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13. December 2005, 08:40   #13
Jules
 
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13. Dezember 1915: Geburtstag Curd Jürgens

Curd Jürgens (* 13. Dezember 1915 in München-Solln; † 18. Juni 1982 in Wien) war ein österreichischer Bühnen- und Film-Schauspieler deutscher Herkunft. Sein bürgerlicher Name lautet vollständig Curd Gustav Andreas Gottlieb Franz Jürgens. Als Sohn eines begüterten Hamburger Exportkaufmanns und einer Südfranzösin wuchs er zweisprachig auf. Er betätigte sich auch als Regisseur und Drehbuchautor, jedoch hier ohne Erfolg. 1945 nahm er die österreichische Staatsbürgerschaft an.

Jürgens war lange Jahre Mitglied des Ensembles am Wiener Burgtheater, wo er zumal in Tennessee Williams' Endstation Sehnsucht großen Erfolg hatte. Als Filmschauspieler gehörte er zu den wenigen deutschsprachigen Stars mit internationalem Ruhm. Mit der Verfilmung von Carl Zuckmayers "Des Teufels General" gelang Curd Jürgens der internationale Durchbruch, was ihm zahlreiche Rollen in großen US-Produktionen einbrachte. Der Typ des smarten Frauenhelden und charmanten Draufgängers wurde mit ihm in Filmrollen besetzt. Seine stattliche Gestalt (1,93 m Größe), blonde - später weiße - Haare und blaue Augen prädestinierten ihn auch zur Darstellung leicht unterkühlter, schöner Aristokraten und Erfolgsmenschen. Eindrucksvoll agierte er 1977 als Karl Stromberg, Gegenspieler von James Bond, im Film "Der Spion, der mich liebte". Sein Image als gestandener Kerl pflegte er. Ferner widmete er sich der Rezitation literarischer Werke u.a. auch im Fernsehen und auf Sprechplatten.
Legendär waren seine Aktivitäten als Gastgeber bzw. Gast unzähliger Partys, zumal während seiner Zeit als Jedermann bei den Salzburger Festspielen. Aufsehen erregte er auch mit seinen Rolls-Royce-Limousinen. Als die BILD-Zeitung im Jahr 2005 eine Liste der Männer mit dem meisten Sexappeal erstellte, landete Curd Jürgens auf Platz zwei.

Unmittelbar nach seinem Schulbesuch hatte Jürgens zunächst als Journalist beim "8-Uhr-Abendblatt" in Berlin gearbeitet, jedoch seine gymnasiale Liebe zur Bühne nicht vergessen und Schauspielunterricht genommen. 1944 wird er gleich nach Drehschluss des Films "Wiener Mädeln" zum Militär eingezogen, weil er sich mit einer Nazi-Größe angelegt hatte. Nach dem Kriege war er ganz kurz Intendant des Straubinger Stadttheaters. Das Pariser Hébertot Theater erlebte eine Spielzeit unter seiner Leitung.

Curd Jürgens ist in seinem Leben fünf Ehen eingegangen, vier wurden geschieden, so auch jene mit den Schauspielerinnen Judith Holzmeister und Eva Bartok. Die Regenbogenpresse kümmerte sich regelmäßig um den Weltstar. Seinen Beinamen Der normannische Kleiderschrank erhielt er ob seiner Kühle und Statur von Brigitte Bardot.

Er besaß mehrere Wohnsitze, unter anderem in Österreich (Wien, Franziskanerplatz; später wieder verkauft), Südfrankreich (Saint Paul de Vence), der Schweiz (Gstaad) und auf den Bahamas. Diese waren jeweils mit eigenem Personal ausgestattet. Zusammen mit seiner Gastfreundschaft führte dies dazu, daß er keinen gigantischen Reichtum anhäufen konnte.

Jürgens musste sich seit den den frühen 1970ern zahlreichen Herzoperationen (Bypass) unterziehen, änderte seinen Lebenswandel - Jürgens liebte das Essen, Trinken und Rauchen - jedoch bis fast zuletzt nicht. Er starb nach multiplem Organversagen in der Wiener Krankenanstalt Rudolfstiftung. Seine Beisetzung auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab der Stadt Wien fand in einer nächtlichen Zeremonie statt.

