Thema: Stichtage
Einzelnen Beitrag anzeigen
29. April 2006, 09:28   #150
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
29. April 1967: Das Musical Hair wird am Broadway uraufgeführt

Hair ist ein Musical, die Musik ist von Galt MacDermot, Buch und Liedtexte stammen von Gerome Ragni und James Rado. Die ersten Aufführungen fanden 1967 statt. Die Texte für die "deutsche Originalaufnahme" von 1968 stammen von Walter Brandin. Der Film Hair entstand 1979 unter der Regie von Milos Forman.

Historisches

Das Musical Hair spielt in den USA der 60er Jahre, zur Zeit des Vietnamkrieges. Es beschreibt die Gefühle vieler junger Leute in dieser Zeit, der so genannten „Hippie-Kultur“.

Haare waren damals ein Symbol für den Protest gegen die Gesellschaft. Viele junge Männer ließen sich damals ihre Haare wachsen. Der Protest hatte auch noch einen anderen Hintergrund. Die jungen Männer in den USA mussten zur Zeit des Vietnamkrieges mit ihrer Einberufung rechnen. Die Antwort der Gesellschaft war sehr restriktiv. "Langhaarige" wurden als Nichtstuer und Gammler beschimpft. Viele Arbeitsplätze waren für langhaarige Männer nicht zugänglich, Haarschnitte wurden mit Gewalt erzwungen, Kinder verloren die Liebe ihrer Eltern, weil sie ihre Haare lang wachsen ließen. Dieser Hass und die Liebe auf lange Haare wird in Hair besungen.

Das Musical Hair war weltweit erfolgreich. Es wurde von 1968 - 1972 am Broadway ohne Unterbrechung aufgeführt, in England war es vor Jesus Christ Superstar das erfolgreichste Musical aller Zeiten. Die deutsche Version Haare lief 1 1/2 Jahre. Die deutsche Version hat gegenüber der englischen Version aber im Laufe der Zeit mit der Zunahme von Englischkenntnissen in Deutschland an Bedeutung verloren. Die deutschen Texte sind nicht in allen Teilen direkte Übersetzungen, orientieren sich aber inhaltlich an den englischen Texten.

Die Inhalte unterscheiden sich in verschiedenen Bühnen-Darstellungen und der Verfilmung. In den Theatern wurde Hair in der Regel in zwei Akten aufgeführt. Der erste Teil behandelte das Leben der Hippies, ihre Wünsche, Hoffnungen, Konflikte mit der Gesellschaft, während sich der zweite Teil mit dem Krieg auseinandersetzte.

Heute wirkt das Stück nicht mehr so provokant wie zu Beginn. Die zum Teil sexuellen Andeutungen bei religiösen Handlungen regen fast niemanden mehr auf.

Das Musical

Aufführungen
Off-Broadway-Premiere (Uraufführung): 17. Oktober 1967, “Shakespeare Public Theatre”, New York – 300 Plätze
2. Dezember 1967 - Umzug in den Go-Go/Disko Club “The Cheetah”, New York – 700 Plätze
on-Broadway Premiere: 29. April 1968, „Biltmore Theater“, New York, erst nach Überarbeitung durch Tom O'Horgan, 1472 Ausführungen
27. September 1968 - “Shaftesbury Theatre” in London, 1998 Aufführungen bis Juli 1973 (Dach des Theaters eingestürzt)

Bevor den 100 Off-Broadway Aufführungen 1750 im Biltmore Theater folgen konnten, wurden einige Änderungen vorgenommen. So enthielt beispielsweise die ursprüngliche Fassung keine Nacktszenen, aber dafür eine Szene in der die Bühne von Polizisten erstürmt wird, die versuchen die Aufführung zu verhindern. Außerdem wurden die Autoren in ihrem Recht zu spontanen Änderungen der Texte eingeschränkt.

Inhalt

In den Texten und Tanzszenen wird das Lebensgefühl der Hippies dargestellt, und wie sie auf Krieg und Gewalt reagieren. Zum Beispiel die Erwartung und Hoffnung auf ein neues Zeitalter, das so genannte Wassermannzeitalter. Diese mystischen Erwartungen der Gruppe werden sich nicht erfüllen. Außerdem behandelt das Musical die Frage nach dem Sinn des Lebens, die Flucht in Träume und den Drogenkonsum.

Die zu Beginn eher positiven Visionen enden in einem Albtraum, in dem die Schrecken des Krieges verdeutlicht werden. Realisiert wird dies durch Darstellungen von Kriegsopfern auf einer Videoleinwand, oder durch Metzeleien auf der Bühne. Hair zeigt auch die Verwandlung der bunt gekleideten Hippies in uniformierte Soldaten, und wie sie auf Zuruf oder aus eigenem Antrieb töten. Am Ende des Stückes stirbt eine der Hauptpersonen, die ein Kriegsgegner ist, aber auf Grund eines unglücklichen Zufalls den Platz eines Freundes zeitweise eingenommen hat und ausgerechnet dann nach Vietnam reisen muss.

Die Bühnenfassung wurde in der originalen Off-Broadway-Produktion workshopartig entwickelt. Auch wenn die spontanen Änderungen mit der Übersiedelung an den Broadway eingeschränkt wurden, gibt es kein feststehendes Libretto. Folgeproduktionen erarbeiteten sich meist selber an die Originalfassung angelehnte Scripts.

Der Film

Der Film von Miloš Forman erzählt die Geschichte von Claude Bukowski, einem jungen Mann aus Oklahoma, der in die Armee einberufen wird. In New York begegnet Claude einer Gruppe von Hippies, angeführt von Berger. Eine Freundschaft entsthet. Claude verliebt sich in Sheila, ein Mädchen aus reicher Familie. Mit Hilfe der Hippie-Gruppe gelingt es Claude, die Aufmerksamkeit von Sheila auf sich zu ziehen. Die beiden werden ein Paar.

Claude muss aber in die Kaserne, um sich auf den Krieg vorzubereiten. Er wird dort hart ausgebildet, unter der Aufsicht eines Generals, der nicht davor zurückschreckt, die Lautsprecher, aus denen Rockmusik spielt, beschießen zu lassen.

Bukowskis großer Wunsch ist, noch einmal Sheila zu sehen, bevor er in den Vietnamkrieg soll. Berger macht diesen Wunsch wahr, indem er für einen Tag mit Claude den Platz in der Kaserne tauscht. Gerade an diesem Tag wird die Truppe nach Vietnam gerufen. Die Szene, in der Berger beim Klang von The Flesh Failures/Let the Sunshine in mit Dutzenden anderen Soldaten in einen dunklen Flugzeugrumpf marschiert, gilt als sehr eindrucksvoll. Anschließend wird gezeigt, wie Bergers Freunde sein Grab besuchen; in der letzten Szene sieht man eine große Antikriegsdemonstration vor dem Weißen Haus.

Weiteres