Thema: Stichtage
Einzelnen Beitrag anzeigen
25. January 2006, 08:55   #56
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
25. Januar 1971 – Charles Manson wird w/div. Mordanstiftungen zum Tod verurteilt

Charles Milles Manson (* 12. November 1934 in Cincinnati, Ohio, USA) ist ein US-amerikanischer Musiker und zugleich exzentrischer Anführer der so genannten Manson Family, die in den 1970ern für zahlreiche Morde (Tate/LaBianca Murders) verantwortlich zeichnete. Manson, der keine der Taten selbst beging, verbüßt eine lebenslange Haftstrafe im Staatsgefängnis Corcoran (Kalifornien). Er genießt auch heute noch Kult-Status, sein Name ist in die US-amerikanische Alltagssprache als Synonym für das Böse eingegangen.

Leben

Kindheit und Jugend

Manson wurde 1934 als uneheliches Kind der sechzehnjährigen alkoholkranken Prostituierten Kathleen Maddox geboren. Die Mutter wanderte bald wegen Autodiebstahl ins Gefängnis, und Charles Manson wurde von einem Verwandten zum anderen geschoben. Zuerst lebte er bei seinen Großeltern, später bei seiner Tante und seinem Onkel, die ihn streng und religiös erzogen. Er konnte nicht besonders gut lesen oder schreiben, hatte allerdings ein ausgeprägtes rhetorisches Talent.

Er verbrachte seine Jugend häufig in Erziehungsheimen und kam mit sechzehn Jahren zum ersten Mal in Haft, unter anderem wegen Diebstahls, Vergewaltigung und Zuhälterei. Wegen guter Führung wurde er drei Jahre später entlassen, lernte eine Kellnerin kennen, heiratete und zeugte einen Sohn, den er Charles Junior nannte. Er bekam zur Resozialisierung eine Anstellung als Parkplatzwächter. Diesen Job nutzte er allerdings, um Autos aufzubrechen und Autoradios sowie Ersatzteile zu verkaufen. Dafür musste er abermals ins Gefängnis, und seine Frau reichte die Scheidung ein. Im Gefängnis wurde der nur 1,63 Meter große Manson von seinen Mitgefangenen oft misshandelt, missbraucht und verprügelt. Als er einen seiner Peiniger mit einer Rasierklinge bedrohte, wurde er aufgrund seiner Brutalität in Einzelhaft gesteckt. Diese Zeit nutzte er u. a. um zu malen und Gitarre spielen zu lernen.

Erwachsener
1967, im Alter von 32 Jahren, wurde er auf Bewährung aus der Haft entlassen. Er ging nach San Francisco und schloss sich dort einer Hippie-Kommune an, die als Musiker durch das Land tourte und in Country-Schuppen einige Konzerte gab. Bald jedoch gründete er seine eigene Kommune namens „The Manson Family“, bestehend aus etwa zwanzig Mädchen mit schwierigem sozialem Hintergrund, 18 bis 24 Jahre alt, zart und meistens rothaarig. Um seine Kommune zu finanzieren, nahm er hin und wieder einen zahlungskräftigen Mann auf, der eine Zeit lang bei der Familie leben durfte und nach Strich und Faden ausgenommen wurde.

Manson hatte in dieser Zeit noch Ambitionen als Musiker, und er war auch nicht unbegabt. 1968 hatte Beach Boy Dennis Wilson zwei Anhalterinnen mitgenommen. Was er nicht wusste, war, dass sie Mitglieder in Mansons Gruppe waren. Sie machten Wilson mit Manson bekannt. Wilson liebte es, sich mit Manson über Musik zu unterhalten und mit ihm Gitarre zu spielen. Bald zog die gesamte Manson Family bei Wilson ein und lebte bei ihm. Wilson machte Manson mit dem Produzenten Terry Melcher bekannt, dem Sohn von Doris Day. Manson übergab Melcher ein Demoband und wurde von Melcher verspottet. Daraufhin erklärte sich Wilson bereit, ein Mastertape mit Manson zu produzieren. Einer von Mansons Songs, Cease to Exist, schaffte es 1969 unter dem Titel Never learned not to love als B-Seite auf eine Beach-Boys-Single. Wilson hatte Manson den Song für 100.000 Dollar abgekauft und einige Veränderungen daran vorgenommen. Als Manson schließlich noch mehr Geld von Wilson forderte, verließ Wilson die Family.

Charles Manson zeigte ab diesem Zeitpunkt eine rassistische Philosophie und gründete eine Sekte. Er behauptete, 1969 würden die schwarzen Amerikaner durch einen Aufstand die Weißen besiegen, jedoch auf Grund der Natur ihrer Rasse unfähig sein, sich selbst zu führen. Deshalb würden sie ihn zu ihrem neuen Anführer wählen und zum Herrscher über die Welt machen. Er zog sich auf eine Ranch in ein Wüstengebiet vor Los Angeles zurück und verkündete, unter dem Tal des Todes sei eine Höhle zum Paradies, wo man sich vor den Unruhen verstecken könnte. Später würde man von Jesus und den Beatles, alle fünf als Engel, in die Seligkeit geführt werden. Den Chaos-Zustand der angeblich bevorstehenden Unruhen nannte Manson „Helter Skelter“ und bezog sich damit auf den gleichnamigen Beatles-Song, aus dem er diesbezüglich geheime Botschaften herauszuhören glaubte.

