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12. May 2008, 15:50   #5
GabiJ
 
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Registriert seit: May 2008
Ort: Wien / Österreich
Beiträge: 38
Dieser Fall ist wirklich unglaublich. Man muss sich mal den Zeitrahmen vorstellen...24 Jahre an einem vollkommen isolierten dunklen Raum. Mein Sohn ist jetzt 22 - da kann das weit über die Vorstellung eines Menschen hinausgehen, was da alles passiert ist.

Die schießen natürlich die Fragen durch den Kopf:
Wieso konnte er das so lange verbergen, ohne daß es wer mitbekommt? Wie konnte er diese armen Opfer versorgen, ohne daß es jemand verdächtig vorkommt? Wie konnte er unbemerkt die Bautätigkeiten durchführen, ohne Hilfe von aussenstehenden? ....diese Liste ist lang. Nach und nach kommen Pressekonferenzen div. Zeugenaussagen (wobei ich net wirklich alles für bare Münze nehme) und auch die Auskünfte des JF. selber. Auch dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen bei unseren Überlegungen, Fragen und Kritiken den imens langen Zeitraum. Vieles was heute selbstverständlich erscheint bei Ämtern, Ermittlungen etc... wie DNA-Analyse udgl., gab es damals noch net oder steckte in den Kinderschuhen.

Was sind bisher die Fakten:
Er hat seine Tochter in den bereits vorhandenen sogenannten "Luftschutzkeller" gesperrt, ihr mehrfach Gewalt angetan und er ist der "Vater" ihrer Kinder.

Ich hab bereits anderenortes über einiges diskutiert, ging da leider net wirklich immer vernünftig zu, doch einiges an Fragen war wirklich gut darüber nachzudenken, ob so ein Verbrechen verhindert werden konnte.

In den 80-igern, also während des „Kalten Krieges“ war es normal, dass sogenannte Luftschutzkeller gebaut wurden mit anschließendem behördlichen Abnahmebeschau. Viel wurde gerätselt, wie er unbemerkt erweitern konnte, wo das überflüssige Material hinkam usw. Das Grundstück ist ziemlich groß und eine Schubkarre voll Erde, wenn sie da verteilt wird fällt net so schnell auf, wenn man bedenkt, dass er immer wieder bei Gartenarbeiten beobachtet wurde. Inzwischen hat man auch einen Keller entdeckt, der mit Bauschutt angefüllt ist. Sowas kann man in laufe der Zeit ebenfalls verschwinden lassen denke ich mir. Man braucht nur „Offiziell“ etwas umbauen, hat ev. Auch einen Kontainer dafür parat und da würde es unter Garantie auch net auffallen da hin und wieder ein „paar Trümmerchen“ dazu zuwerfen.

Als 1999 der Feuerbeschau für den Heizoffen war, wurde die Verliestüre auch net entdeckt. Hand aufs herz wenn ich als Kontrollor für den Ofen in den dafür bestimmten Raum bin, wird ich sicher nicht im gesamten Keller alle Wände ansehen, sondern nur die betroffenen Teile bzw. dazugehörenden Rohrverläufe. Nach dem Foto nach zu urteilen, hätte einer der nicht von Fach ist, unter Garantie nicht sagen können, dass an der Wand, mit Regalen verstellt, eine Durchgangstüre für weitere Räume ist...unter Umständen kommt ev. der Gedanke – in Anbetracht der Hausgröße – das sich hier irgendein Zähler befindet.

Viele Stimmen wurden auch laut, wieso seine Frau nie etwas bemerkt hat. Das ist etwas was sich wirklich viele nicht vorstellen können und ist sehr zwiespaltige Sache. Ich bin kein Anwalt, Arzt oder sonstiges in der Richtung um etwas ganz genau und bestimmt ja oder nein sagen zu können. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Gattin nichts vom Verlies gewusst hat und in dieser Gedankenrichtung keinen Verdacht geschöpft hat. Diese Beiden sind in diesem Zeitraum aufgewachsen wie meine Eltern (die uns Kindern so einiges aus diesen Zeiten erzählt haben). Viele der jüngeren können sich die Erziehungsmethoden und Gedankengänge der „Alten Generation“ überhaupt nicht bis wenig vorstellen. Ich kann mir in etwa vorstellen, dass eine Frau bei so einem Patriachen, wie es anscheinend dieser JF ist, net wirklich weiter Fragen stellt, sondern seine Anordnungen als gegeben hinnimmt. Wenn man zurückblendet: sie war 17, hatte keinen Beruf, ihre Erziehung war sicher auch sehr streng (die Frau muß dem Mann gehorchen in etwa). Da kommt ein Mann wie JF: Bestimmendes Auftreten, weiß genau was er will usw. und der interessiert sich für diese Frau. Es wird geheiratet, er bestimmt von Beginn an die Regeln, die sich alle unterwerfen müssen.....da kann ich mir schon vorstellen, dass man das als Gegeben hinnimmt, bestimmte Räume nicht zu betreten, da sie nur ihm gehören. Nachweislich ist er bereits 1967 für 18 Monate wegen Vergewaltigung gesessen und da kann ich dann schwer nachvollziehen was in seiner Frau vorgegangen ist. Entweder ist sie schon so dermaßen von ihm unterdrückt gewesen, dass sie sich während der 18 Monate nicht von ihm lösen konnte oder aber auch die Existenzangst, weil ja bereits 4 Kinder da waren. Auch anschließend, als er wieder da war konnte oder wollte sie bestimmt vorhandene Anzeichen nicht erkennen. Ich glaube, dahingehende fragen werden nie mit völliger Gewissheit geklärt werden können, da es zu Facettenreich ist.

