, Uruguay, oder in Toulouse, Frankreich geboren. In einem Geburtsregister in Toulouse findet sich der Name "Charles Romuald Gardes, Sohn von Berthe Gardes". In seinem Testament erklärte Gardel selbst, in Toulouse geboren zu sein, auch wenn er während seines Lebens in verschiedenen Interviews behauptete, aus Tacuarembó zu stammen. Zudem war in seinem Ausweis Uruguay als Geburtsland vermerkt. Im Jahre 1936 ratifizierte die uruguayische Regierung nach einem Streitverfahren ein Dokument, in welchem Frankreich als Geburtsland anerkannt wurde. Diese Erklärung wurde bis heute nicht widerrufen.

Gardel selber erklärte am 8. Oktober 1920 vor dem uruguayischen Konsulat in Buenos Aires, er sei am 11. Dezember 1887 in Tacuarembo (Uruguay) geboren. Weiterhin gab er an, sein Vater Carlos und seine Mutter seien Uruguayer gewesen. Die gleichen Eintragungen über seine Herkunft standen im Reisepass, der am 24. Juni 1935 nach dem furchtbaren Flugzeugunglück in Medellín bei seinen sterblichen Überresten gefunden wurde.

In ihrem Register des Weltdokumentenerbes bezeichnet die UNESCO Gardel als "in Frankreich geborenen argentischen Sänger". Da es weder Geburts- noch Schuldokumente zu Gardel vorzuweisen hatte, konnte Uruguay dies nicht verhindern. Es gibt auch keinerlei Belege für einen Besuch Gardels in Tacuarembó, auch wenn er mehrmals Uruguay besuchte. Dennoch kann aufgrund der Dokumentenlage kein endgültiges Urteil abgegeben werden, und die Leidenschaft, mit welcher die Kontroverse ausgetragen wurde, lässt keines der ins Spiel gebrachten Dokumente als vollkommen glaubwürdig erscheinen.

Auswahl berühmter von Gardel gesungener Tangos
Desdén (1930)
Tomo y obligo (1931)
Lejana tierra mía (1932)
Silencio (1932)
Amores de estudiante (1933)
Golondrina (1933)
Melodía de arrabal (1933)
Guitarra guitarra mía (1933)
Cuesta abajo (1934)
Mi Buenos Aires querido (1934)
Soledad (1934)
Volver (1934)
Por una cabeza (1935)
Sus ojos se cerraron (1935)
Volvió una noche (1935)
El día que me quieras (1935).

Filmographie

Gardel agierte in zehn Filmen (darunter ein Stummfilm!), welche in den Vereinigten Staaten, Frankreich und Argentinien gedreht wurden. Die Rahmenhandlung war zumeist lediglich ein Vehikel für seine Gesangsauftritte.

Argentinien
Flor de durazno (1917)
Encuadre de canciones-Diez cortometrajes (1930): Erster Tonfilm Südamerikas, mit dem Movietone-System verwirklicht

Frankreich
Luces de Buenos Aires (1931)
Espérame (1932)
La casa es seria (1931)
Melodía de arrabal (1932)

Vereinigte Staaten
Cuesta abajo (1934)
El tango en Broadway (1934)
The big broadcast of 1936
El día que me quieras (1935)
Tango bar (1935)