Andere Quellen berichten, nach Kontaktaufnahme zu satanistischen Gemeinschaften hielt er sich für Jesus und Satan in einer Person oder für die Wiedergeburt von Aleister Crowley. Als die Unruhen 1969 doch nicht einsetzten, behauptete er, man müsse „den dummen Schwarzen zeigen, wie man Weiße tötet“. Um Aufmerksamkeit zu erregen, waren seine Ziele die Reichen und Berühmten in Bel Air. Sein erster Mordanschlag sollte vermutlich Terry Melcher gelten, jenem Mann, der seine Musik abgelehnt hatte. Mansons Mädchen bekamen von Charles den Auftrag, in Melchers Haus einzudringen und ihn zu töten. Was Manson jedoch nicht wusste, war, dass Melcher sein Haus bereits verlassen hatte und der Filmregisseur Roman Polański es mit seiner schwangeren Frau bewohnte. In jener Nacht war eine Party in Polańskis Haus im Gange. Die „Manson Familiy“ drang in das Haus ein und stand mit Küchenmessern bewaffnet plötzlich unter den Partygästen, die auf bestialische Weise umgebracht wurden. Im Drogenrausch stachen die Gangmitglieder (Susan Atkins, Patricia Krenwinkel angeführt von Charles „Tex” Watson) zunächst 37 Mal auf das ungeborene Baby in Sharon Tates Bauch ein, danach wurde sie mit mehreren Messerstichen qualvoll hingerichtet. Zwei weitere Gäste wurden am Hals mit einem Seil zusammen gebunden und erstickten langsam. Mit dem Blut von Sharon Tate schrieb Pat Krenwinkel das Wort PIG an die Haustür. Auch eine Tochter Hans Habes, Marina Elizabeth, soll in jener Nacht ermordet worden sein.

Einen Tag später töteten sie zusammen mit Leslie Van Houten den Industriellen Leno LaBianca und seine Frau. Mit Blut wurden die Wörter Death to pigs und Rise an die Wände des Hauses geschrieben. Healter Skelter (falsch geschrieben von Helter Skelter) wurde an die Kühlschranktür geschmiert. Desweiteren wurde Leno LaBianca das Wort War in die Bauchdecke geritzt. In den nächsten Wochen wurden weitere Morde an den Reichen und Berühmten Hollywoods verübt; Manson prahlte auch damit, ein führendes Mitglied der Black Panthers ermordet zu haben. In Wirklichkeit hatte er, wie sich später heraustellte, einen schwarzen Drogendealer angeschossen.

Die kurze Zeit später wegen Autodiebstahls verhaftete Susan Atkins wurde auffällig, als sie wie im Wahn mit ihrer Tat prahlte. Überdies führten die Zeugenaussagen der an den Mordanschlägen beteiligten Linda Kasabian zur Verhaftung Mansons und weiterer Sektenmitglieder seiner Family.

Dass der erste Mordanschlag Terry Melcher treffen sollte, konnte niemals entkräftet werden. Als eine weitere mögliche Ursache für die Tate/LaBianca-Morde wird die Inhaftierung von „Familienmitglied“ Bobby Beausoleil angenommen. Beausoleil soll nach einem gescheiterten Meskalin-Deal den Musiklehrer Gary Hinman getötet haben. Susan Atkins und Charles Watson sollen hiernach die Morde inszeniert haben, um sie als Nachahmungstaten darzustellen. Manson ging darauf auch in seiner Verteidigungsrede ein, in der er sagte, dass dies alles nur aus Liebe für ihren zu Unrecht verurteilten „Bruder“ Robert Beausoleil geschehen wäre.

Zeit in Haft
Nach seiner Festnahme 1970 wurde er wegen Morden und Mordkomplotten am 25. Januar 1971 zunächst zum Tode verurteilt. Ein Jahr später wurde die Todesstrafe in Kalifornien vorübergehend abgeschafft und Mansons Strafe in lebenslange Haft umgewandelt. Die von Manson zum Mord angestifteten Personen demonstrierten bis zum Schluss ihre Hörigkeit ihm gegenüber, indem sie ausschließlich sich selbst bezichtigten, für die Morde verantwortlich zu sein. Einer ihrer Verteidiger wurde noch während des Verfahrens von Manson-Anhängern umgebracht. Auch nach der Verhaftung der führenden Mitglieder geschahen weitere Mordanschläge und Mordverdächtigungen. So versuchte 1975 Lynette Fromme, den Präsidenten der USA, Gerald Ford, umzubringen.

