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14. September 2006, 11:28   #38
Ben-99
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... ich frage mich, Tommy, wer sich hier "drückt". Ihr zählt doch sonst auch aus dem Stand alle Punkte und Siege auf, die Schumi während seiner Laufbahn eingefahren hat. Also müßt Ihr doch beantworten können, ob es stimmt, was Alonso sagt: Hat Schumacher wirklich die meisten Strafen kassiert, so daß man ihn ungestraft als unsportlichsten Formel-1-Fahrer der letzten Jahre bezeichnen darf?

Zitat:
Zitat von Irata

sowas nennt man auch Innovationsvorsprung.
Und wie heißt es in der Ferrari-Sprache, wenn man mal kurz im Training in der zweiten Reihe parkt und somit bei anderen Fahrern wertvolle Zeit-Punkte vernichtet?

Und was ist mit all den Absprachen, die die Formel-1-Fahrer gemeinsam vereinbart hatten und leider immer nur Schumi als "Kollegen-Schwein" auffiel, weil er sie gebrochen hat? Warum ist der Ferrari-Stall so unbeliebt bei fast allen anderen Konkurrenten? Nur weil Schumi so oft gesiegt hat? Nein, das wäre dann doch ein wenig zu billig.

Es gibt in meinem persönlichen Umfeld auch Freunde, die Fans von Schumi sind. Aber sie geben wenigstens zu, daß er oft zu unfairen Mitteln griff und argumentieren trocken: Am Ende ist er damit durchgekommen, und nur das zählt. Allerdings halten sie ihn zwar für einen schlauen Fuchs im Kreisfahrer-Zirkus, sind aber so realistisch, daß sie ihn nicht mal zum "Sportler des Jahres" wählen würden. Man gönnt ihm seine Hunderte Millionen, aber in der Klasse der wirklich "großen" Sportler hat er nichts zu suchen.

Er ist halt ein Produkt der heutigen Zeit: Wer andere Menschen am besten bescheißt, bekommt dafür auch noch Applaus. "Billig ist geil", und deshalb fanden es Schumi-Fans auch immer wieder gut, wenn er nach eindeutigen Schummeleien wieder mal mit dümmlichen Erklärungsversuchen den Unschulds-Engel mimte. Stets waren bei Schumacher immer die anderen schuld – egal wie eindeutig seine Fouls waren. Und er tat sich auch immer schwer damit, sich hinterher wenigstens zu entschuldigen.

Genau das hat Michael Schumacher, der außerhalb des Renn-Zirkus ein liebenwerter harmloser Spießer ist, der immer brav bei der CDU sein Kreuzchen macht und auch Helmut Kohl mit einem großzügigen Griff ins Portemonnaie aus dessen kriminellem Parteispenden-Sumpf heraushalf, bei vielen Rennsport-Fans so unsympathisch gemacht. Und seitdem ist die Kreisfahrer-Szene gespalten. Die einen mögen ihn nicht und die anderen vergöttern ihn und würden sogar noch blind hinter ihm stehen, wenn morgen herauskäme, daß er mit seinen Millionen irgendwo in Afrika einen neuen Bürgerkrieg finanziert oder als Sittenstrolch in flagranti mit einer Dreijährigen ertappt würde – Schumi-Jünger würden auch darüber hinwegsehen. Dann hätten halt auch in dem Fall das Kleinkind und die Afrikaner schuld ;-)

Niemand bezweifelt die Erfolge des Rennfahrers Michael Schumacher. Nur sollte man nicht immer gleich übertreiben und sogar Leute in die Liste der Sport-Titanen einreihen, die wie Schumi es nicht mal nötig hatten, für einen Tag seinen Urlaub zu unterbrechen, um 2004 den Preis als "Sportler des Jahres" entgegenzunehmen. Sein dadurch angekratztes Image konnte er aber, sicher auch durch Druck seiner Vermögensberater, durch eine satte "Tsunami"-Spende wettmachen. Denn wenn durch seinen Popularitätsverlust auch nur ein einziger Werbe-Kunde abgesprungen wäre, hätte der Schaden für ihn weit mehr als die gespendeten 10 Millionen Dollar betragen.

So macht man das in Finanzkreisen und läßt sich dafür auch noch von den dümmlichen TV-Zuschauern feiern. Und eben auch das paßt nicht so recht zu einem Mann, der zwar stets zu siegen verstand, aber für mich nach wie vor nicht mit Leuten wie Pelé oder Muhammad Ali in einem Atemzug genannt werden sollte. Warten wir also ab, wen die Leute noch in 20 Jahren kennen werden. Hauptsache, Schumi hat nach seiner Pensionierung etwas mehr Glück als zum Beispiel Boris Becker, der bisher mit jedem neuen geschäftlichen Projekt auf die Nase fiel und heute nur noch deshalb ein "Star" ist, weil er sich ständig mit irgendwelchen Hühnern in die Medien drängt und inzwischen auch von vielen Tennis-Fans nur noch verspottet wird. Darunter auch von solchen, die sich früher auch ganz sicher waren, daß er noch in 20 Jahren voller Respekt als einer der "Größten" gefeiert werden wird.

Wollen wir hoffen, daß Schumi, bekanntlich auch nicht sehr redegewandt, aber alles in allem doch wohl mit etwas mehr Grips gesegnet als sein peinlicher Kollege von der Tennis-Zunft, nicht ein ähnliches Schicksal ereilen wird. Denn gerade das Beispiel Becker hat gezeigt, daß man sich nicht immer nur auf die "Berater" verlassen kann und daß das, was die "Größe" eines Menschen ausmacht, auch nicht für Millionen zu kaufen ist.

Gruß Ben