Thema: Stichtage
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21. April 2006, 07:18   #142
Jules
 
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21. April 1831: Hinrichtung der Serienmörderin Gesche Gottfried

Gesche Margarethe Gottfried, geb. Timm (* 6. März 1785 in Bremen, † 21. April 1831 in Bremen) wurde, nach drei Jahren Haft im 1828 errichteten Detentionshaus (Gefangenenhaus) am Ostertor, am 17. September 1830 zum Tode durch das Schwert verurteilt und am 21. April 1831 in Anwesenheit einer großen Volksmenge auf dem Domshof hingerichtet. Sie war die bekannteste Serienmörderin ihrer Zeit und wurde "der Engel von Bremen" genannt.

Historie
In den Jahren 1813 bis 1827 ermordete sie mit regelmäßigen kleinen Gaben von Arsen 15 Menschen, darunter ihre nächsten Angehörigen: Vater, Mutter, Bruder, drei Kinder, zwei Ehemänner und etliche Freunde – aufopfernd und hingebungsvoll pflegte sie die Dahinsiechenden, bis diese qualvoll verstarben. Nach einem Motiv sucht man seit dieser Zeit vergeblich, wirklich gelöst worden ist das Rätsel bis heute nicht.

Nach der Enthauptung wurden vom Kopf Abdrücke genommen und davon weitere Totenmasken angefertigt, die nach England und Frankreich gelangten. Die Abgüsse dienten zum Studium der Physiognomie von Straftätern, einer zu der Zeit gängigen Praxis. Der Bremer Abguss ging im Verlauf des Zweiten Weltkrieges verloren, so wie der echte Kopf der Gesche Gottfried, der in Formaldehyd eingelegt war. 2005 erhielt das Bremer Focke-Museum (Museum für Kunst- und Kulturgeschichte) eine Kopie der Totenmaske aus dem Bestand des Gefängnisarztes im englischen Wynchester. Sie wird, so der Kurator des Focke-Museums, im Schaumagazin unter "Z" wie "Zu Grabe tragen" ausgestellt. Im Focke-Museum sind auch drei Portraits der Giftmischerin ausgestellt.

Gesche-Gottfried-Stein („Spuckstein“)

Der Spuckstein, ein unscheinbarer Basaltstein mit dem eingekerbten Kreuz, der etwa 20 Meter gegenüber dem Brautportal an der Nordseite des Bremer Doms in den Domshof eingepflastert ist, erinnert an das Ende von Gesche Gottfried. Hier soll das Schafott gestanden haben auf dem sie bei der letzten öffentlichen Hinrichtung in Bremen enthauptet wurde. Eine andere Version besagt, dass an dieser Stelle der heruntergefallene und rollende Kopf der Giftmischerin liegengeblieben sei.

1931 ließ der Senat den Stein herausnehmen und ins Focke-Museum bringen, nachdem Reichsbannerleute das Kreuz zu einem Hakenkreuz verändert hatten. Später wurde der Stein abgeschliffen, mit einem neuen Kreuz versehen und wieder eingesetzt. Noch heute äußern manche Bremer (oder Touristen) ihre Abscheu gegen diese Morde mit Ausspeien auf diesen Stein.

Verfilmungen
Bremer Freiheit (1972), Rainer Werner Fassbinder
Gesche Gottfried (1978), mit Sabine Sinjen
Gesches Gift (1996)

Theaterstück
Bremer Freiheit, Rainer Werner Fassbinder (1971)

Literatur
Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, 2003, ISBN 3-86108-693-X

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