Später gab Manson an, dass ihn das „White Album“ der Beatles zu diesen Taten inspiriert hatte, da er glaubte, aus den Songs unterschwellige Botschaften herausgehört zu haben. Ein Bekannter von Manson gab einst an, dass Manson sich in den 1950er Jahren als Testperson für LSD dem Militär zur Verfügung gestellt hatte.

Manson sitzt seit 1971 im Gefängnis, jegliche Gnadengesuche wurden bislang abgelehnt. Alle bis auf zwei Frauen haben sich in den letzten Jahren von Manson losgesagt bzw. haben gegen ihn ausgesagt. Nur eben besagte zwei Frauen halten auch heute noch zu Manson.

Mythos Manson
Um Charles Manson ist in den letzten dreißig Jahren ein regelrechter Kult entstanden. Die Liste Manson-bezogener Medien ist lang. So gibt es unter anderem T-Shirts, Poster, Anstecker und Aufnäher. Es existieren etliche Bücher und andere Printmedien, die zum Teil von zweifelhafter Herkunft sind. Dasselbe gilt auch für diverse Veröffentlichungen aus dem Audio- und Videobereich sowie etlichen Internetpräsenzen, wobei hier der Bereich von naiver, kultartiger Verehrung bis hin zum Versuch einer ernsthaften Dokumentation der Geschehnisse um Manson variiert. Es existieren sowohl Tonträger mit Material vor seiner Inhaftierung, als auch Aufnahmen, die in Haftanstalten aufgenommen wurden. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Musik oder Interviews auf nicht lizenzierten Tonträgern.

Einen nahezu ikonenartigen Status erreichte das Cover des Life-Magazine vom 19. Dezember 1969 und wurde zu einer Art "Markenzeichen" für oben genannte Manson-Devotionalien. Manson hält zudem den Rekord, jener Haftgefangene zu sein, der die meisten E-Mails, Briefe und Grußkarten bekommt.

1993 veröffentlichten die Guns N' Roses einen Charles-Manson-Song auf einem ihrer Alben (The Spaghetti Incident / Look at your Game Girl). Schock-Rocker Marilyn Manson hat Charles Mansons Namen angenommen, allerdings nicht, um seine Verehrung auszudrücken, sondern um zwei Extreme US-amerikanischer Popularität, Marilyn Monroe und Charles Manson, in einem Namen zusammenzufassen, um z. B. den Irrsinn und die Tragik des Starkults hervorzuheben, der beiden Geschichten anhaftet. Auch er veröffentlichte ein Lied von Charles Manson (My Monkey) auf seinem Album Portrait of An American Family. Auch System of A Down zeigen sich zum Teil von Charles Manson inspiriert, z.B. mit dem Song ATWA auf dem Album Toxicity.

Literatur
Vincent Bugliosi: Helter Skelter. The true story of the Manson murders. Arrow, London 1992, ISBN 0-09-997500-9 (Eine sehr umfangreiche, chronologische Beschreibung des Falles aus der Sicht des Staatsanwaltes Vincent Bugliosi, dem es, dank einigen peinlichen Pannen der Polizei, nur schwer gelang, Manson auch wirklich aus dem Verkehr zu ziehen. Das Buch ist äußerst interessant, bedarf aber stellenweise einer gewissen Portion Durchhaltewillens und einigermassen fundierte Englischkenntnisse.)
Ed Sanders: The Family. Die Geschichte von Charles Manson. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-19644-1 (Ed Sanders war Ende der sechziger Jahre einer der intellektuellen Wortführer der amerikanischen Subkultur. Er spielte unter anderem auch in der Gruppe „Fugs“. Nach den spektakulären Verbrechen 1969 setzte sich Ed Sanders auf die Spuren der Family. Er recherchierte über zwei Jahre und veröffentlichte sein gesamtes Material in diesem Buch. In den achtziger Jahre nahm er seine Recherchen noch einmal auf und verfolgte was aus den Mitgliedern der Family geworden ist.)
Charles Watson: Bekenntnisse eines Mörders. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1988, ISBN 3-7751-1316-9 (Charles Watson war der Anführer der Mordbande, die von Charles Manson losgeschickt wurde. In diesem Buch beschreibt er die Geschichte aus seiner Sicht, nachdem er zum christlichen Glauben gekommen ist.)
Carol Greene: Der Fall Charles Manson. Mörder aus der Retorte. Böttiger, Wiesbaden-Nordenstadt 1992, ISBN 3-925725-13-X (Carol Greene entwirft die These, dass der Massenmörder Manson und seine Family das gewollte Produkt soziologischer Verhaltensexperimente waren. Die Autorin, eine amerikanische Reporterin, stützt ihre These auf eine Auswertung zahlreicher Verhaltensexperimente an Tieren und menschlichen Versuchspersonen, welche parallel mit den berüchtigten Drogenexerimenten der CIA, dem MK-Ultra-Projekt durchgeführt wurden.)