Auch beim Ausreißen und spätere Verschwinden der Tochter, muß man sich in die damalige Zeit versetzen: Die Flower-Power-Zeit war vorüber, div. Lehren und Sekten waren gerade in voller Blütezeit und ein Generationsumbruch war da ja auch gerade im Gange, da war es Gang und Gebe, dass etliche Kinder und Jugendliche aufmümpfig waren und ausgerissen sind und es gab auch viele Fantasiereiche Geschichten von den Kids – die sich im nachhinein als falsch erwiesen. Genau zu diesen Zeiten fiel auch das Ausreißen und Verschwinden von Elisabeth – für damalige Begriffe – eine von Vielen und wenn der Vater noch glaubhaft auftischen kann – in Anbetracht, dass die 6 anderen Kinder offensichlich nie Ärger machten – dass gerade diese Tochter die Rebellin der Familie ist, dann wirkt das Verschwinden in eine Sekte als glaubwürdig. Noch dazu, wenn knapp 4 Wochen nach ihrer Vermistenanzeige ein Brief mit Elisabeths Handschrift eintrudel. Hand aufs Herz: wenn man diesen Fall hier ausblendet aus seinem Gehirn, wer würde glauben, dass da mehr dahinter Steckt.....

Genauso gab es die Frage: Wieso hörte man nicht, dass jemand da unten ist? Wenn man den bisherigen Bericht der Ermittler verfolgt hat, haben diese bescheinigt, dass die Räume absolut Schalldicht waren, zum Großteil durch den speziellen Bauschaum. Und offensichtlich kann man diesen...Meister in Tarnen und Täuschen...durchaus zutrauen, dass fast alle Rohre, die im Verlies sichtbar waren, reine Alibitaten waren. Denn auch wenn mit Bauschaum ausgekleidet, gibt ein Rohr trotzdem einen gewissen Geräuschpegel weiter. Es gab auch einen Bericht von einem Mieter, der sich einen Hund zugelegt hat. Wenn man diesem Bericht wirklich komplett glauben darf, hat der Hund einiges gespürt. Jetzt im nachhinein redet es sich leicht, aber wer Hundebesitzer unter Euch ist: würdet ihr gleich (wieder unter Ausblendung dieses Falles) daran denken, dass da was net stimmt, wenn der Hund sich momentan seltsam benimmt, da denkt man sicherlich zuerst an ein Naturereignis und nicht daran, dass ein Stock Tiefer Personen eingeschlossen sind.

Die nächste häufige Frage die auftaucht: Wieso hat man bei den Einkäufen etc. nichts bemerkt?
Ist auch eine Gute Frage, solange man einige Berichte nicht kennt. Er hat die Einkäufe zumeist Nachts, oder kleinweise ganz geschickt über die Gartengarage reingebracht, ist natürlich auch net gleich unter Tags verdächtig, da viele Familien die Gefriertruhe und ev. größere Zweit-Kühlschränke im Keller haben. Und wenn das stimmt, dass er bei Metro einkauft (ist bei uns ein Einkaufsmarkt für Wiederverkäufer mit entsprechender Karte als Geschäftsmann/frau) dann ist das genauso wenig verdächtig.

Auch wurde die Frage wegen der „Findelkinder“ laut, warum man da net begonnen hat Verdacht zu schöpfen....
Dafür muss man sich wieder in die Zeit zurückversetzen um ev. eine halbwegs befriedigende Antwort für sich zu finden. Tatsache zu der Zeit, die Tochter war schon lange verschwunden, angeblich bei einer Sekte untergetaucht, da kommt ein Baby mit einem Brief der Mutter mit dem Inhalt, dass sie das Kind nicht behalten darf/kann....und sie sich wünscht, dass das Kind bei den Großeltern aufwächst. Der Brief wird von einem Grafologen für Echt bestätigt, also spricht da in dem Fall nix dagegen dieses Kind zu adoptieren. An eine DNA-Überprüfung denkt in der damaligen Zeit noch keiner, da die ja noch in den Kinderschuhen steckt, und an Inzes wird da auch noch nicht im entferntesten gedacht.....Baby bleibt vorerst in Obhut des Jugendamten, und es wird auch eine lebenswichtige OP vorgenommen. Ein Jahr später wird der Adoption stattgegeben, da bei beiden Elternteile keine Strafrechtlichen Handlungen vorliegen. Seine Strafe hat er ja bereits ende der 60-iger abgesessen und war daher auch schon nach diesen gut 20 Jahren getilgt (leidergottes). Er sieht, dass das ohne Probleme funktioniert und flugs kommt das zweite Baby angerauscht, ebenfalls mit einem Brief der Mutter und das nur knapp ein Jahr später, da ist die Kontrollsituation fast noch genauso wie zur Zeit des 1. Babys. Doch diesmal gab es einen Unterschied, das Baby wurde nicht Adoptiert, sondern nur zu Pflegschaft übergeben......
Bei Baby Nr.3 hätte ich persönlich schon begonnen mir Gedanken zu machen, was da eigentlich wirklich los ist und hätte begonnen Fragen zu Stellen. Mitgelieferter Brief hin oder her.

Es gibt da noch so einiges, was mich beschäftigt, doch ich denke für den Anfang ist das schon mal genug, um darüber zu diskutieren........

/edit irata: Ich habe mal die schwarze Farbe weggenommen, dass kam so knallerartig auf den Bildschirm, sodaß mir die Augen weh taten