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16. April 2006, 00:31   #9
Ben-99
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... Lost Arrow, Du bist doch extra angereist und hast es mit eigenen Augen gesehen: Obwohl sie nicht gewonnen haben, waren die Hamburger ganz klar die bessere Mannschaft. Wußtest Du eigentlich, daß der Gesamt-Etat des FC St. Pauli dem Jahresgehalt eines einzigen Bayern-Spielers entspricht?

Die Pauli-Fans haben auch deshalb nach dem verlorenen Spiel gejubelt, weil an diesem Abend wieder einmal deutlich wurde, daß es in Deutschland auch noch ein paar wenige sympathische Vereine gibt, bei denen noch der Spielgeist im Vordergrund steht, im Gegensatz zu solchen sterilen Bayern-Clubs, deren in jeder Hinsicht satten Kickern man anmerkt, daß jeder von ihnen Millionär ist und schon während des Spiels daran denkt, wie er seine kostbaren krummen Beine irgendwo auf der Welt noch teurer verkaufen könnte.

Dazu gehören dann auch noch solche unsympathischen Funktionäre wie Rummenigge, der sich erst heute wieder im Fall Lehmann als schlechter Verlierer erwiesen hat. Und von Dumm-Kaiser Beckenbauer, der Mann, der grundsätzlich zuerst redet und erst dann denkt, will ich erst gar nicht sprechen.

Fazit: Es war trotz allem ein schönes Spiel. Und wenn man weiß, welche horrenden Summen vorher wochenlang geboten worden sind, um noch eine heißbegehrte Karte für das ausverkaufte Stadion zu ergattern – manche haben sogar im Tausch WM-Karten geboten - dann freut man sich im nachhinein mit den glücklichen Zuschauern, von denen alle auf ihre Kosten gekommen sind. Und besonders sympathisch fand ich die Entscheidung des FC St. Pauli, nicht in die große Arena auszuweichen, um dort einen Reibach zu machen, sondern das Spiel der Spiele wie eine ganz normale Regional-Begegnung im St.Pauli-Stadion am Millerntor auszutragen, obwohl man dort gerade mal knapp 20.000 Zuschauer unterbringen kann.

Man hat sich "aus sportlichen Gründen" dafür entschieden, hieß es nur lapidar vom Verein. Und so durften die verwöhnten Bayern-Stars dann auch mal erleben, wie es ist, sich in modrigen Kabinen umziehen zu müssen und sich unter rostigen Duschen den Schweiß abzuspülen. Aber dafür wurden sie auch endlich mal wieder daran erinnert, wie es ist, wenn Fußballer nicht immer nur an ihr Bankkonto denken, sondern in erster Linie an ihre Fans und dafür eben alles auf dem Platz geben. Promi-Spielern von Geldsack-Vereinen wie Bayern München mag das fremd sein, weil ihnen nicht ihre Fans wichtig sind, sondern nur der möglichst enge Kontakt zu ihren mächtigen Vereins-Funktionären, die wiederum Deals für sie mit der käuflichen Presse aushandeln, so daß die Anhänger solcher Vereine eigentlich von Bättern wie "Bild" ferngesteuert werden, ohne es zu merken.

Daß es auch anders geht, daß Fußball noch wirklich etwas mit Leidenschaft, Kampfgeist, Aufopferungsbereitschaft, Enthusiasmus, Fairneß und eben auch "Sport" zu hat, haben die leider nur selten siegreichen, dafür aber immer liebenswerten Kicker des Ausnahme-Vereins St. Pauli an diesem Abend erneut dem staunenden Rest der germanischen Fußball-Gemeinde gezeigt, die wohl gar nicht mehr daran geglaubt hat, daß so etwas tatsächlich noch in deutschen Landen existiert.

Gruß Ben