Thema: Stichtage
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22. April 2006, 11:48   #143
Jules
 
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22. April 1401: Klaus Störtebecker wird gestellt

Klaus Störtebeker (* um 1370; † 20. Oktober 1401) war Anführer der Likedeeler („Gleichteiler“) und der wohl bekannteste Seeräuber, der aus den Reihen der Vitalienbrüder hervorging. Sie kämpften lange Zeit erfolgreich gegen die „hanseatischen Pfeffersäcke“. Bundesgenossen Störtebekers und ebenfalls berüchtigte Likedeeler waren die Kapitäne Gödeke Michels, Hennig Wichmann und Magister Wigbold.

Leben

Manche nehmen an, er sei aus der Gegend von Verden, andere meinen, er stamme aus Wismar. Im Liber proscriptorum, dem "Verfestungsbuch" der Stadt Wismar, ist im Jahre 1380 ein Vorfall festgehalten, wonach zwei Wismarer Bürger aus der Stadt gewiesen wurden, weil sie einem anderen in einer Schlägerei verschiedene Brüche zugefügt hatten. Der Betroffene der Auseinandersetzung wird als "nicolao stortebeker" bezeichnet. Es spricht viel dafür, dass dieser Nikolaus Störtebeker später als Klaus Störtebeker in die Geschichte einging.

Es gibt jedoch auch Erkenntnisse, dass Klaus Störtebeker geboren wurde als Klaus von Alkun, verarmter Ritteradel aus der Nähe von Barth (Pommern). Es gibt Literatur dazu (Nachdruck der Chronik der Stadt Barth); auch bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen wird dieser Name genannt.

Ins öffentliche Bewusstsein trat Störtebeker erst nach der Vertreibung der Vitalienbrüder von der Insel Gotland als Kapitän der Likedeeler, nachdem diese sich Mitte der 1390er Jahre als Freibeuter selbstständig gemacht hatten. Die Vitalienbrüder unterstützten ursprünglich König Albrecht von Schweden im Kampf gegen die dänische Königin Margarethe I. und betrieben dazu auch Seeräuberei in Nord- und Ostsee. Den Übergriffen auf die Schiffe der Dänen und Lübecker, die auf dänischer Seite standen, folgten bald Überfälle auf andere Schiffe der Hanse. Hierfür hatten die Vitalienbrüder Kaperbriefe erhalten. Damit ausgestattet konnten sie die erbeuteten Waren in Wismar frei auf dem Markt verkaufen.

Ab 1396 hatte Störtebeker auch Unterstützung in Marienhafe, Ostfriesland, wo er eine Tochter des friesischen Häuptlings Keno ten Broke geheiratet haben soll. Diplomatischer Druck seitens der Hansestädte führte zum Verlust dieser Operationsbasis. Am 15. August 1400 beurkundete Herzog Albrecht von Holland einen mit den Vitalienbrüdern geschlossenen Vertrag. Diesem zufolge nahm er 114 Vitalienbrüder auf und stellte sie unter seinen Schutz. Dabei werden acht Hauptleute namentlich genannt, darunter ein Johan Stortebeker. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich ein weiterer Anführer mit dem Namen Störtebeker in den Vordergrund gedrängt hat. Darum muss angenommen werden, das Klaus Störtebeker nicht wie Gödeke Michels nach Norwegen geflohen ist, sondern sich weiterhin nahe der Nordsee aufgehalten hat.

Angeblich hat sich der Freibeuterkapitän den Namen Störtebeker (aus dem Niederdeutschen von „Stürz den Becher“) wegen seiner Trinkfestigkeit als Spitznamen verdient. So soll er der Sage nach einen 4-Liter-Humpen (einen ellenhohen Becher) Bier ohne abzusetzen in einem Zug leergetrunken haben.

