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3. March 2008, 22:54   #1
Ben-99
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Die 'Gustloff' als Lore-Roman

... das ZDF meldet gehorsamst: 10 Millionen Produktionskosten aus GEZ-Zwangsgebühren erfolgreich versenkt. Kein Wunder, daß die Einschaltquoten schon beim ersten Teil nur dürftig waren. Denn diesmal wurde dem Publikum nicht Qualität wie "Dresden", "Die Mauer - Berlin 61", "Stauffenberg" oder "Nicht alle waren Mörder" geboten, sondern handwerklich schlechte Filmarbeit, Nazi-Klischees und vor allem billiger Kitsch, was die platten Dialoge betrifft. Das Ganze garniert mit Action-Szenen, die an den Stand der 3D-Animationsprogramme Ende der 80'er erinnern.

Spätestens jetzt sollte niemand mehr über den Mega-Kinohit "Titanic" lästern, der die Qualitätslatte für minderbegabte deutsche Filmemacher anscheinend unerreichbar hoch gesetzt hat. Aber Joseph Vilsmaier ist nun mal nicht James Cameron. Dabei gibt es genügend deutsche Regisseure, die dem Anspruch gerecht geworden wären.

Schon bei früheren Filmen des 69jährigen Vilsmaier ("Comedian Harmonists") hatte ich immer das Gefühl, daß ein anderer Regisseur mehr aus den starken Stoffen herausgeholt hätte. Beispielsweise hätte wohl ein Heinrich Breloer ("Speer und Er") ein Werk geschaffen, das erneut sowohl den Ansprüchen der Historiker als auch dem Unterhaltungsbegehren des Massenpublikums gerecht geworden wäre.

Wer sich nicht mehr länger über die personellen Kungeleien hinsichtlich der Auftragsvergaben bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ärgern will, sollte sich in Zukunft, um auf Nummer Sicher zu gehen, nur noch rein sachliche Dokumentationen ansehen, von denen es auch zu der größten Schiffskatastrophe aller Zeiten schon seit Jahren sehr gut gemachte gibt. Denn der Torpedobeschuß der "Gustloff", was übrigens kein Kriegsverbrechen war, und der vermeidbare qualvolle Tod von über 9.000 Flüchtlingen kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird immer ein wichtiges Thema für jeden politisch interessierten Menschen bleiben.

Gruß Ben