Thema: Stichtage
Einzelnen Beitrag anzeigen
13. April 2006, 08:34   #134
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
13. April 1970: Houston, we've had a problem

Apollo 13 war eine Mission innerhalb des amerikanischen Apollo-Programms. Das Primärziel, eine bemannte Landung auf dem Mond, wurde nicht erreicht. Trotz teilweise dramatischer Vorfälle kehrten alle drei Besatzungsmitglieder lebend zur Erde zurück. Dieser Apolloflug war der einzige, der vorzeitig abgebrochen werden musste.

Besatzung
Am 6. August 1969, kurz nach der erfolgreichen Mondlandung durch Apollo 11, gab die NASA die Mannschaften für die Missionen Apollo 13 und Apollo 14 bekannt.

Als Kommandant von Apollo 13 wurde James Lovell anstatt des ursprünglich vorgesehenen Kommandanten Alan Shepard ausgewählt und unternahm damit nach Gemini 7, Gemini 12 und Apollo 8 als erster Raumfahrer einen vierten Weltraumflug. Shepard übernahm den folgenden Flug Apollo 14.

Als Pilot der Apollokapsel wurde zuerst Ken Mattingly nominiert, als Pilot der Mondlandefähre Fred Haise. Die beiden waren die ersten der fünften Astronautenauswahlgruppe, die für einen Raumflug in die Hauptmannschaft eingeteilt wurden.

Als Kommandant der Ersatzmannschaft wurde John Young eingeteilt. „Jack“ Swigert wurde Ersatzpilot der Apollokapsel und Charles Duke übernahm die Rolle des Ersatzpiloten für die Mondlandefähre.

Die Unterstützungsmannschaft (Support-Crew) bestand aus Jack Lousma, William Pogue und Vance Brand. Alle drei hatten schon Erfahrungen als Support-Crew oder Capcom.

Einige Tage vor dem Start, am 6. April 1970, stellte sich heraus, dass der Ersatzpilot der Mondfähre, Charles Duke mit Röteln infiziert war, und dass Ken Mattingly nicht dagegen immun war. Um das Risiko zu eliminieren, dass Mattingly während des Mondfluges erkrankte, wurde er am 9. April durch den Reservepilot Swigert ersetzt.

Mattingly bekam die Röteln nicht. Später nahm er dann an der Apollo-16-Mission teil, für die eigentlich Swigert vorgesehen war.

Start
Der Start von Apollo 13 erfolgte am 11. April 1970, 19:13:00 GMT in Cape Canaveral, Florida (13:13:00 Uhr im Kontrollzentrum in Houston). Aufgrund starker Vibrationen schaltete das mittlere Triebwerk der zweiten Stufe selbsttätig ab, was die Flugleitung dadurch ausglich, dass sie die verbliebenen vier Triebwerke länger brennen ließ. Auch die dritte Stufe brannte etwas länger. Trotz der unerwarteten Störung war die Abweichung von der geplanten Umlaufbahn minimal. Nach 1,5 Erdumkreisungen wurde die dritte Stufe ein zweites Mal gezündet, um Apollo 13 auf den Weg zum Mond zu bringen.

„Houston, we've had a problem.“
(Houston, wir haben ein Problem.)

55 Stunden und 54 Minuten nach dem Start, schon recht weit auf dem Weg zum Mond, explodierte einer der Sauerstofftanks der „Odyssey“, kurz nachdem ein im Tank befindlicher Ventilator in Betrieb genommen worden war. Der Grund der Explosion war nicht, wie häufig zu lesen, ein zerbrochenes Kabel im Sauerstofftank, sondern ein an zu hohe Spannung angeschlossener Thermostat, in Folge dessen sich die Kontakte des Thermostaten während eines Bodentests zusammenschweißten. Der eingebaute Thermostat war ursprünglich für 28V Gleichspannung spezifiziert und wurde trotz Spezifikationsänderung im Jahr 1965 auf 65V Gleichspannung nicht getauscht. Während des Fluges von Apollo 13 zum Mond erhitzte sich der Sauerstoff aufgrund dieses Fehlers bis auf ca 530°C (nominell sollte der Thermostat die Temperatur des Sauerstoffs auf 26°C halten). Als Jack Swigert nun auf Anweisung der Bodenkontrolle einen Rührer im Sauerstofftank in Gang setzte, explodierte der Sauerstoff, weil die Isolation der Kabel sowie die Motorwicklungen des Rührers durch die viel zu hohe Temperatur im Sauerstofftank beschädigt worden waren.(Siehe auch Apollo 13 Review Board [1].)

In der Folge stellte die Crew einen Abfall in der Stromversorgung und einen weiteren signifikanten Verlust von Sauerstoff fest. Betroffen war auch die Wasserversorgung. Anstelle einer Landung auf dem Mond musste der Kurs so geändert werden, dass die Flugbahn um den Mond herum und wieder zurück zur Erde führte. Das Überleben der Mannschaft war in dem für die Reise ausgerüsteten Servicemodul nicht mehr möglich. Die Versorgung musste von der Mondlandefähre „Aquarius“ übernommen werden.

Das Lebenserhaltungssystem der Fähre war jedoch nicht dafür ausgelegt, drei Personen mehrere Tage am Leben zu erhalten. Während des Fluges musste das überlastete Luftreinigungssystem umgebaut werden, um mit dem Kohlendioxid-Filter der „Odyssey“ arbeiten zu können, der eigentlich mit dem der „Aquarius“ inkompatibel war. Hierzu musste aus an Bord vorhandenen Dingen, wie zum Beispiel Tüten, Klebeband, Flugpläne, usw. ein Adapter gebaut werden. Das Bodenzentrum in Houston erarbeitete eine Prozedur, die an die Crew gefunkt wurde, die dann erfolgreich den Adapter nachbaute.

Landung
Erst kurz vor dem Ende des Fluges wurde die für den Wiedereintritt benötigte Kapsel von der Besatzung bestiegen und von dem restlichen Wrack getrennt. Die Mondlandefähre verglühte in der Erdatmosphäre, ebenso ging die an Bord befindliche ALSEP-Station mit ihrer nuklearbetriebenen Stromversorgung verloren. Jedoch wurde keine freigesetzte Radioaktivität nachgewiesen, da dieser Fall im Design des Behälters eingeplant war und er einen Wiedereintritt schadlos überstehen konnte. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wurde der Wiedereintritt so gewählt, dass ein Punkt im Pazifik mit einer sehr großen Wassertiefe getroffen wurde. Das so genannte „Blackout“ (=Funkstille beim Wiedereintritt) dauerte länger als die üblichen drei Minuten. Man dachte, es sei alles verloren. Doch am 17. April 1970 um 13:07 Uhr wasserte Apollo 13 im Pazifik, wo die Crew von der USS Iwo Jima (LPH-2) aufgenommen wurde.

Die berühmte Meldung
Viele glauben irrtümlicherweise, der berühmte Satz der Astronauten an Houston hätte gelautet: "Houston, we have a problem"
In Wirklichkeit hieß die Meldung: "Okay, Houston, we've had a problem here" [2], von Swigert an Bodenstation. Lovell machte dann die gleiche Meldung: "Houston, we've had a problem."

Film
Die Mission wurde im Jahr 1995 mit Tom Hanks, Kevin Bacon, Ed Harris, Gary Sinise und Bill Paxton in den Hauptrollen verfilmt. Das Drama kam unter dem Titel Apollo 13 in die Kinos und wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet.

Weiteres