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23. December 2005, 08:29   #23
Jules
 
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23. Dezember 1790: Geburtstag Jean-François Champollion

Jean-François Champollion (* 23. Dezember 1790 in Figeac im Departement Lot, † 4. März 1832 in Paris) war ein französischer Sprachwissenschaftler.

Leben

Jean-François Champollion wurde am 23. Dezember 1790 in Figeac in Frankreich als Sohn Jacques Champollions, einem Buchhändler, geboren. Durch die Unruhen der Revolution erhielt er keine reguläre Ausbildung, im Selbststudium und mit Hilfe eines privaten Lehrers interessierte er sich aber schon früh insbesondere für Sprachen.

Er beherrschte bereits mit 18 Jahren acht alte Sprachen.

Im März 1801 zog er zu seinem Bruder Jacques-Joseph nach Grenoble, wo er weiterhin vor allem privat unterrichtet wurde und eine Leidenschaft für Ägypten entwickelte (ganz Frankreich war durch die zurückkehrende ägyptische Expedition Napoléons daran interessiert).

1802 traf er den aus Ägypten zurückgekehrten und zum Präfekten der Isère ernannten Mathematiker Jean Baptiste Joseph Fourier. Dieser zeigte ihm Teile seiner ägyptischen Sammlung und weckte in Champollion das lebenslange Streben nach der Entzifferung der Hieroglyphen mit der Erklärung, dass niemand diese Schriftzeichen lesen könne.

Vom November 1804 bis August 1807 besuchte Champollion das neu eröffnete Lyzeum und verfolgte dort trotz strikt vorgeschriebem Lehrplan seine eigenen Sprachstudien auf Kosten seiner Gesundheit weiter. Er präsentierte nach Schulabschluss im August 1807 seinen "Aufsatz der geographischen Beschreibung Ägyptens vor den Eroberungen durch Kambyses" und wurde dafür zum Mitglied der Akademie von Grenoble ernannt.

Von 1807 bis 1809 studierte er in Paris, wo er seine bereits umfangreichen Sprachkenntnisse um Arabisch, Persisch und Koptisch erweiterte. Dort arbeitete er auch erstmals mit dem Stein von Rosetta, sein darauf basierendes Alphabet des Demotischen half ihm, nicht-hieratische Papyri zu entschlüsseln - er war sich des Unterschieds nicht bewusst.

1810 wurde Champollion in Grenoble Professor für alte Geschichte auf einer geteilten Stelle an der neu eröffneten Universität. Seine Arbeit an den Hieroglyphen wurde in den folgenden Jahren vor allem durch Mangel an Materialien, die Wirren der Rückübernahme Frankreichs durch die Royalisten und das dadurch verursachte Exil in Figeac von März 1816 bis Oktober 1817 behindert.

Zurück in Grenoble übernahm er zwei Schulen und heiratete im Dezember 1818 Rosine Blanc. Durch politische Intrigen ermüdet und seiner Ämter beraubt reiste er im Juli 1821 wieder nach Paris. Dort konzentrierte er sich vor allem auf Übersetzungen zwischen Demotisch, Hieratisch und den Hieroglyphen.

Anhand einer quantitativen Symbolanalyse des Steins von Rosetta erkannte er, dass Hieroglyphen nicht nur für Worte allein stehen konnten. Mithilfe der Namenskartuschen für Ptolemäus und Kleopatra auf einem Obelisken von William John Bankes, dem Stein von Rosetta, Abbildungen aus einem Tempel in Abu Simbel und anderen Papyri entdeckte er, dass einzelne Hieroglyphen für Buchstaben standen, andere für Buchstabenkombinationen, für ganze Wörter, oder daß sie gar kontextbestimmend waren.

Im September 1822 gelang es ihm, ein vollständiges System zur Entzifferung der Hieroglyphen aufzustellen. Er veröffentlichte Teile der Arbeit im Oktober 1822 (Brief an M. Dacier betreffend das Alphabet der phonetischen Hieroglyphen) und eine ausführliche Erklärung im April 1824 (Zusammenfassung des Systems der Hieroglyphen im Alten Ägypten).

Auf der Suche nach weiteren ägyptischen Schriften verbrachte er die Zeit von Juni 1824 bis März 1826 in Italien, speziell in Turin. Dort fand und übersetzte er den "Königspapyrus Turin" - eine sehr ausführliche Auflistung der ägyptischen Pharao-Dynastien. Er hielt diesen eine Weile geheim, da er die Zeitrechnung der Kirche völlig in Frage stellte.

Von August 1828 bis Dezember 1829 leitete Champollion eine französisch-toskanische Expedition nach Ägypten den Nil entlang bis Wadi Halfa. Viele dabei entdeckte Materialien sind die einzigen Zeugnisse der zu der Zeit oft als Steinbruch verwendeten Tempel.

Am 4. März 1832 starb Jean-François Champollion an einem Schlaganfall.