Thema: Stichtage
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7. December 2006, 09:41   #7
Jules
 
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07. Dezember 1906: Erika Fuchs wird geboren (Comic-Übersetzerin)

Erika Fuchs, geborene Petri, (* 7. Dezember 1906 in Rostock; † 22. April 2005 in München) war eine deutsche Übersetzerin. Über 40 Jahre lang übersetzte sie im Auftrag des Verlags Ehapa die amerikanischen Comic-Geschichten für das deutsche Micky Maus-Heft.

Kindheit
Erika Fuchs war das zweite der insgesamt sechs Kinder von Auguste (geborene Horn) und August Petri. Auguste Horn stammte aus München, war ausgebildete Sängerin, arbeitete als Volksschullehrerin und hatte in Augsburg unterrichtet. Sie lernte den aus dem Land Lippe-Detmold stammenden August Petri in einem Studentencorps kennen, wo man gegenüber der emanzipierten Auguste leichte Vorbehalte hatte. Bald nach Erikas Geburt zog die Familie in das damalige Reichenbach in Schlesien, von dort im Jahr 1912 nach Belgard (das heutige Białogard) an der Persante. August Petri hatte dort den Posten eines Direktors der Überlandwerke (vergleichbar den Elektrizitätswerken) für Hinterpommern, der heutigen Woiwodschaft Westpommern, inne. Sein Beruf erlaubte es der Familie, in einigem Wohlstand zu leben; so besaßen die Petris das einzige Auto im Ort und die Kinder wuchsen in einem großen Haus mit Dienstboten auf. Zum Personal der Familie gehörten nicht nur ein Kinder- und ein Stubenmädchen, auch eine Köchin und ein Gärtner arbeiteten im Haushalt.

Von ihrem Vater wurden die Kinder sehr streng erzogen; Erika Fuchs berichtet später: „Bei uns daheim wurde nicht argumentiert und nicht ausdiskutiert. Da wurde befohlen und gehorcht“; da die sechs Kinder aber altersmäßig nur neun Jahre auseinanderlagen, führten sie ein ziemlich eigenständiges und ungebundenes Leben, über das Frau Fuchs sagt: „Jedenfalls hatten wir einen ganz ungeheuren Auslauf."

Im Elternhaus spielte Musik eine wichtige Rolle, die Mutter hatte regelmäßig Gäste zu Besuch, die sie beim Gesang begleiteten, und auch bei der Haus- und Küchenarbeit wurde gern gesungen.

Übersetzertätigkeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Übersetzerin, zuerst für die deutsche Ausgabe von "Reader's Digest", bevor sie weitere Anstellungen zum Übersetzen bei anderen amerikanischen Zeitschriften führten. 1951 schließlich wurde sie Chefredakteurin der neu gegründeten deutschen Micky Maus, bei deren Gestaltung sie in den nachfolgenden Jahren viel Einfluss hatte. 1988 trat sie in den Ruhestand.

Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Übersetzungen der amerikanischen Disney-Comics, insbesondere der Geschichten von Carl Barks rund um die Familie Duck. Ihre Übersetzungen enthielten – anders als die englischen Vorlagen – zahllose versteckte Zitate und literarische Anspielungen. So war sie, als hervorragende Literaturkennerin, der festen Überzeugung, man könne als Übersetzerin von Comics nicht gebildet genug sein. Auch der fast immer als ihre Schöpfung bezeichnete Spruch: "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ ist keine eigene Erfindung, sondern eine Abwandlung der ersten Zeile des "Ingenieurlieds" von Heinrich Seidel (1842-1906), veröffentlicht 1889 im "Glockenspiel" (Dem Ingenieur ist nichts zu schwere ...). Von den auf den Wortstamm verkürzten Verben, mit denen nicht nur, wie zuvor bekannt, Geräusche (Onomatopoesie) beschrieben werden (z.B. „schluck“, „stöhn“, „knarr“, „klimper“), sondern auch lautlose (psychische) Vorgänge markiert werden (z.B. „grübel“, „staun“), rührt der Ausdruck Erikativ.

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