Curd Jürgens auf der Bühne
Als vielseitiger Schauspieler zeigte er sich auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Er war engagiert

1935 am Metropoltheater in Dresden
1936-37 am Berliner Theater am Kurfürstendamm
1938-41 am Volkstheater in Wien
1941-53 am Burgtheater in Wien, hier nochmals 1966 als Galileo Galilei in Das Leben des Galilei von Bertolt Brecht
1973-77 bei den Salzburger Festspielen in der Titelrolle des Jedermann von Hugo von Hofmannsthal (Regie Ernst Haeusserman).
1979 am Wiener Theater in der Josefstadt als Sigmund Freud in Berggasse 19 (Wunden der Seele - A Far Country) von Henry Denker (Regie Haeusserman, Bühnenbild Gottfried Neumann-Spallart)
1980 letzter Bühnenauftritt bei der Japan-Tournee der Wiener Staatsoper als Bassa Selim in Die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart (Dirigent Karl Böhm)

Curd Jürgens im Film
Willi Forst erkannte, dass sich das junge Schauspieltalent für den Film eignen könnte. Curd Jürgens spielte über vier Jahrzehnte hinweg in rund 160 Filmen mit. Hier eine Auswahl mit ihm gedrehter Streifen:

1935 Königswalzer (Deutschland)
1942 Wen die Götter lieben (Deutschland/Österreich)
1943 Frauen sind keine Engel (Deutschland/Österreich)
1944 Wiener Mädeln (Deutschland/Österreich)
1948 Der Engel mit der Posaune (Österreich/Deutschland)
1952 1. April 2000 (Österreich)
1953 Meines Vaters Pferde (Deutschland)
1954 Orient-Express (Italien/Frankreich/Deutschland)
1954 Des Teufels General (Deutschland), am 23. Februar 1955 in München uraufgeführt
1955 Die Ratten (Deutschland)
1955 Die Helden sind müde ("Les héros sont fatigués", Frankreich)
1956 Und immer lockt das Weib ("Et Dieu ... créa la femme", Frankreich) mit Brigitte Bardot
1957 Duell im Atlantik (USA) mit [Robert Mitchum]
1958 Die Herberge zur 6. Glückseligkeit ("The Inn of the Sixth Happiness", USA) mit Ingrid Bergman
1958 Jakobowsky und der Oberst ("Me and the Colonel", USA) mit Danny Kaye
1958 Der Schinderhannes (Deutschland, Regie: Helmut Käutner) mit Maria Schell und Leon Askin
1960 Katja, die ungekrönte Kaiserin ("Katia", Frankreich) mit Romy Schneider
1959 Fähre nach Hong Kong ("Ferry to Hong Kong", USA) mit Orson Welles
1960 Gustav Adolfs Page (Österreich/Deutschland) mit Liselotte Pulver
1960 Schachnovelle (Deutschland, nach der Novelle von Stefan Zweig ) mit Mario Adorf
1962 Der längste Tag ("The Longest Day", USA)
1962 Die Dreigroschenoper (Frankreich/Deutschland, Regie: Wolfgang Staudte) mit Hildegard Knef und Gert Fröbe
1964 Lord Jim (GB, Regie:Richard Brooks) mit Peter O'Toole und Daliah Lavi
1966 Blüten, Gauner und die Nacht von Nizza ( Frankreich ) mit Jean Gabin
1968 Der Arzt von St.Pauli ( Deutschland)
1968 Die Artisten in der Zirkuskuppel: Ratlos (Deutschland)
1969 Luftschlacht um England ("The Battle of Britain", England)
1973 In der Schlinge des Teufels ("The Vault of Horror", USA/England)
1977 James Bond 007 - Der Spion, der mich liebte ("The Spy Who Loved Me", England)
1978/79 Steiner - Das eiserne Kreuz Teil 2
1981 Teheran 43 ("Teheran 43", UdSSR) mit Alain Delon und Claude Jade
Er war unter anderem Sprecher der deutschen Fassung des Musicals "War of the Worlds" von Jeff Wayne.

Curd Jürgens im Fernsehen
1968 Serie "Babeck"
1972 Serie "Der Kommissar: Ein Mädchen nachts auf der Straße"
1973 TV-Film "Collin", nach der Vorlage von Stefan Heym
1975 Serie "Derrick: Madeira"
1978 Serie "Tatort: Rot, rot, tot"
1982 Serie "Smileys People - Dame, König, As, Spion"

Ehrungen
1955 Filmfestspiele in Venedig; Ehrung für die Hauptrolle in "Des Teufels General"
1966 Kainz-Medaille
1981 Bundesfilmpreis für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film

Literatur
Curd Jürgens: "... und kein bißchen weise", 1976 (Autobiografischer Roman), ISBN 3-8588-6054-9

Musik
Gleichzeitig mit seiner Biografie erschien eine Platte mit einer Art Sprechgesang mit dem Lied 60 Jahre und kein bisschen weise, die sich erfolgreich verkaufte.