Thema: Stichtage
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4. December 2006, 09:58   #4
Jules
 
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4.12.1971: Ein Feuer inspiriert Deep Purple zu Smoke on the water

Smoke on the Water ist ein bekannter Rocksong von Deep Purple, der auf dem Album Machine Head 1972 erschien.

Musik
Erkennungsmerkmal des Songs ist der Riff mit seinem hohen Wiedererkennungswert, bestehend aus sus4-Akkorden (Powerchords). Der Riff baut ausschließlich auf den Stufen I, III und IV sowie der alterierten verminderten V. Stufe (Blue Note) und überschreitet somit den Umfang einer Quinte nicht.

Dieser Riff, der wohl für viele Gitarrenanfänger das erste ist, den sie auf ihrem Instrument beherrschen, wird zunächst von Ritchie Blackmore zweimal alleine auf der E-Gitarre (links im Stereopanorama) gespielt, wobei er sogenannte Double Stops einsetzt, also jeweils zwei Saiten gleichzeitig niederdrückt und sie anschlägt.

Bei der dritten Wiederholung kommt neben einer Riffdopplung von Jon Lord auf seiner verzerrten Hammondorgel (rechts im Stereopanorama) auch Schlagzeuger Ian Paice mit einem Sechzehntel-Rhythmus auf der Hi Hat dazu, den er im vierten Durchgang durch Snare-Schläge auf den Zählzeiten 2 und 4 ergänzt.

Bei der fünften Wiederholung addiert Paice die Bassdrum auf den gleichen Zählzeiten und Roger Glover setzt mit dem Bass ein. Es folgt ein letzter Durchgang mit der bisherigen Instrumentation, wobei Paice nun durchgehende Achtelnoten auf der Bassdrum spielt, bevor Ian Gillan mit der ersten Strophe des Songs beginnt.

Text
Der Text erzählt eine wahre Geschichte: Am 4. Dezember 1971 waren Deep Purple in Montreux, um ein neues Album mit einem mobilen Tonstudio, das sie von den Rolling Stones gemietet hatten, aufzunehmen. Sie bezogen Quartier in einem Gebäude, das zum Casino von Montreux (das gambling house, auf das der Text sich bezieht) gehörte. An diesem Abend gaben Frank Zappa und The Mothers of Invention ein Konzert im Casino, während dessen ein Feuer ausbrach. Angeblich hatte ein Schweizer Fan mit einer Signalpistole an die Decke des Konzertsaals („some stupid with a flare gun“ heißt es im Text) geschossen. Der gesamte Gebäudekomplex mitsamt dem Equipment der Mothers wurde zerstört. Der „Funky Claude“, der im Lied erwähnt wird, ist Claude Nobs, der Direktor des Montreux Jazz Festivals, der den Besuchern half, sich vor dem Feuer zu retten („Funky Claude was running in and out / Pulling kids out the ground“). Der Titel des Songs bezieht sich auf den Rauch, der sich über dem Genfer See ausbreitete und der von den Musikern von Deep Purple in ihrem Hotel beobachtet wurde. Es gibt sogar ein Bootleg des Zappa-Konzerts mit dem Titel Swiss Cheese/Fire!.

Deep Purple hatten nun das teure Tonstudio, aber keinen Ort mehr, an dem sie ihre Aufnahmen machen konnten. Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten fand Nobs für die Band das Theater The Pavillion, aber nachdem Deep Purple mit den Aufnahmen begonnen hatten, beschwerten sich die Nachbarn über den Lärm und die Polizei sorgte für eine Beendigung der Session. Schließlich, nach einer Woche des Suchens, mietete die Band das fast leerstehende Montreux Grand Hotel, wo die Gänge und Stiegenhäuser zum Aufnahmestudio umgewandelt wurden. Nahezu alle Aufnahmen für das erfolgreichste Deep-Purple-Album Machine Head erfolgten hier. Smoke on the Water war jedoch das einzige Lied, das nicht im Grand Hotel aufgenommen wurde; es wurde erst später vollendet, nachdem der Basic Track für den Song das einzige Ergebnis der abgebrochenen Pavillon-Session war.

Veröffentlichung und Nachwirkung
Smoke on the Water war Teil des Albums Machine Head, das im Frühjahr 1972 veröffentlicht wurde. Der Song wurde jedoch erst ein Jahr später als Single veröffentlicht, wo er im Sommer 1973 die Nummer 4 der US-amerikanischen Billboard Charts erreichte.

Der Song wurde zum festen Bestandteil der Liveshows von Deep Purple, wo er vor allem zum virtuosen Wechselspiel zwischen Lords Orgel und Blackmores Gitarre genutzt wurde. Eine Live-Version ist auf dem Album Made in Japan zu hören, ebenso wie auf der DVD Perihelion.

Während Gillans Intermezzo bei Black Sabbath im Jahr 1983 wurde Smoke on the Water auf Tour regelmäßig als Zugabe gespielt.

Das Lied gehört zu den bekanntesten Werken der Rockmusik. Es existieren zahlreiche Coverversionen.

Wissenswertes
Laut der britischen Musikzeitschrift Q lautete der Arbeitstitel des Liedes "Drrr Drrr Drrr".
Da vor allem Anfänger auf der E-Gitarre den bekannten Riff häufig sehr schlecht interpretieren, verbieten in vielen Musikgeschäften Hinweisschilder das Anspielen des Riffs beim Testen einer E-Gitarre.
Ian Gillan lehnte den Text zuerst ab, da man den Text als drogenverherrlichend interpretieren könne.
Ritchie Blackmore hasst das Hauptriff des Songs, da er nicht verstehen kann, wie diese Simplizität soviele Menschen begeistern kann.

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