Störtebeker soll den überlegenen Hamburger Kriegskoggen mit seinen Schiffen immer wieder auf die hohe See entkommen sein. Erst mit Hilfe eines Verräters, der unbemerkt flüssiges Blei in die Steueranlage goss und damit Störtebekers Schiff manövrierunfähig machte oder (alternativ) nach Zerstörung des Hauptmastes durch Geschosse der Bunten Kuh war es schließlich möglich, den Freibeuter zum Kampf zu stellen und gefangen zu nehmen.

Am 22. April 1401 wurde er von einer hamburgischen Flotte unter Simon von Utrecht vor Helgoland gestellt, in der Seeschlacht nach erbittertem Kampf gefangen genommen und auf der Bunten Kuh nach Hamburg gebracht.

Klaus Störtebeker wurde am 20. Oktober 1401 mit rund 30 Gefährten, unter ihnen sein Steuermann Humbert Grobherz, auf dem Grasbrook bei Hamburg durch einen Scharfrichter namens Meister Rosenfeld enthauptet.

Der Legende nach soll Störtebeker vom Bürgermeister der Hansestadt gestattet worden sein, dass all jene Männer überleben durften, an denen er nach seiner Enthauptung noch vorbeizugehen vermochte. An elf Männern schritt der Geköpfte vorbei, bevor ihm der Henker den Richtblock vor die Füße warf (lt. einigen Quellen ihm ein Bein stellte). Nach dem Sturz des Piraten brach der Bürgermeister allerdings sein gegebenes Versprechen, und alle 73 Seeräuber wurden enthauptet.

Die Köpfe wurden zur Abschreckung längs der Elbe aufgespießt. Hinterlassenschaften Störtebekers, wie sein berühmter Trinkbecher – von dem er seinen Namen hatte – wurden beim Großen Hamburger Brand 1842 zerstört.

Die Sage will wissen, dass, nachdem Störtebeker das Todesurteil verkündet wurde, er dem Senat für Leben und Freiheit eine goldene Kette anbot, so lang, dass sie um die ganze Stadt reichte - was der Senat aber mit Entrüstung zurückwies. Aber da man den sagenhaften Goldschatz der Likedeeler nicht finden konnte, wurde das Schiff an einen Schiffszimmermann verkauft. Als dieser die Säge ansetzte, um das Schiff zu zerlegen, traf er auf etwas Hartes: In den Masten verborgen war der Schatz, einer mit Gold, der andere mit Silber, und der dritte mit Kupfer angefüllt; und er ließ aus dem Gold eine Krone für den Turm der Hamburger St. Katharinenkirche anfertigen.

Sonstiges

Das häufig fälschlich als Störtebeker-Portrait identifizierte Bildnis des Kunz von der Rosen

Das von Daniel Hopfer geschaffene und oftmals verwendete angebliche Porträt Störtebekers stellt in Wirklichkeit Kunz von der Rosen, den Schalknarren und Berater Kaiser Maximilians dar, der 100 Jahre nach Störtebeker lebte.

Der 1878 von Arbeitern auf dem Grasbrook gefundene und lange Zeit als sogenannter „Störtebeker-Schädel“ im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellte Schädel konnte bisher nicht zweifelsfrei Klaus Störtebeker zugeschrieben werden. Eine DNA-Analyse am Institut für Humanbiologie der Universität Hamburg soll darüber demnächst näher Aufschluss geben.

In Ralswiek auf Rügen werden jährlich auf einer Naturbühne die Störtebeker-Festspiele veranstaltet. Die Stralsunder Brauerei ist dabei ein Sponsor und vertreibt auch verschiedene Biere mit dem Namen Störtebeker. Auch im ostfriesischen Marienhafe wird alle drei Jahre (zuletzt 2005) auf dem Marktplatz ein plattdeutsches Störtebeker-Freilichtspiel aufgeführt.

Störtebeker soll im Kellerverlies des Schlosses Gottesgabe eingesessen haben, seinerzeit im Besitz der Familie seines Vitalienbruders Marquard von Preen.

In der Stubbenkammer auf Rügen soll Klaus Störtebeker der Legende nach einen unermesslichen Schatz versteckt haben.


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