Einzelnen Beitrag anzeigen
5. April 2003, 00:03   #43
miaou
Ungültige E-Mail Angabe
 
Benutzerbild von miaou
 
Registriert seit: January 2003
Beiträge: 146
salut,

Zitat:
Zitat von ayla
Die Frage nach dem freien Willen des Menschen scheint beantwortet[ ....] Wenn jemand den Entschluss fasst, den kleinen Finger zu krümmen - also willentlich etwas zu tun - , dann wird das Gehirn schon lange vorher aktiv.

Die Handlung geschieht unbewusst, bis zu eineinhalb Sekunden, bevor sie von irgendwelchen "Agenten" dem Bewusstsein gemeldet wird, und der Mensch hat dann das Gefühl, er hätte die Handlung absichtlich vollführt.
und warum sollte dahinter kein wille stecken?
den willen allein auf das bewusste zu reduzieren ist zuwenig.
"wenn jemand den entschluss fasst, den kleinen finger zu krümmen, wird das gehirn schon lange vorher aktiv"..und warum?
weil dem bewusstwerden des handelnswollens schon gedanken und willen, wenn auch unbewusst, vorangegangen ist.
( ich rede jetzt nicht von reflexen oder instinkthandlungen, die eventuell dem überleben des individuums dienen, sondern von aktionen, die in dem sinne nicht notwendig wären..wie das fingerkrümmen)

Zitat:
Zitat von ayla

Anders formuliert bedeutet das etwas durchaus Beunruhigendes: Der freie Wille ist eine Täuschung. Allenfalls kann der Mensch noch innerhalb sehr kurzer Zeit eine Handlung bewusst verhindern -- bewusst setzen kann er sie nicht.
das sehe ich nicht so. reflexhandlungen kann kein mensch verhindern. der wille ist aber mehr, als wir uns bewusst machen, insofern kann man ihn nicht am bewussten bewusstsein festmachen...sondern muss unbewusste, aber dennoch willentliche vorgänge miteinbeziehen. oft werden sich menschen erst hinterher klar, warum sie so und nicht anders gehandelt haben...wenn es ins bewusste vordringt - was aber eine unbewusste willensbildung nicht negiert.
oder anders. nur eine willens-handlung kann man noch bewusst verhindern.

Zitat:
Zitat von ayla
Die Aufgabe des Gehirns ist es nicht, uns ein korrektes Bild der Außen- oder der Innenwelt zu liefern. Die Aufgabe des Gehirns ist es vielmehr, unser Überleben zu sichern. Und wenn Illusionen dazu beitragen, dann eben auf diese Art.
eine hochphilosophische frage.
wozu sollten wir ein korrektes bild der aussen- ( oder innen- )welt haben? wer kann überhaupt bestimmen, was ein "korrektes bild" der aussenwelt ist?
ist dieses bild nicht eine sache der individuellen wahrnehmung...und eigentlich unwichtig? ist es wichtig, ob ich einen baum als baum wahrnehem und jemand anders als wasweissich? wichtig ist doch, dass man eine gemeinsame verständigung über dieses ding "baum" hat, egal, wie wer es sieht.
etwas anderes ist die kommunikation, die universell verständlichen gesten unter menschen..die sind sicher wichtig, werden aber z.b. laut eibl-eibesfeld universell unabhängig von kulturkreis verstanden..sind aber doch wohl eher den reflexen zuzuordnen ( lachen, lächeln,weinen usw).
was hat also ein korrektes bild der aussen/innenwelt mitdem willen zu tun?

Zitat:
Zitat von ayla
Aber das heißt noch lange nicht, dass wir nichts tun und alles geschehen lassen sollen. Der bewusste freie Wille ist zwar eine Täuschung. Das Gehirn aber produziert durchaus mehrere Varianten von Handlungen und wählt dann sozusagen selbständig, also unbewusst, eine davon aus. Irgendwo tief in uns sitzt sehr wohl eine Freiheit, wir können sie nur nicht so handhaben wie wir wollen.

Doch das entbindet uns nicht von der Verantwortung für unsere Handlungen. Denn selbst wenn unser Bewusstsein nicht in dem Maß beteiligt ist, wie wir bisher glaubten - das Unbewusste können wir durchaus beeinflussen, und "böse" Handlungen sehr wohl verhindern. Es liegt an uns.
für mich ein paradoxon. der freie wille ist eine täuschung, aber wir können frei wählen....wenn auch unbewusst. warum soll unbewusstes handeln nicht vom willen geprägt sein? nur,weil wir bewusst nichts davon mitkriegen?
und wie kann man das unbewusste beeinflussen, wenn nicht durch den willen?
dennoch wird der wille als täuschung klassifiziert. das passt nicht.
es besagt: wir haben zwar keinen willen, er ist eine täuschung, aber wir können "es" doch beeinflussen und verantwortung tragen.

m.e. kann man nur verantwortung tragen wegen des willens. sonst ist der begriff verantwortung absurd. unwillentliche verantwortung ist keine verantwortung. kann sie nicht sein.

der wille existiert. nicht nur hypophysengesteuert, sondern real.

die tägliche entscheidung, "gut" oder "böse" zu handeln, überhaupt zu handeln, kommt durch den willen.
und somit die verantwortung für das tun.
ausschliesslich un-willen-mässig, oder reflex- und instinkt gesteuert, als illusion, wären wir nicht da, wo wir sind. in all unserer diversität und komplexität.
sondern noch weit vor der stufe der neanderthaler..nämlich ausschliesslich aufs überleben fixiert.

sicher, das unbewusste steuert uns ebenso oder mehr als das bewusste...dennoch entspringt es m.e. ebenso aus einem willen in uns. nur, das wir nicht direkten bewussten zugriff darauf haben, sondern sich diese entscheidungen aus unserer persönlichkeit, aus unseren inneren gedankenvorgängen, wollen, und bestrebungen wie auch hindernissen ergibt.

die verantwortung für unser tun liegt ausschliesslich bei uns selbst..auch wenn es verlockend erscheint, das jemandem oder etwas anderem zuzuschieben. und wenns auch nur der illusion wäre.

dennoch stimme ich lucys sicht der suchtkrankheit zu..der geist ist willig, doch das fleisch ist schwach.
sucht ist eine krankheit, und somit nicht direkt dem willen unterzuordnen...da spielen andere faktoren mit.

jedenfalls: langer rede kurzer sinn: m.e ist der wille keine illusion.
sonst wäre es auch die verantwortung.
jeder hat in der hand, sein verhalten zu gestalten... und seinen willen dafür einzusetzen, sich so zu verhalten, dass er/sie noch ohne scham in den spiegel schauen kann.

ciao,

miaou