Thema: Stichtage
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21. December 2005, 08:26   #21
Jules
 
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21. Dezember 1140: König Konrad III. erobert Burg Weinsberg nach langer Belagerung

Die Burgruine Weibertreu ist die Ruine einer wahrscheinlich im frühen 11. Jahrhundert erbauten Burg in der Stadt Weinsberg.

Sie liegt nordwestlich und oberhalb des Stadtkerns auf dem Burgberg, der heute fast vollständig für den Weinbau genutzt wird. Der Zugang ist von der Stadt und von einem Parkplatz unterhalb des Berges auf einem Fußweg durch die Weinberge möglich.

Geschichte

Die Burg Weinsberg wurde vermutlich zu militärischen Zwecken im frühen 11. Jahrhundert errichtet. Erstmals fassbar wird sie in der (um 1430 niedergelegten) Gründungsgeschichte des 1037 gegründeten Chorherrenstifts Öhringen, in dem berichtet wird, dass die Stifterin, Gräfin Adelheid von Metz bzw. von Egisheim, bis zur Stiftung auf der Burg Weinsberg gewohnt habe. Gräfin Adelheid ist – in erster Ehe – Mutter von Kaiser Konrad II. und wird deshalb als Stammmutter des Salierhauses bezeichnet. In zweiter Ehe ist sie Mutter des Bischofs Gebhard III. von Regensburg.

1140 war die Burg im Besitz der Welfen, die sich mit den Staufern um die Macht im Reich stritten. König Konrad III., in seinem Gefolge sein Bruder Friedrich II. von Schwaben und mehrere Bischöfe und Fürsten (u.a. Markgraf Hermann III. von Baden), belagerte die Burg und schlug am 21. Dezember 1140 in offener Feldschlacht den zum Entsatz heraneilenden Welf VI. Kurz darauf ergibt sich die Burg. Der König versprach den Frauen auf der Burg Weinsberg freien Abzug und gab die Erlaubnis, „dass jede forttragen dürfte, was sie auf ihren Schultern vermöchte“, wie die Kölner Königschronik berichtet. Auf die Männer wartete der Tod. Die Frauen nahmen den König beim Wort und trugen ihre Männer auf dem Rücken herab, denen sie so das Leben retteten, da der König sein Wort hielt. Die Frauen wurden als Treue Weiber von Weinsberg bekannt, und die Burg kam aufgrund dieser Begebenheit zu ihrem Namen Weibertreu (vermutlich im Lauf des 18. Jahrhunderts).

Die Treuen Weiber und die Weibertreu in Sage und Literatur

Es wird vermutet, dass die Geschichte der Treuen Weiber um 1144 in den (verschollenen, aber um 1870 rekonstruierten) Paderborner Annalen festgehalten wurde. Um 1175 wurde sie, wahrscheinlich mit den Paderborner Annalen als Quelle, in die Kölner Königschronik aufgenommen. Auf dieser als zuverlässig eingeschätzten Quelle beruhen alle unsere heutigen Kenntnisse über sie. Danach scheint sie über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten zu sein. Erst um 1500 brachte Johannes Trithemius, Abt des Klosters Sponheim, die Geschichte, die er vermutlich in der Kölner Königschronik entdeckt hatte, wieder in Erinnerung, indem er sie in die Hirsauer Chronik und später in die Hirsauer Annalen aufnahm. Philipp Melanchthon fügte die Geschichte daraufhin in seine Bearbeitung der Weltchronik des Johannes Nauclerus ein, die 1516 gedruckt wurde. Die Treuen Weiber erschienen damit zum ersten Mal im Druck und wurden, da das Werk mehrere Auflagen erlebte, in gebildeten Kreisen rasch bekannt. Die Geschichte erfuhr weite Verbreitung; oft wurde sie dabei – als sogenannte Wandersage – von Weinsberg und der Weibertreu gelöst und anderen Burgen oder Städten zugeordnet.

Gottfried August Bürger schrieb 1774 eine Ballade Die Weiber von Weinsberg, die wesentlich zur Bekanntheit Weinsbergs und der Burg beitrug. 1818 nahmen die Brüder Grimm ihre Version der Geschichte in den zweiten Teil ihrer Deutschen Sagen auf. Justinus Kerner widmete der Burg einige Gedichte. Adelbert von Chamisso schrieb 1831 eine Ballade Die Weiber von Winsperg (1852 postum erstmals veröffentlicht). Gustav Schmidt komponierte die Oper Weibertreue oder Kaiser Konrad vor Weinsberg, die 1858 in Weimar uraufgeführt und in vielen Städten nachgespielt wurde – zuletzt 2004 in Weinsberg auf der Weibertreu selbst im Rahmen der Weibertreu-Festspiele. Hermann Essig veröffentlichte 1909 das Lustspiel Die Weiber von Weinsberg. 1967 schrieb Paul Wanner das Schauspiel Schwäbische Weibertreu, das von den Heidenheimer Volksschauspielen am 24. Juni 1967 uraufgeführt wurde.