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12. August 2006, 07:53   #2
Ben-99
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... es wäre natürlich besser gewesen, wenn er schon eher darüber gesprochen hätte, und sicherlich werden sich jetzt auch paar Grass-Hasser auf ihn stürzen. Doch ich bin sicher, daß die Kritiker, auf die es ankommt, sehr gelassen reagieren werden.

Und auch ich habe überhaupt kein Problem damit. Der Mann war ja nicht 35, auch nicht 25, sondern Günter Grass war ein 15jähriges Kind, als er dem Verein beitrat. Und im Gegensatz zu heute war man damals in dem Alter tatsächlich noch ein "Kind".

Und wer jetzt von den Konservativen die Gelegenheit nutzt, einem der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart ans Bein pinkeln zu wollen, der sollte erst mal die Frage beantworten, wie es passieren konnte, daß ein Mitglied der Waffen-SS gleich nach dem Krieg wieder Karriere machen konnte und sogar zum Vorsitzenden der damals noch mächtigen Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) gewählt wurde. Und Hanns-Martin Schleyer ist als Erwachsener in die Waffen-SS eingetreten, wußte also was er tat und konnte schon in jungen Jahren auf eine beachtliche Nazi-Karriere "stolz" sein:

Hanns-Martin Schleyer - Wikipedia

Es kommt wirklich nicht darauf an, wer mal als 15jähriger im damaligen Verbrecher-Staat Mist gebaut hat. Wichtig ist, daß die Deutschen nach dem Krieg begriffen haben, welches Unrecht seinerzeit "im Namen des Deutschen Volks" begangen wurde. Leider waren es nicht viele, die das einsehen wollten. Aber Günter Grass ließ von Anfang an nie Zweifel an seiner Gesinnung und hat als weltweit angesehener Schriftsteller durch seine Bücher viel zur Aufarbeitung einer finsteren Epoche beigetragen, die von anderen lieber totgeschwiegen wurde.

Gruß Ben