Thema: Das Klavier
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24. March 2006, 19:18   #1
Sacki
Dummschwätzer
 
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Das Klavier

Daß ein junges, rassiges Traumweib, mit pechschwarzen Haaren und himmelblauen Augen, aus den unendlichen Weiten der ehemaligen UdSSR den Weg nach Deutschland findet, um hier Musik zu studieren, finde ich grundsätzlich in Ordnung.
Aber warum gerade nach Berlin, in meinen Wohnbezirk, in meine Straße, in mein Haus und vor allem in meine Nachbarwohnung ?

Vom ersten Augenblick an, als ich ihre Traumfigur sah und in ihr Gesicht schaute, arbeitete ich an Plänen, sie erfolgreich anzubaggern.

Alles fing damit an, daß sie sich ein Klavier kaufte. Ich war entsetzt und fürchtete um meine Ruhe, denn ich hasse Klaviermusik.
Zunächst war Ruhe und ich beruhigt, denn tagelang war nichts von Klaviermusik zu hören, selbst nicht mit einem Stethoskop, das ich an die Wand hielt.

Das änderte sich, als eines Tages ein Klavierstimmer bei Ludmilla klingelte um das Ebay-Klavier zu stimmen.
Der Mann muß sein Handwerk verstanden haben, denn seither verbringt Ludmilla 23 von 24 Stunden am Klavier. Pausenlos. Stundenlang immer die gleichen Tastenanschläge. Ohne Pause.
Ludmilla muß am Klavier ihre Nahrung zu sich nehmen und scheint völlig ohne Klo, Körperpfege oder sonstige Tätigkeiten auszukommen.
Sie spielt Klavier ohne abzusetzen, während ich Baldriankapseln in Massen esse und die Ohropax-Stöpsel schon längst als wirkungslos entsorgt habe.
Mein Versuch mit Nachbarschaftshilfe anderer Hausbewohner gegen diesen Lärm vorzugehen schlug fehl. Ich muß in einem Irrenhaus wohnen, denn alle erfreuen sich offenbar an diesem Geklimper.
Meiner Übernachbarin Karin habe ich schon die Freundschaft deswegen gekündigt, weil sie nicht zu mir hält. Soll sie sich zukünftig Zucker Salz und Zwiebeln woanders borgen gehen, von mir aus bei Ludmilla.

Seit gestern abend haben wir nun eine völlig neue Sachlage.

Am Nachmittag, nach 7 Stunden Dauerklavier ertragen müßen, habe ich bei Ludmilla geklingelt mit dem Vorsatz, sie mit brachialer Gewalt meinen Zorn spüren zu lassen.
Nach 35 Klingelversuchen und gegen die Tür treten hat sie dann irgendwann wahrgenommen, daß jemand vor ihrer Tür steht und sie öffnete.

Sie bekam sofort meinen volle Unmut zu spüren, laut und deutlich.
Keine Ahnung, was in mir vorging, als diese himmelbaluen Augen zu leuchten anfingen und ich das bezaubernste Lächeln sah, was ich jemals bei einer Frau gesehen habe. Ich war nicht mehr in der Lage böse zu sein und irgendwie hatte sie mich verzaubert, denn ich folgte ihrer Einladung, einen Tee mit ihr zu trinken.
Wir unterhielten uns sehr lange, tranken viele Tassen Tee und hatten 3 wirklich nette und unterhaltsame Stunden.
Die Krönung des Abends war ein privates Klavierkonzert, daß Ludmilla extra nur für mich spielte.

Ich liebe Klaviermusik und ich liebe Ludmilla, wenn ihre zarten Hände über die Tasten gleiten. Und ich liebe es, wenn ihre langen schwarzen Haare zu den Bewegungen ihres Kopfes wallen.
Und ich liebe ihren göttlichen Hintern, der auf dem Klavierstuhl noch besser zur Geltung kommt.

Hier bei mir in einem Eimer steht ein Strauß mit 25 dunkelroten Rosen, denn Ludmilla liebt dunkelrote Rosen. Und Ludmilla liebt Krimsekt, von denen ich 2 Flaschen in meinem Kühlschrank schon auf die richtige Temperatur bringe.
Denn ich bin heute um 22 Uhr zu einem abendlichen privaten Klavierkonzert bei Ludmilla eingeladen.

Meiner Übernachbarin Karin, die sich heute plötzlich doch auf meine Seite stellen wollte, um gegen den "angeblichen Klavierkrach" vorzugehen, habe ich heute eine Abfuhr erteilt:
"Was für ein Krach ? Mich stört das Klavierspielen nicht im geringsten. Stell Dich nicht so kleinlich an."

Fortsetzung folgt.