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31. January 2004, 22:49   #2
Ben-99
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... es wäre schade, wenn dieser Thread unbeachtet bleiben würde. Denn die Dokumentation über Bert Kaempfert hatte auch ich schon in einer früheren Ausstrahlung gesehen und fand sie genauso interessant und verblüffend.

Denn daß dieser Mensch Welt-Hits geschrieben hat und sogar Frank Sinatra, einem der wenigen echten Mega-Stars, mit "Strangers In The Night" ein Comeback möglich gemacht hat, ist in Deutschland inzwischen kaum noch jemandem bekannt. Dabei hat unser Land, im Gegensatz zu Österreich, nur ganz wenige Künstler zu bieten, die es tatsächlich auch in den USA oder anderswo zu einem echten Welt-Star geschafft haben.

Aus dem Stegreif fallen mir dazu nur Schauspielerinnen wie Marlene Dietrich und Hildegard Knef, Artisten wie Siegfried & Roy, Fotografen wie Helmut Newton, Regisseure wie von Sternheim und Petersen, Film-Komponisten wie Zimmer oder Kamera-Artisten wie Michael Ballhaus ein. Letztgenannte genießen allesamt noch immer zu recht Weltruhm, und man sollte sich nicht von billigen Boulevard-Blättchen verarschen lassen, die uns erzählen wollen, daß auch ein Möchtegern-Schauspieler wie Till Schweiger zu denjenigen gehört, die es in den USA geschafft haben. Sogar Franka Potente ist wieder reumütig nach Deutschland zurückgekehrt und denkt jetzt vielleicht darüber nach, daß sie ihrem Freund vielleicht doch nicht den Laufpaß hätte geben sollen. Denn der hatte sie als Regisseur von "Lola rennt" überhaupt erst weltweit berühmt gemacht.

Aber Bert Kaempfert spielte als Komponist tatsächlich viele Jahre in der weltweiten Oberliga mit, was viele Deutsche wohl nur deshalb nicht wissen, weil er sich aufgrund seiner sympathisch bescheidenen Art nie in den Vordergrund gespielt hat wie es andere Wannebe-"Stars" so gern tun.

Und das mit den Beatles, Ogino, war vor ein paar Jahren tatsächlich eine Sensation. Denn auch ich bekam vor Staunen fast den Mund nicht mehr zu, als Paul McCartney Ende der 90er Jahre auf einem dieser von George Martin herausgebrachten Post-Beatles-Alben auf der CD-Broschüre zum ersten Mal enthüllte, daß die allerersten Beatles-Aufnahmen tatsächlich von Bert Kaempfert in Hamburg produziert worden sind. Aufnahmen wie "Ain't She Sweet" oder "Kansas City", die heute zum Beispiel auf dem Album "The Early Tapes" oder den Original-Singles zu hören sind:

http://www.scs.unr.edu/~fdaniels/stuff/tony.htm

Seitdem weiß man, daß Kaempfert damals den lokalen Hamburger Star Tony Sherydan für eine Plattenaufnahme eingeladen hatte und seine damals noch völlig unbekannte Begleit-Band, zu der auch John Lennon und Paul McCartney gehörten, aus ihrem Schmuddel-Hotel auf St. Pauli herausholte und sie mit in das Taxi setzte.

Sie fuhren dann in den südlichen Stadtteil Hamburg-Harburg, wo sich im Keller der "Friedrich-Ebert-Halle" ein winziges Tonstudio befand, in dem dann die ersten Aufnahmen der Beatles produziert worden sind, was die Welt erst Jahrzehnte später erfahren sollte.

Denn die "Friedrich-Ebert-Halle" wurde ein paar Jahre später nicht etwa wegen der Beatles bekannt, sondern weil von dort aus die berühmten Samstagabend-Unterhaltungs-Shows der ARD mit dem damaligen TV-Star Peter Frankenfeld gesendet wurden.

Da kann man wieder mal nur sagen: So klein ist die Welt ;-)

Gruß Ben