Thema: Stichtage
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8. April 2006, 14:17   #127
Jules
 
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06. April 1896: Die ersten olympischen Sommerspiele der Neuzeit beginnen

Die I. Olympischen Sommerspiele fanden vom 6. April bis zum 15. April 1896 in Athen statt.

Es waren die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, nachdem die Olympischen Spiele der Antike im Jahre 393 durch den römischen Kaiser Theodosius I. wegen der Verehrung heidnischer Götter verboten worden waren.

Obwohl die Spiele auch für damalige Verhältnisse kaum sportliche Leistungen der Spitzenklasse erbrachten, wurden sie allgemein als großer Erfolg angesehen und sorgten maßgeblich dafür, dass die Olympischen Spiele sich dauerhaft etablieren konnten. Es nahmen 241 Athleten teil; Frauen waren nicht zugelassen, durften aber im Gegensatz zu den antiken Spielen immerhin zuschauen. Auch wenn die Olympischen Sommerspiele 1896 verglichen mit heutigen Austragungen sehr klein waren, hatten die Spiele von Athen doch eine bis dahin unbekannte Größe für eine Sportveranstaltung.

Wahl des Austragungsortes

Während des 19. Jahrhunderts hatten in einigen europäischen Ländern kleinere Sportfeste stattgefunden, die nach den Olympischen Spielen der Antike benannt waren, jedoch höchstens eine überregionale Ausstrahlung hatten. Der französische Pädagoge und Historiker Pierre de Coubertin wollte die große Bedeutung der antiken Spiele in die Neuzeit übertragen, wozu jedoch zahlreiche Sportarten und ein internationales Teilnehmerfeld unerlässlich waren. Am 23. Juni 1894 präsentierte er seine Ideen anlässlich eines Kongresses, der in der Sorbonne von Paris stattfand. An dem Kongress nahmen Delegierte von Sportverbänden aus elf Ländern teil.

Nach dem Beschluss, die Olympischen Spiele wieder aufleben zu lassen, musste der erste Austragungsort bestimmt werden. De Coubertins Wunschvorstellung war es eigentlich, die ersten Spiele der Neuzeit im Jahr 1900 anlässlich der Weltausstellung in Paris auszutragen. Doch die übrigen Delegierten befürchteten, wegen der langen Wartezeit von sechs Jahren könnte das Interesse wieder abflauen. Sie beschlossen deshalb, die ersten Olympischen Spiele bereits 1896 durchzuführen. Einige Delegierte wünschten London als Austragungsort. Doch nach einem Gespräch mit dem griechischen Delegierten Demetrius Vikelas schlug de Coubertin Athen vor, um Griechenland als Ursprung der Olympischen Spiele zu ehren. Die Delegierten stimmten diesem Vorschlag einstimmig zu und wählten Vikelas zum ersten Präsidenten des neu gegründeten Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Eröffnungsfeier

Am 6. April wurden die 1. Olympischen Spiele offiziell eröffnet. Das Panathinaikon-Stadion war bis auf den letzten Platz gefüllt; unter den Zuschauern war auch die Königsfamilie. Die meisten teilnehmenden Athleten hatten sich im Innenraum versammelt und waren nach Nationalität gruppiert. Nach einer Ansprache des Präsidenten des Organisationskomitees, Kronprinz Konstantin I., eröffnete dessen Vater, König Georg I., die Spiele:

„Ich erkläre die ersten internationalen Olympischen Spiele in Athen für eröffnet. Lang lebe die Nation. Lang lebe das griechische Volk.“

Anschließend trugen neun Marschkapellen und 150 Chorsänger die Olympische Hymne vor, die von Spyros Samara komponiert und von Kostis Palamas getextet worden war. Die Hymne stieß auf Zustimmung und das Publikum forderte eine Zugabe.

Die Eröffnungsfeiern bei Olympischen Spielen beinhalten heute noch Elemente dieser kurzen und schlichten Feier. Das Staatsoberhaupt des Gastgeberlandes eröffnet noch immer offiziell die Spiele und auch die Olympische Hymne (seit 1958 mit offiziellem Status) wird gespielt. Andere Elemente wie der Einmarsch der Athleten, die Olympische Fackel und der Olympische Eid kamen erst bei späteren Austragungen hinzu.

Wettbewerbe

Fechten
Gewichtheben
Leichtathletik
Radsport
Ringen
Schießen
Schwimmen
Tennis
Turnen

Teilnehmerländer

Das Konzept von nationalen Mannschaften spielte bis zu den Zwischenspielen 1906 in der olympischen Bewegung keine große Rolle. Je nach Quelle nahmen 1896 zehn bis fünfzehn Nationen teil, wobei die meisten Quellen von den folgenden dreizehn Ländern ausgehen:
Ägypten – Einige Quellen bezeichnen den in Alexandria lebenden Dionysios Kasdaglis als Vertreter Ägyptens, andere Quellen jedoch (darunter auch das IOC) als Vertreter Griechenlands.
Australien – Obwohl Australien damals noch ein Teil des Vereinigten Königreichs war, wird Edwin Flack in den Statistiken als Australier geführt.
Griechenland – Einige Quellen bezeichnen den aus Zypern stammenden Anastasios Andreou als Griechen, obwohl die Insel damals ein britisches Protektorat war. Die zwei Athleten aus Smyrna zählen in fast allen Quellen als Griechen.
Großbritannien – Das Vereinigte Königreich Großbritannien und (Nord-)Irland besitzt in vielen Sportarten Verbände für jeden einzelnen Landesteil (England, (Nord-)Irland, Schottland, Wales). Eine bedeutende Ausnahme von dieser Regel stellen die Olympischen Spiele dar, an denen sämtliche britischen Athleten unter der Bezeichnung „Great Britain“ antreten, anstelle der sonst üblichen Kurzform „United Kingdom“.
Österreich – Dieses Land bildete damals einen Teil von Österreich-Ungarn, doch werden die Resultate österreichischer Athleten separat geführt.
Ungarn – Dieses Land wird in den Statistiken von Österreich getrennt geführt, obwohl beide Länder damals formell den Staat Österreich-Ungarn bildeten. Zu den ungarischen Resultaten werden gemäß der damaligen territorialen Ausdehnung Ungarns auch jene von Athleten aus der Vojvodina und der Slowakei hinzugerechnet.
Dänemark
Deutschland
Frankreich
Italien
Schweden
Schweiz
USA

Belgien, Chile und Russland hatten Teilnehmer gemeldet, zogen diese dann jedoch zurück.