Thema: Stichtage
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8. April 2006, 14:10   #126
Jules
 
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05. April 1951: Ethel und Julius Rosenberg werden zum Tode verurteilt

Das Gerichtsverfahren gegen das US-amerikanische jüdische Ehepaar Ethel und Julius Rosenberg erregte Anfang der 1950er weltweites Aufsehen. Ihnen wurde Spionage für die Sowjetunion vorgeworfen. Obwohl sie die Vorwürfe bestritten, und trotz heftigen nationalen und internationalen Protesten, u. a. von Papst Pius XII, Jean Paul Sartre und Albert Einstein, wurden beide am 5. April 1951 zum Tode verurteilt und am 19. Juni 1953 im Staatsgefängnis Sing Sing in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.

Julius Rosenberg wurde am 12. Mai 1918 in New York geboren, Ethel Rosenberg am 28. September 1915 ebenfalls in New York. Sie lernten sich 1936 in der Young Communist League kennen, bevor sie drei Jahre später heirateten. Die Rosenbergs hatten zwei Söhne: Robert und Michael Rosenberg, die nach der Hinrichtung ihrer Eltern von Abel Meeropol und seiner Frau Anne adoptiert wurden.

Ethel und Julius Rosenberg waren die einzigen US-amerikanischen Zivilisten, die während des Kalten Krieges der Spionage bezichtigt wurden. Ihr Fall bildet seitdem das Herz einer kontroversen Diskussion über den Kommunismus in den USA. Unterstützer sehen in ihm ein herausragendes Beispiel für die Hysterie und Hexenjagd auf Kommunisten unter Senator McCarthy. Die Tatsache, dass die Rosenbergs Juden waren, spielte dabei eine Rolle. Besonders die amerikanischen Juden wurden der Sympathie, wenn nicht gar der Komplizenschaft mit dem Kommunismus verdächtigt, schreibt dazu Enzo Traverso, denn: Im Kalten Krieg wurde die UdSSR zum totalitären Feind erklärt, gegen den alle Energien der freien Welt entfaltet werden mussten. Deshalb bestand die Gefahr, dass die Erinnerung an die Judenvernichtung und die Verbrechen der Nazis die öffentliche Meinung desorientieren. Ethel und Julius Rosenberg machten im Prozess auf Auschwitz aufmerksam.

Nach Aussage des Führungsoffiziers von Julius Rosenberg, Alexander Feklisow, nach Ende des Kalten Krieges und dem neueren Stand der Forschung war dieser tatsächlich an der Weitergabe, allerdings weniger bedeutender, militärischer Informationen an die Sowjets beteiligt. Auch Ethels Bruder David Greenglass arbeitete für den sowjetischen NKWD. Er belastete seine Schwester 1951 in dem Prozess schwer, um seine eigene Familie zu retten. Ethel wurde hingegen von Feklisow weitgehend entlastet und starb vermutlich unschuldig.

Die Weitergabe wichtiger Informationen zum Bau der Atombombe an die Sowjets erfolgte tatsächlich durch Theodore Alvin Hall, einem Wissenschaftler und Doppelagenten in Los Alamos, wie dieser selbst später eingestand.

Wirkung

Der Rosenberg-Prozess wurde in zwei bedeutenden amerikanischen Romanen der siebziger Jahre und einem Epos von Howard Fast in den fünfziger Jahren thematisiert. Auch Charlie Chaplin befasste sich in seinem kapitalismuskritischen Film von 1957 mit dem Rosenberg-Prozess:
E. L. Doctorow The Book of Daniel (1971), deutsch: Das Buch Daniel
Robert Coover The Public Burning (1977), deutsch: Die öffentliche Verbrennung
Ein König in New York (A King in New York) von 1957